Mal konkreter
Interessantes Thema, da es auf den Erfahrungen, Vorlieben und insbesondere den Gewohnheiten der beteiligten Sexpartner beruht, und gerade deshalb meistens vage bleibt, was genau gemeint ist. Auf was bezieht sich denn lang oder kurz? Wenn es ausschließlich um Rein-Raus geht, so ist das ja "nur" ein Teil vom kompletten Akt. Man kann ja auch vorher schon kommen oder sich danach einen Krampf im Arm holen, ohne dass etwas passiert. Auch wenn es sehr nüchtern klingt, aber Zeitangaben wären hilfreich, um konkreter werden zu können. Ich versuche mal, meine persönliche und so konkret wie mögliche Sichtweise rüberzubringen und Deine Fragen zu beantworten:
Wann könnt ihr lange, wann kurz?
Lange: Manchmal hat es etwas mit Alkohol zu tun. Wenn ich mich beim Sport verausgabt habe. Wenn ich meine Sexpartnerin kaum kenne.
Kurz: Am Anfang einer Liebesbeziehung.
Das sind definitiv die Umstände unter denen es bei mir so oder so ist. Warum? Nun, je weniger ich eine Frau kenne, desto weniger Ambitionen habe ich, um auf sie einzugehen. Ich weiss nicht was und wie sie es mag, wie sie reagiert, und es geht eher darum, dass jeder sich das holt, was er möchte. Es bleibt eine gewisse menschliche Distanz und so ist mein Penis auch eher ein Werkzeug als ein essentieller Teil von mir. Am Anfang einer Liebesbeziehung dagegen, bei der das Ende nicht impliziert ist, steht einem alles offen, so viel zu entdecken und zu erfahren über die Ganzheit dieser Person, und so bin ich dann anfangs mit meiner Lust nicht nur beim konkreten Sex, sondern bei dem ganzen Sex, den wir im Laufe unserer Beziehung haben werden. Anders ausgedrückt: Bei ersterem jongliere ich mit drei Bällen sicher, während bei letzterem zehn Bälle durch die Luft fliegen und der ein oder andere auf den Boden fällt, so lange, bis auch das klappt.
Wann wollt ihr lange, wann nicht?
Ich will eigentlich nie lange. Auf Rein-Raus bezogen heisst das für mich, mehr als 10-15 Minuten sollten es nicht sein, lieber 3-10 (das sind grobe Schätzungen, aber ohne Zeitangaben bleibt das Thema nunmal vage). Ich will nicht lange, aber dafür oft. Lieber in einer Nacht 5 Mal Sex als ein oder zwei Mal in derselben Zeit.
Wie ist der Zusammenhang zwischen wollen und können?
Man kann das schon steuern glaube ich. Beim Sex an etwas anderes denken, damit man länger durchhält finde ich allerdings albern, ist doch nicht Sinn der Sache. Eher geht es um eine Art der Kontrolle, die man nicht als solche empfindet, da sie intuitiv wird. In Japan sagt man, jeder neunte Stoß sollte tief sein, damit sowohl Mann als auch Frau das "optimale" Lustempfinden haben. Wer das ausprobiert, wird zu Beginn natürlich zählen, aber irgendwann verinnerlicht man den Rhythmus und ist ganz im Moment, ohne an irgendetwas anderes zu denken (das war nur ein Beispiel für intuitive Kontrolle, mehr nicht, eher off topic).
Von Mann zu Frau kann ich Dir sagen, dass ich nicht glaube, dass es etwas bringt, für eine entspannte Atmosphäre zu sorgen oder zu versichern, dass alles ok und locker ist, egal ob kurz oder lang. Dazu spielen Gewohnheiten eine zu große Rolle und die liegen bei uns Männern ursprünglich in der Selbstbefriedigung. Kurz und schnell, lange und ausgiebig... Jeder ist dahingehend anders konditioniert. Die Frage ist doch, warum will man denn anders als man tut? Warum sollte ich länger wollen als ich kann, oder kürzer? Um meiner Partnerin gerecht zu werden? Nun, da gibt es ja genug Möglichkeiten (Beckenbodenmuskulatur trainieren, auch gerne durch Yoga, ist eine davon). Oder geht es vielleicht um etwas anderes, womit ich bei Deiner letzten Frage ankomme:
Schön wäre auch, die Gründe zu erfahren, warum ein Mann möglicherweise nicht die Wahrheit sagt.
Es geht um allgemeine Zuschreibungen, "wie lang können=gut" und "kurz=nicht so toll", und insbesondere auch darum, dass Mann sich einerseits fallen und gehen lassen soll beim Sex, aber andererseits den Penis bzw. Zeitpunkt des eigenen Orgasmus schön unter Kontrolle haben sollte. Ich weiss nicht, ob es bei jedem Mann einen Schwerpunkt gibt, ob kurz oder lang und das jeweils andere die Ausnahme bildet, anders gesagt, ist die Ableitung richtig, dass Männer die kurz können nicht lang können und Männer die lang können bei einem Quickie nicht kommen? Keine Ahnung. Ich für meinen Teil mache es weniger an mir fest, als an der Chemie zwischen mir und meiner Partnerin. Denn da sollte je nach Situation immer beides möglich sein. Bei 'nem Quickie in der Mittagspause kommen beide zum Orgasmus, genauso wie bei einem langen Kamasutraabend, oder so. Und, egal ob zu früh kommen oder kein Ende in Sicht, "die Frau so sexy finden" oder ähnliches ist nicht die Wahrheit.
PS: Ich hatte noch nie so lange Rein-Raus, wie ich gebraucht habe, diesen Beitrag zu schreiben.
PPS: Eigentlich komisch, dass bei den Vorlieben im JOYclub kurzer/langer Sex kein Kriterium ist. (stell ich mir enttäuschend vor, wenn die Vorlieben deckungsgleich sind und dann ist es für den einen schon vorbei während es für den anderen noch gar nicht richtig angefangen hat)