@tobo64
Ich denke mal, in dem Sinne "ist mit Dir gar nichts" passiert, was nicht vielen anderen auch passiert.Das Leben ist ein ständiger Wandel und den nimmst Du gerade evtl bewusster wahr als zuvor, bzw ist es gerade so eine Wandlungsphase.
Ich würde darauf jetzt hier gar nicht so antworten, wenn es zu OT wäre, aber ich kann mir schon vorstellen, dass das ja irgendwie auch hineinspielt in die Fragestellung der TE...
Ich glaube, wir alle gehen erst einmal unsere Wege..., als erstes Mal raus von zu Hause, auf eigenen Füßen stehen, etwas erreichen, etwas werden, den geeigneten Partner finden, Familie gründen, Haus und Hof etc etc etc etc..., wie individuell diese Wege auch immer ausfallen.
Dann aber irgendwann, wenn Vieles davon erreicht ist, eine Art Ruhe eintritt, der Raum zu hinterfragen, dann nehmen wir evtl erst die Beule unterm Teppich wahr, gucken doch einmal was darunter ist.
Es heißt ja nicht, dass das alles vorher nicht da war, auch nicht bewusst beiseite geschoben... es war evtl einfach nicht die Zeit dafür.
Bestimmte Parameter haben sich geändert, Prioritäten verschoben, neue Freiräume, Kinder aus dem Haus, mehr ICH etc.
Ich denke, es kommt doch nicht von irgendwoher, dass es einige Trennungen oder "Umstrukturierungen" in Beziehungen gibt, Umbrüche im Leben, deutliche Richtungswechsel, so zwischen 40 und 50. So jedenfalls kommt es mir vor. Ziemlich viele Paare in meinem Umfeld, die Ewigkeiten zusammen waren, trennen sich gerade oder finden sich neu, anders eben...
Ist schon irgendwie auffällig.
Zu guter Letzt, wenn man vor zig Jahren eine Beziehung einging mit einem Kompromiss, wo man entschied "okay, das kann ich nicht haben, aber das ist okay für mich", dann stimmte das in DIESEM MOMENT. Das heißt nicht, dass das auch Jahre später noch der Fall sein muss. Es spielen immer so viele Dinge mit hinein und wir werden täglich geleitet von neuen Eindrücken und Erfahrungen.
Dass Deine Frau weiter gerne mit Dir zusammen bleiben würde (auch obwohl sie das jetzt weiß- ich habe das richtig verstanden, oder?) und Du trotzdem ausziehen willst, das finde ich schade, wenn auch Dir die Partnerschaft mit ihr noch etwas gibt. DASS sie das möchte ist doch eine Chance, die Du in dem Moment ausschlägst, oder?
Dann muss sie auch noch die Kosequenz tragen, Dich ganz zu verlieren, obwohl nicht sie dafür verantwortlich ist, dass Du offenbar Deiner Leidenschaft nicht nachgehen kannst, solange ihr zusammen wohnt. Finde ich schade, denn dafür kann sie nichts. Ist ja DEIN Problem.
Wenn ihr so weit gegangen seid, jetzt so viel erreicht habt, dann würde ich an Deiner Stelle noch ein wenig geduldig sein, nicht erwarten, dass sich etwas, was 25 Jahre still brodelte, sich in einem Jahr klärt. Gib DIR noch ein wenig Zeit. Arbeite daran, was DICH davon abhält die neue Freiheit zu nutzen, trotz gemeinsamer Wohnung und Beziehung. Vielleciht hakt da nur eine Kleinigkeit in Dir, die es zu finden gilt.
Wie Du schreibst: Der Preis ist hoch. Ich würde ihn nicht zahlen, bevor ich nicht ALLES versucht habe und weiß, es geht einfach wirklich nicht.
Das schreibe ich jetzt natürlich einfach mal nur so aus MEINEN Gedanken, ohne natürlich genug zu wissen, um das wirklich beurteilen zu können etc.
Letztlich aber habe auch ich mit 40 Jahren alles irgendwie eingerissen/ neu sortiert.
Nach 15 Jahren. Und ich lebe nach wie vor mit meinem Ehemann in "funktionierendem Familienkonzept" mit unseren Kindern zusammen. Da ist sicher auch Liebe und Wertschätzung, alles wird getragen von Anerkennung, Respekt und Dankbarkeit- aber eben erotikfrei. Beide führen wir inzwischen monogame Beziehungen außerhalb unserer Ehe und lernten die neuen Partner inzwischen auch kennen.
DASS das SO geht war und ist allerdings ein harter Weg. Auch ich musste mir oft sagen "sei geduldig, erwarte keine Wunder, was Jahre durcheinander gebracht wurde, enthäddert sich nicht so schnell". 3 Schritte vor, 2 zurück. Manchmal hilft es, sich über das kleine bißchen neue Verständigung zu freuen, statt an all das zu denken, was man noch nicht erreicht hat.
Dann Leben im Hier und jetzt, immer neu aufmerksam, abgleichen, updaten, auseinandersetzen etc.
Alles das, wozu man sich zuvor eben keine Zeit nahm, davon abgelenkt war durch andere Dinge, die das Leben bestimmten.
Nimmt man das aber einmal in Angriff, ist ehrlich zu sich selbst und zu dem anderen und versucht stets positiv zu bleiben, dann lohnt sich all das ungemein.
Wichtig ist natürlich immer nur für sich zunächst zu klären, ist mir der andere noch so wichtig, dass ich in diesen Dialog gehe, was will ich von der anderen Person, will ich wirklich ein weiteres Zusammenleben etc. Und das wiederum setzt die Ehrlichkeit zu sich selbst voraus, denn mancher scheut eben auch nur das Alleinesein oder die Veränderung. Hat man das aber einmal für sich geklärt, bietet jede Krise, welcher Art auch immer, die Chance auf Veränderung.
Juchu, ich kann die nächsten Jahre meines Leben genau SO neu gestalten und genießen, wie ich es möchte. Wie traurig wäre es gewesen, wieviel Zeit verloren, hätte man es NOCH später gemerkt, dass etwas nicht stimmt und wäre noch weitere Jahre woanders lang gelaufen.
Dieses Denken sorgt bei mir dafür, dass ich da stets eine positive Haltung haben kann irgendwie. Und das macht ganz viel aus.
Mach das Beste draus...
Vielleicht wäre ja auch eine Zweitwohnung für Dich eine Lösung oder so- wo Du das Gefühl "des Eigenen" haben kannst...
Alles Liebe