Kenne ich gut...
Vorab, ich habe jetzt NICHT alle Seiten gelesen und antworte das, was mir reinweg zu der Eingansfrage einfällt, bzw zu diesem Teil
Die Frage stellt sich mir deshalb, weil ich das tatsächlich unlängst erlebt habe. Die Frau brach den Kontakt ab, bevor es innigeres als der erste Wir-sind-unglaublich-heiß-aufeinander-Sex entstehen konnte. Ihr Argument: Sie käme nicht damit klar, dass sie quasi Harz IV bezieht und ich (nach Ihrer Definition) so viel erfolgreicher bin. Sie würde sich dabei immer eher unwohl fühlen.
Ich kann das gut nachvollziehen, auch wenn ich heute sage "völlig unbegründet".
Eine Situation, die ich erlebte und die wahnsinnige Kreise zog, wäre mit meiner Erfahrung und meinem Wissen von heute, eine ganz andere gewesen.
Hier die Geschichte dazu und weswegen ich Verständis mit der Dame hab.
Ich habe schon immer gerne gearbeitet, war immer fleißig, was ich machte, machte ich richtig und zu 100%, mein Anspruch...
Im Gegensatz zu meinen vorherigen Tätigkeiten war es aber eigentlich "ein Abstieg", dass ich plötzlich erst einmal "nur" noch kleine Kellnerin war.
Mir selbst ist es völlig egal, was wer hat und darstellt, mich interessiert der Mensch, sein Charakter und keinesfalls sein Portemonnaie, Anzug oder Kontostand. Und ich schämte mich auch keinesfalls meines Jobs, fühlte mich wohl.
Aber plötzlich war er da, der Mann, der später um meine Hand anhielt. Und er war perfekt...hatte alles und lebte irgendwie in einer ganz anderen Welt als ich mit anderen Kontoständen, anderen Restaurants etc...
Das war alles auch "gar kein Problem", so GLAUBTE man. Wir fanden zueinander, liebten uns, ergänzten uns, heirateten...
Aber da gab es zB das erste Kennenlernen mit seinen Freunden. Ich saß da, wie bestellt und nicht abgeholt, fühlte mich unwohl, auf einmal "klein", sie alle um mich herum waren erfolgreich, hatten bestimmte Positionen, andere Autos, andere Wohnungen oder Häuser. ICH war ja "nur" die "kleine Kellnerin", wenn inzwischen auch "OBER-Kellnerin".
NIEMAND gab mir das Gefühl, DASS es so war, schon gar nicht mein Partner, trotzdem F Ü H L T E ich mich so.
Innerlich begann ich an zu rennen, ich wollte neben diesem Menschen etwas SEIN, neben ihm bestehen, ihm ebenbürtig sein und so arbeitete ich unermüdlich, machte mich selbstständig, kämpfte und lief und lief...
Natürlich kam mein Erfolg uns wirtschaftlich auch zu Gute- unsere Ehe aber zerbrach mehr oder minder (sehr spezielle Geschichte).
Während dieser Zeit des Infrage-Stellens lernten wir erstmalig nach vielen Jahren überhaupt richtig miteinander zu kommunizieren und so kamen auch diese Dinge und dieses Thema mal ran...
Er hatte mich kennengelernt wie ich war, liebte mich so und er nahm das damals nicht einmal wahr, dass ich mich so fühlte. Ich brachte es ja auch kaum zum Ausdruck. Er war erstaunt, ein wenig unverständig... Für ihn gab es ja keinen Anlass und vermutlich haben auch seine Freunde nie weniger in mir gesehen als den Menschen, den sie eben mögen wollen oder nicht.
HEUTE weiß ich, das Problem lag in MIR, in der Wahrnehmung meiner Selbst, in meiner eigenen Messlatte, in meinem eigenen Komplex.
Wie gesagt, die Situation mit meiner Erfahrung von heute, meiner Reife von heute, wäre eine ganz andere gewesen.
So aber wurde das Ganze Bestandteil vieler Missverständnisse und Verirrungen, dummer Verhaltensweisen und mitursächlich für den werdegang dieser Ehe, aufgedeckt erst nach vielen Jahren, weil man es sich 1) erst selbst dann bewusst machte, bzw dazu in der Lage war und 2) entsprechende Kommunikation gelernt hatte.
Schade eigentlich- aber so ist es. Letztlich sage ich mir auch, lieber spät als nie
Insofern kann ich aber verstehen, dass "so etwas" eine Rolle spielt.
Und ich finde es erst einmal gut, dass die betreffende Frau in der Lage ist, das so klar zum Ausdruck zu bringen. Damit hat sie ja erst einmal eine Grundlage/ Vorlage gegeben, wo man dann weiter drüber reden KÖNNTE. Kontakt abbrechen und Kontakt abbrechen sind ja auch zweierlei.
Man tut es und meint es definitiv so und weiß jede weitere Kontaktaufnahme zu unterbinden aus tatsächlicher Überzeugung.
Man tut es, weil man sich einredet, es sei das Beste, ist aber dennoch traurig und wäre überrascht, evtl glücklich, der andere würde einen zurückholen und eines besseren belehren, was die unreifere Variante wäre, losgelöst vom Alter.
Würde mir gegenüber heute jemand so reagieren und ich bin anderer Meinung, dass mich dieser "soziale Status" (oder was auch immer da als hinderlich betrachtet wird) nicht stört, würde ich da nochmal dran bleiben, das Gespräch suchen und dann kommt es eben darauf an, wie weit man in der Lage ist, entsprechend zu kommunizieren.
Wie gesagt ist es mir heute wurscht, was die Menschen tun, die ich mag. Klar sollten ähnliche Interessen da sein, ein ähnlicher IQ irgendwie, aber ein MUSS? Nö.
Ich kannte einen Prof. der Mathematik, fast ein Genie, er war verheiratet mit einer Frau, die fast fragte, wo die Leiter stünde, wenn man erzählte, im Himmel sei Kirmes. Aber sie hatte das wärmste und größte und gütigste Herz, was man sich denken konnte. Und die beiden verstanden sich und waren glücklich.
Und mir ist es heute auch egal WAS ICH tue, bzw würde ich mich einfach nicht mehr "klein" machen oder schämen, mich minderwertig fühlen, wie damals. Ganz gleich, ob ich irgendeine Unterstützung bekäme, Kassiererin wäre, Kellnerin oder Anwältin. Wer meint, er muss nach meiner "Visitenkarte" urteilen, bevor er sich mit mir unterhalten hat- biddesehr...
Unterm Strich aber will ich sagen, das Problem liegt oft "in einem Selbst", auch wenn viele Beiträge hier herauslesen lassen, dass dem einen oder anderen eben Status xy wichtig ist.
Verstehe ich auch. Irgendwie bewegen wir uns alle in "ähnlichen Kreisen". Ich würde den aber nicht am Berufsbild oder Kontostand festmachen. Ich würde einfach grob formulieren:
Mit Menschen aus meinem nahen Umfeld brauche ich zunächst IRGENDEINEN gemeinsamen Nenner, der kann aus ganz verschiedenen Bereichen kommen.
Und umso größer oder vielfältiger dieser gemeinsame Nenner wird, umso enger/ dauerhafter wird die Verbindung
Und weil manche Nenner sich eben auch mal wieder verschieben, sowohl auf der einen, als auch auf der anderen Seite, gehen Verbindungen halt auch mal wieder auseinander...