Monogamie: Warum einfach, wenn's auch kompliziert geht?
Oft werden hier offene Beziehungen diskutiert. Und die Polyamorie. Da habe ich jeweils den Eindruck, dass dieser Ansatz eher als speziell gilt, ja gar von der Norm abweichend. Und die Monogamie gilt als die klassische Beziehungsform.Ich frage mich: warum ist das so? Und worum geht's denn überhaupt bei der Monogamie?
Für mich ist dieser Ansatz nämlich voller Widersprüche. Erst einmal ist da der Punkt: ich kann meine Gefühle nicht steuern. Wenn ich für jemanden Gefühle entwickle, dann ist das ein Fakt, den ich nicht ändern kann. Und bin ich in einer monogamen Beziehung, dann bleibt mir nichts anderes übrig, als diese Gefühle zu unterdrücken. Und ihnen nicht nachzugeben. So zu tun, als ob nichts wäre. Macht das nicht unglücklich?
Dann könnte man argumentieren, dass es eh nur den einen Seelenverwandten gibt. Bzw. die eine Seelenverwandte. So gesehen könnte man also in Abrede stellen, dass es überhaupt zu dieser Situation kommen kann, wenn man die Richtige bzw. den Richtigen gefunden hat. Allerdings halte ich diese Vorstellung zwar für durchaus romantisch, aber doch fernab von der Realität.
Dies hat Randall Munroe in einem Text aus seiner Reihe "What If" schön durchleuchtet:
https://what-if.xkcd.com/9/
Die Frage: Was, wenn jeder Mensch genau einen Seelenverwandten auf der Welt hätte?
Die Antwort: Was für ein Alptraum! Denn gäbe es in der Tat genau einen Menschen, mit dem wir glücklich werden können, dann wäre es in den meisten Fällen schlicht unmöglich, diesen zu finden. Selbst im Zeitalter des Internets. Dies schon nur, weil es ja sein könnte, dass diese eine Person noch gar nicht lebt. Oder bereits ein schönes Leben hinter sich hat.
Es ist also schlicht ein Fakt, dass es mehr als einen Menschen gibt, mit dem wir eine Bindung eingehen können. Was mich wieder zur Frage führt: warum tun dann alle so, als ob dies nicht der Fall sei?
Geht es bei Monogamie darum, die romantische Idee des Seelenverwandten aufrecht zu erhalten? Und dann tut man so, als ob es keine Gefühle für andere Menschen geben kann - obwohl es so offensichtlich ist, dass dem nicht so ist?
Oder geht es schlicht um die Exklusivität des Beischlafs? Sprich: man gesteht sich ein, Gefühle für andere zu haben und geht damit auch offen um. Aber man bändigt einfach seinen sexuellen Trieb?
Und sollte diese Bändigung einmal nicht gelingen: Warum gibt man dann diese wunderschöne Sache mit dem Richtigen auf und macht auch sich selbst unglücklich damit? Wäre es nicht sinnvoller, es einfach zu sehen wie es ist? Die Sexualität als schöne Sache, die man mit verschiedenen Menschen geniessen kann, wenn man sich mag?