Marie
Marie - Teil 1Mein erster längerer Beitrag hier im Forum. Über Kommentare und Feedback freue ich mich. Nicht alles zur Nachahmung empfohlen, aber hier sollten ja alle schon groß sein.
Es war ein regnerischer Freitagabend, als Marie ihm schrieb. Sie hatte bereits die Lichter in ihrer Wohnung gelöscht und lag wach in ihrem Bett.
'Ich bin bereit' waren die Worte, die sie in ihr Smartphone tippte, bevor ein Signalton den Versand der Nachricht bestätigte.
Es verging einige Zeit, bis das Display das Dunkel ihres Schlafzimmers erhellte.
'Ruh Dich jetzt aus. Ich werde Dir morgen schreiben!', las sie.
Marie konnte ihr Herz schlagen hören. Sie ließ den Kopf in ihre Kissen sinken und schloss die Augen.
Sie waren sich noch nie begegnet und doch fühlte sie sich ihm so nah, wie noch nie einem Mann zuvor. Wochenlang hatten sie sich geschrieben, seit er sie damals auf dieser unseriösen Internetseite angesprochen hatte. Eine Freundin hatte ihr von diesem Portal erzählt, das Menschen mit unerfüllten Begierden zusammenbrachte. Doch sie war skeptisch gewesen. Und ihre Skepsis schien sich zu bewahrheiten. Die Nachrichten die sie erhielt waren aufdringlich und abstoßend. Einige waren brutal, bei einigen wusste sie nicht, ob sie lachen oder weinen sollte.
Sie hatte den Gedanken, dort jemanden zu treffen der ihre Sehnsüchte verstand schon aufgegeben, da schrieb er ihr. Höflich, zurückhaltend, gar nicht anzüglich. Sie hatte sich aufgehoben gefühlt. Die Art wie er sich ausdrückte, hatte etwas warmherziges. Und doch hatte Marie das Gefühl, dass er eine Kraft ausstrahlte, die es ihm erlaubte Dinge zu lenken und sie bei der Erforschung ihrer Sehnsüchte zu leiten.
Sie schrieben sich tagelang. Er hörte ihr zu und Marie vertraute ihm nach einiger Zeit ihre geheimsten Wünsche an.
Wünsche, sich einem Mann nicht nur hinzugeben, sondern den Wunsch danach ausgeliefert zu sein. Den Wunsch, dass ein Mann Macht über sie ausübte. Den Wunsch, dass er sie nach seinem Willen formte und sich von ihr nahm, was er wollte. Den Wunsch, dass ein Mann keinen Ungehorsam duldete und sie bestrafte, wenn sie ihn enttäuschte.
Nach einer Weile hatte er Marie gefragt, ob sie sich wünscht, dass es weitergehe. Sie hatte ein Gefühl der Freude empfunden. Doch zugleich hatte der Gedanke sie mit Angst erfüllt. Was, wenn er nicht so wäre, wie sie ihn sich vorgestellt hätte? Natürlich kannte sie sein Gesicht, er hatte ihr ein Foto geschickt, das ihr gefiel. Doch sie hatte ihn nie getroffen. Sie wusste wenig über diesen Mann. Und was wäre, wenn sie ihm nicht gefiel? Wenn er den Kontakt abbräche, weil er sie nicht hübsch genug fände? Und doch hatte sie eingewilligt. Mehr noch. Er hatte ihr die Wahl gelassen. Er hatte sie gefragt, ob sie gerne mit ihm essen gehen wolle. Oder ob sie sich, obwohl sie sich nie begegnet waren, schon bereit für mehr fühlte. Marie hatte gezögert und sich Zeit mit der Antwort gelassen.
Als sie an diesem Abend nach Hause gekommen war, erschöpft von der Arbeit, hatte sie ein Bad genommen. Während das warme Wasser und der duftende Badeschaum ihren Körper entspannten, hatte sie eine Entscheidung getroffen.
Nachdem sie das Bad verlassen und sich ins Bett gelegt hatte, schrieb sie ihm:
'Ich bin bereit.