Ein Dankeschön zurück an muse2008: Es stehen eine Menge interessantes in deinem Profil. Ich ein „schlaues Kerlchen“? Wohl mehr „intellektuelles Kerlchen“ LOL. Aber Schläue ist schon dabei, denn ich weiß:
Ein Mann dessen Paarungsverhalten nur aus Schwanzwedeln besteht, wird mit großer Wahrscheinlichkeit auch weiterhin einsam den Mond anheulen müssen.
Zu den Spruch hast du mich gerade inspiriert, du bist wirklich eine Muse!
Ich muss sagen das ich mich mit meinen Ethik und Moralvorstellungen hier etwas einsam fühle. Vor allen weil ich das Gefühl habe, dass hier die Prostitution schön geredet wird. Manchmal ganz offen, meistens mit Wenn und Aber. Doch in einer Ethik gibt es keine Wenn und Aber, die gibt es erst in einer Moral. Wenige, wie zum Beispiel die Legacys haben sich kritisch mit dem Auseinander gesetzt, was man hier einfach nicht unwidersprochen dastehen lassen konnte. Sie wurden dafür als Gutmenschen beschimpft, also als Heuchler. Aber sind nicht diejenigen, die sich die Wirklichkeit zurechtlegen wie sie es gerade brauchen, die wahren Heuchler?
In meiner Ethik gibt es keine Prostituierten, Lehrer, Bauarbeiter oder Sekretärinnen. Es gibt kein Ich und die Anderen. Es gibt noch nicht einmal Männer und Frauen. Es gibt nur eins: Menschen. Das ist so, weil für mich alle Menschen gleich sind. Eine Ethik definiert die Ideale eines Menschen oder einer menschlichen Gesellschaft. Meine Ethik sagt mir nach was Menschen streben sollten und welche Handlungen Richtig oder Falsch sind. Sie sagt mir nicht, was ich sein oder tun soll, dazu ist eine Ethik nicht fähig, weil Ideale einen die Richtung zeigen, nicht wo man hingehen soll. Das eine Kompassnadel nach Norden zeigt, heißt nicht das der Nordpol das einzig richtige Ziel ist. Genauso wenig bedeutet ein Ideal, dass man als Mensch dieses erreichen müsste.
Weil die Ethik keine konkreten Handlungen bewerten kann, bedarf es einer Moral um die Ethik auf die Praxis anwenden zu können. Die Wenn und Aber einer Moral möchte ich an einen extremen Beispiel verdeutlichen, das nur scheinbar einfach ist: Ein Mensch hat einen anderen getötet. Das ist unbesehen nicht ethisch. Bei der Ethik gibt es nur Ja oder Nein, ein bisschen ethisch gibt es genauso wenig wie ein besonders ethisch. Um beurteilen zu können wie moralisch der Tötende gehandelt hat, muss man möglichst detailreich den Tathergang rekonstruieren. Handelte der Tötende um ein niederes Motiv durchzusetzen, z.B. um sich zu Bereichern, dann hat er sehr unmoralisch gehandelt. Wenn er hingegen einen bewaffneten Angriff des Getöteten abwendete und sich im Kampf die Waffe gegen den Angreifer richtete, dann ist der Grad der Moral daran zu messen, inwieweit der Tötende die Tötung vermeiden konnte, ohne befürchten zu müssen selbst schaden zu nehmen.
Wie man sieht, ist bereits einen so einfachen Handlungshergang moralisch schwer bewertbar. Wichtig ist zu begreifen das ein Mensch seine, durch die Ethik zugesicherten, Rechte nicht verlieren kann, egal wie unmoralisch er handelt. Das stellt sicher, das die Ethik unabhängig von den Moralvorstellungen der Menschen bleibt.
Ok, wir sind hier nicht zum Ethikunterricht zusammen gekommen, also macht euch schon mal nackig, wir kommen jetzt zum Sex LOL.
Menschen haben einen Sexualtrieb, im Streben nach Selbstverwirklichung sollten sie ihn in einer Weise befriedigen, die im Einklang mit den anderen ethischen Idealen steht. Der Mensch muss seine Triebe dahingehend unter Kontrolle halten, dass sie ihn nicht dazu treiben, seine ethischen Verpflichtung sich und den anderen Menschen gegenüber in unangemessener Weise zu vernachlässigen. Das sind im Besonderen: Alle Menschen haben das gleiche Recht auf seelische und körperliche Unversehrtheit, auf Befriedigung ihrer Bedürfnisse und der freien Ausgestaltung ihres Lebens. Der Mensch sollte sich als soziales Wesen begreifen, das den anderen Menschen zugewandt ist und danach strebt sich vielseitige zu entwickeln und seinen Charakter dahingehend zu bilden, dass es ihn möglich ist ein erfülltes Leben zu führen.
Daraus folgt gleich mehrfach, dass für mich Prostitution nicht ethisch sein kann. Wenn die „Für mich ist Prostitution nicht unethisch“ Schreiber eingestehen, das meine Ethik so verkehrt nicht sein kann, dann könnten sie auf die Idee kommen es auf „Für mich ist Prostitution nicht unmoralisch“ abzuändern. Das wäre ansich ein guter Schachzug, ich gebe aber zu bedenken, dass sie damit ihr Moralurteil pauschal vergeben. Sie äußern damit nicht mehr als ein Meinung. Die von Carmen gewünschte Begründung, warum Prostituierte in unser Gesellschaft diskriminiert werden obwohl doch sexuelle Aufgeschlossenheit zur schau gestellt wird, begründen sie damit nicht.
Ich behaupte, dass ein Grund für die Diskriminierung die Abwesenheit einer dies verbietend Ethik ist. Viele Menschen leben ohne eine Ethik und ihre Moral ist deshalb wie eine Wetterfahne die sich immer in den Wind dreht.
Meine Ethik sagt mir, dass ich mich als gesellschaftliches Wesen begreifen soll, das außer einen sexuellen Trieb noch eine reiche Palette an anderen Bedürfnissen hat. Ich darf mein Sexualtrieb nicht soweit ausleben, das darunter meine Persönlichkeit verkümmert. Um Sex mit einer Frau haben zu können, muss ich in ihre Intimsphäre eindringen. Das birgt die Gefahr das ihre Rechte verletzt werden, die ihr von meiner Ethik zusichert werden. Es verpflichtet mich deshalb ihr gegenüber meine sie betreffende Motive offen zu legen, sorgfältig ihre Wunsche zu erkunden und diese zu respektieren. Das dies ein sehr gefühlsbetonter Vorgang ist, macht es nicht nur schwierig, sonder gleichzeitig auch reichhaltig und damit wertvoll. Das dabei aufgebaute Vertrauen ermöglicht es erst sich den Partner, bzw. der Partnerin, völlig hingeben zu können. Es erfolgt nicht eine auf das sexuelle reduzierte Interaktion, sondern eine vielschichtige soziale, die weitere Bedürfnisse befriedigt. Das sich dies nicht in wenigen Stunden vollziehen kann, ist nicht nur eine Theorie von mir, sondern gelebte Praxis.
Sex mit einer Prostituierten ist für mich unattraktiv, weil ich die Degradierung einer Frau zum Lustobjekt als unmoralisch und unbefriedigend empfinde. Ich unterstelle keiner Frau, dass sie es als befriedigend empfinden muss mit mir zu schlafen. Ich weigere mich die Frau als Ware anzusehen und ich unterstelle einen Mann, der seine Sexualität auf die Treibabfuhr beschränken kann, dass er damit eine Frau auf das Sexuelle reduziert. Freilich ist das für ihn keine Diskriminierung, er ist da ganz großzügig, für ihn ist jede Frauen eine potenzielle Huren. An manche kommt er nicht ran, andere kann er stundenweise kaufen und manche sind so frei sich kostenlos zur Verfügung zu stellen. Vielleicht hat er zu Hause eine, die Ehepflichten zu erfüllen hat. Kann schon sein, dass diese gerne Geld dafür haben würde, um eine Entschädigung für den erlittenen Ekel zu erhalten. Hätte sie doch lieber ihren Partner sorgfältiger ausgesucht.
Welchen Grund sollte ich haben eine Prostituierte zu diskriminieren? Das sie innerhalb ihrer Intimsphäre etwas macht das ich nicht machen will? Die Intimsphäre von Menschen die sich nicht in meiner Intimsphäre befinden geht mich nichts an. Sie haben ein Recht auf ihre Intimsphäre, das ich nicht brechen kann ohne gegen meine Ethik zu verstoßen. Eine Frau die sich prostituiert bleibt für mich immer noch eine Frau, ich reduziere sie nicht auf das was ich als unethisch empfinde. Wie unmoralisch sie bezüglich den mit der Prostitution verbundenen Handlungen ist, darauf habe ich keinen Einblick. In Umgang mit ihr wäre es mir wichtig, dass sie mich nicht als Kunde sieht und behandelt. Das ist nichts anderes als das ich auch von eine homosexuellen Mann erwarte. Er muss akzeptieren das ich keinen sexuellen Kontakt zu Männern haben will und wenn er das kann, dann steht einer Freundschaft nichts im Wege. Ich habe in meiner Jugend zwei Jahre mit einen Schwulen zusammen gelebt. Anfänglich hat es mich gestört, dass es nach außen hin so aussehen musste, als wäre ich auch schwul. Doch wir sind so gute Freunde geworden, dass es mir egal wurde was andere von uns denken. Die Freundschaft zu ihn war mir sehr viel wert und über Schwulenhasser denke ich sowieso verächtlich.
Über Männer die sich Prostitution erkaufen, denke ich auch verächtlich. Sie machen etwas zur Ware, was für mich einen unveräußerlichen ideellen Wert besitzt. Prostitution ist für mich untrennbar mit der Unterdrückung der Frauen durch die Männer verbunden. Für mich wäre es unmoralisch nicht dagegen Stellung zu nehmen. Als ich hier der Satz „Männer brauen den Sex, Frauen brauchen das Geld“ lass, hat das mich so wütend gemacht, dass ich es als befriedigend empfand mir vorzustellen wie eine Frau ihn dafür ganz spontan ein Knie zwischen die Beine rammt und dann ein Spruch in der Art los lässt: „Ich brauche dein Geld nicht und dank mir brauchst du nun für eine Weile kein Sex mehr. Problem gelöst. Ende der Durchsage und Tschüss“. Bei den Frauen mit dem ich verkehre, wäre das durchaus denkbar.
Ein perfider Teil der Unterdrückung war stets, das man zwischen ehrbaren Frauen und Prostituierten unterschied. Der uralte teile und herrsche Trick. Den Mann trifft dabei nie die Schuld. Entweder ist seine Frau schuld, weil sie ihren Mann nicht genügend Befriedigung verschafft oder die Prostituierte, weil sie ihn verführt hat. Diese Moralvorstellungen sind auch heute noch nicht ausgemerzt.
Sehr oft wurde hier der Einfluss des Hurenlohns auf die moralische Vertretbarkeit der Prostitution dargelegt. Um so höher der Lohn um so moralische Vertretbarer ist sie. Eigentlich ganz einleuchtend, es gibt da aber zwei störende Aspekte: Weiter gedacht bedeutet es, das reiche Männer (in Prostituierten Jargon „solvente Herren“ genannt) nicht nur die bessere Ware bekommen, sie bekommt auch noch ein Persilschein für moralische Vorbildlichkeit. Das ein Mann, der sich eine Hostess nicht leisten kann, das als ungerecht empfindet und sich dann ihr gegenüber schlecht benimmt, ist für mich durchaus denkbar. Der zweite Schönheitsfleck ist die Tatsache, dass man nicht verhindern kann, dass eine Ware die nicht mehr in einer Edelboutique verkaufbar ist, irgendwann in ein Restpostenladen verramscht wird. Natürlich ist das nicht die Schuld der solvente Herren, die der Frau den Einstieg in die Prostitution sehr lukrativ gemacht haben. Sie hätte ja rechtzeitig aussteigen können. Ich bin froh das ich nicht so denken muss.
Ich würde noch gerne darlegen, wie Vorurteile und Stigmatisierung dazu führen, das Menschen auf ein Merkmal hin diskriminiert werden, aber das würde die Länge meines Beitrags mindestens noch mal verdoppeln. Ich denke ich habe erstmal genug Lesestoff geliefert.