Über die schmutzige Sprache der Liebe
Arschficken versus AnalverkehrIch liebe Arschficken. Aber ich hasse Analverkehr. Analverkehr. Wie das schon klingt. Nüchtern. Distanziert. Abstrakt. So als hätten sich die Buchstaben in diesem Wort bloß aufgrund einer besonderen Langeweile zusammengefunden, nur um dann dank weiterer Langeweile unbemerkt in einer belanglosen Nachricht des öffentlich rechtlichen Rundfunks aufzutauchen.
Zum Beispiel: „Achtung Autofahrer, heute wieder starker Analverkehr auf der Südosttangente!“
Oder: „Aufgrund des starken Feierabendanalverkehrs kann es entlang der Hauptverkehrsverbindungen zu längeren Wartezeiten kommen!“
Oder: „Im Seengebiet ist aufgrund des dichten Nebels mit erhöhtem Aufkommen von Analverkehr zu rechnen!“
Analverkehr. Könnte also im Radio vorkommen. Oder in unwichtigen Gesetzesentwürfen. Und das tut er tatsächlich. Denn unwichtige Wichtige können es nicht sein lassen, für sie an sich unwichtige Tätigkeiten plötzlich wichtig erscheinen zu lassen. So ist der Analverkehr – laut Gesetzestext – immer noch in etlichen US-Staaten verboten. Fällt dort unter die Kategorie Sodomie oder „Verbrechen gegen die Natur“. Das gilt übrigens auch für den Oralverkehr. Und wenn wir schon vom Oralverkehr sprechen: Auch hier fängt der Begriff phonetisch bei Weiten nicht das ein, um was es bei dieser Tätigkeit eigentlich geht. Darüber hinaus zwickt’s ein bisserl mit der Logik. Das ist zumindest meine Meinung.
Denn beim Geschlechtsverkehr, gut, das ist klar, da verkehren zwei Geschlechter, respektive Geschlechtsteile miteinander. Aber beim Oralverkehr? Verkehren da vielleicht zwei Münder miteinander? Heißt das nicht schon Küssen? Und wie ist das dann überhaupt mit dem Analverkehr? Verkehren da mitunter sogar zwei Arschlöcher? Natürlich, auch das kann vorkommen. Charakterlich gesehen. Aber körperlich? Ja, ja, ich weiß, alles ist möglich und jedem das seine beziehungsweise jeder das ihre.
Auf was ich hinaus will: Arschficken passt als Wort einfach weit besser zu der damit gemeinten Spielform der Liebe. Weil Arschficken, da kommt ein bisschen die schmutzige Seite der Seele zum Vorschein. Arschficken, da sind wir in der Klasse, die definitiv über dem Kuschelsex liegt. Aber ich möchte ehrlich sein. Vom reinen Gefühl her ist mir eine schöne, warme, weiche, feuchte Pussy lieber. Ich mag das, wenn sich mein Schwanz mit dem Saft der weiblichen Seite voll saugt, wenn er dicker und dicker wird, wenn die Dämme brechen, sich die Grenzen auflösen, eine glitschige Einheit entsteht, wo man den Grad der echten Erregung am Fluss der Flüssigkeiten unmittelbar nachvollziehen kann. Arschficken ist da anders. Härter, schmerzvoller, aber auch lustvoller. Weil es beim Arschficken um die reine Lust geht. Und um sonst gar nix. Weil beim Geschlechtsverkehr, die Gene, die sind ja nicht dumm, und irgendwie denken sich die, mag es auch noch so leise sein, der Geschlechtsverkehr, ja, der könnte ja auch noch einen höheren Zweck dienen, der Fortpflanzung nämlich. Arschficken ist hingegen ein reiner Diener der Lust. Genauso wie Blasen, Lecken, Schlecken, Saugen. Auch hier wird deutlich, dass man beim Klang dieser Wörter schon deren Schlüpfrigkeit erahnen kann. Im Gegensatz zu Oralverkehr.
Lange Rede, kurzer Sinn, weil auch die Viertelstunde schon wieder vorüber ist: Lieber die Dinge bei ihren Namen nennen. Wenn mir eine Süße ins Ohr haucht, ob ich sie heute gerne in den Arsch ficken möchte, dann kann ich gar nicht anders, dann sage ich ja. Die Frage, ob ich eventuell ein bisschen Analverkehren möchte, erübrigt sich von selbst.