Dauerhafte Bindung und dauerhaftes Begehren
@*****ane
Dauer und Begehren, scheint sich auszuschließen.
Wenn das so
SCHEINT, Morigane, dann weil es bei der Mehrheit langjähriger Paare wohl auch so ist: Die Leidenschaft nimmt mit den Jahren ab, das Bekannte verliert seinen Reiz, das Begehren schläft ein, das Bemühen hört auf. Man stellt das fest, ernüchtert, irgendwann, und entweder macht man seinen lieben Frieden damit und fügt sich, oder man bricht aus. Ja, bei der Mehrheit läuft es wohl so, aber eine zwingende Unausweichlichkeit ist es deswegen noch lange nicht.
Bindungs- und sexuelle Motivation sind immer Antagonisten...
Da widerspreche ich aber ganz entschieden. Das
IMMER ist in seiner Absolutheit einfach falsch. Ich erlebe das Gegenteil. Meine Partnerschaft hält nun schon fast 30 Jahre, und unsere gegenseitige sexuelle Anziehungskraft und Aktivität ist weit davon entfernt, nachzulassen. Sie ist sogar über die Jahre, und ganz besonders in den letzten, immer stärker geworden.
Was macht man um Himmelswillen, wenn man beides will??
Sich darüber klar werden,
WARUM der Abnutzungsmechanismus bei den meisten so wirkt, und daraus Konsequenzen ableiten?
Sicher gibt es kein universelles Rezept, aber ich kann dir unseres schildern, ohne es deswegen als Allheilmittel für jedermann anzupreisen. Aber für uns funktioniert es eben bestens: Wir reservieren Erotik, Leidenschaft und romantische Gefühle nicht exklusiv für den Partner, sperren sie nicht in unsere Zweierbeziehung ein, sondern erleben sie bewusst auch mit anderen Menschen. Nicht heimlich und verschämt hinter dem Rücken des Partners, sondern in vollkommener Offenheit, gegenseitiger Zustimmung und Anteilnahme. Wir sprechen sehr oft miteinander über unsere Empfindungen, auch über die zu anderen Menschen. Wir fühlen keine Eifersucht, sondern Genugtuung, Mitfreude, wenn es dem Partner gut geht und er sich den Alltag auch mal mit jemand anderem als immer nur mit einem selbst versüsst. Mit Flatterhaftigkeit hat das nichts zu tun: solche Nebenbeziehungen sind bei uns durchaus auch langfristig und tiefgründig angelegt. Auch mit Untreue hat das nichts zu tun: schließlich waren wir uns in all den Jahren stets zuverlässige und loyale Gefährten durch dick und dünn, und das wird ganz sicher bis ans Ende unserer Tage so bleiben.
Was ist der Gewinn für uns beide? Zunächst mal natürlich erotische Abwechslung, nach der sich heimlich wohl jeder sehnt
Aber das Einlassen auf andere Menschen bringt natürlich auch Entwicklungsimpulse, Anregungen, Auseinandersetzungen, die uns persönlich weiter bringen, und auf die wir allein zu zweit nicht gekommen wären (ich meine das durchaus nicht nur im erotischen Kontext). Auf diese Weise werden wir wohl auch immer wieder ein wenig "neu" und interessant füreinander. Die Leidenschaft braucht ein bisschen das Fremde, hast du selbst gesagt. Wir brauchen uns keine Genüsse zu versagen, und haben dennoch nie ein schlechtes Gefühl, unsere Liebe zu gefährden. Sie ist durch die Freiheit, die wir uns gegenseitig gegeben haben, nur umso stärker geworden.
Mach doch mal ein Gedankenexperiment, Morigane, und stell dir vor, du und dein Partner ihr hättet ein Gelübde abgelegt, euch in Zukunft mit keinem anderen Menschen mehr zu
UNTERHALTEN, als nur noch ihr miteinander. Das ganze Leben lang nur noch Zwiegespräche mit dem
EINEN Menschen. Eine absurde Vorstellung, ganz klar, aber denk trotzdem mal für einen Moment drüber nach, wie sich so etwas nach vielen Jahren auf die
Fähigkeit zu inhalts- und geistreicher Unterhaltung auswirken würde. Und auf die
Freude und den
Spaß an solcher Unterhaltung. Die Verarmung ist voraussehbar, oder?
Und siehst du die Parallele, die ich meine?
Mike