Nachdem ich diesen Thread schon länger beobachte, möchte ich hier nun auch etwas schreiben.
Ich möchte keine konkreten Tipps geben, aber vielleicht ein wenig Mut machen, dass man den Vaginismus besiegen KANN.
Und dazu werde ich einfach mal erzählen, wie es bei mir war. Auch wenn das dann wohl ein langer Text wird...
Ich hatte das gleiche "Problem" wie viele hier: Das Einführen des Penis' war absolut unmöglich, selbst mit Tampons hatte ich große Probleme, ein Finger war mir meistens unangenehm (konnte ich aber hin und wieder tolerieren). Die Frauenärzte haben da nie eine körperliche Ursache feststellen können, da war das Problem auch nicht soooo groß.
Mittlerweile habe ich erfüllenden und absolut schmerzfreien Sex, obwohl mein Freund durchaus "gut bestückt" ist und ich anfangs noch mehr als skeptisch war, ob das jemals passen könnte.
Was hat mir dabei geholfen?
Das waren wohl verschiedene Dinge.
Zum Einen habe ich schon in meiner letzten Beziehung (die 3 Jahre komplett ohne penetrativen Sex bestand) irgendwann begonnen, mit den schon weiter oben empfohlenen Dilatoren zu üben, und zwar entsprechend des ebenfalls oben empfohlenen Buches "Wenn die Liebe schmerzt" von Claudia Amhurst. Ich habe da auch so Beckenboden-Kontroll-Übungen gemacht, Entspannungstechniken und so weiter.
Zu Beginn konnte ich nur die kleinen Dilatoren tolerieren, mit der Zeit gingen durch vorheriges Dehnen auch die großen.
Irgendwann, so etwa nach 3-4 Monaten regelmäßiger Übung (mehrmals die Woche mindestens eine Stunde investiert, teilweise nebenbei beim Fernsehen und so...) hatte ich das erste Mal Geschlechtsverkehr. Gut war das allerdings zu Beginn noch nicht, es war einfach nur erleichternd, dass es "klappte".
Es kam dann zur Trennung von meinem damaligen Partner.
Als Single habe ich das Üben vernachlässigt, war etwas inkonsequenter. Trotzdem hatte ich irgendwann bei einem reinen "Sexdate" schmerzfreien Sex mit einem Mann, was mich mehr als überrascht hat. Ich hatte mit diesem Mann sehr viel über mein "Problem" gesprochen (eher: geschrieben), und hatte großes Vertrauen in ihn, obwohl ich NULL Interesse an einer Beziehung mit ihm hatte. Es war wirklich NUR ein Sexdate.
In meiner jetzigen Beziehung tauchte aber das Problem Vaginismus wieder auf.
Ich bin mittlerweile recht sicher, dass der Vaginismus psychische Ursachen hat, und weiß auch eigentlich, welche Ursachen er hat.
Auffällig war nämlich, dass es immer nur dann ein Problem war, wenn ich für den Mann, mit dem ich schlafen wollte, auch Gefühle hatte.
Trotzdem wollte ich nie so richtig zu einem Psychologen. Ich wollte nicht über die Ursache nachdenken, ich wollte in Zukunft das Problem angehen. Und das habe ich geschafft.
Folgendes hat mir geholfen:
• Üben mit den Dilatoren
• offene Gespräche mit dem Partner
• offene Gespräche mit guten Freundinnen (bei denen übrigens dann herauskam, dass bei ihnen auch nicht alles perfekt läuft beim Sex... das ist ein Trugschluss, dass man denkt, alle anderen hätten immer ein erfüllendes problemfreies Sexleben)
• Massagen mit "Dammöl", weil oft der Damm eingerissen ist, dabei habe ich auch gedehnt
• regelmäßige sexuelle Handlungen mit meinem Freund, ein Finger, zwei Finger, drei Finger
• regelmäßiger Sex
• und nicht zuletzt war der wesentliche Schritt zur Überwindung des Vaginismus die Öffnung unserer Beziehung in Richtung Partnertausch ("ohne GV") mit anderen Paaren. Denn dadurch habe ich im Kopf die Trennung von "Liebe" und "Sex" verinnerlicht (ja, das klingt wohl ziemlich paradox)
Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich habe den Vaginismus damit für immer besiegt.
Noch immer gibt es Situationen, in denen ich plötzlich wieder wie aus dem Nichts Angst habe, dass der Sex wehtun würde, und deswegen völlig verspanne. Immer noch müssen mein Freund und ich hin und wieder beim Vorspiel innehalten, darüber reden, mir meine Angst nehmen. Manchmal ist die Angst zu groß, und wir haben dann halt anders Spaß. Meistens verschwindet dann die Angst doch wieder, so dass nach einer Runde "anders Spaß" dann doch noch Geschlechtsverkehr folgt - ohne Schmerzen.
Schmerzen habe ich nicht mehr! Sobald doch mal etwas ziept oder zwickt, höre ich sofort auf, um die Angst nicht zu schüren.
Und vor allem: Der Sex ist nun erfüllend für mich! Es macht mir Spaß, es erregt mich, ich glaube, ich habe jetzt völlig "normalen" Geschlechtsverkehr mit meinem Partner!
Ich habe den Vaginismus vielleicht nicht vollständig besiegt, aber ich besiege ihn immer wieder aufs Neue!
Ich wünsche jeder Frau hier, die damit zu kämpfen hat, dass sie ihren Weg findet.
Vaginismus ist nicht banal und nicht mechanisch durch Aufdehnen oder häufigen Sex oder oder oder zu beheben.
Dem hier würde ich also teilweise widersprechen. Dehnen und regelmäßiger Sex HAT mir geholfen. Aber erst in dem Moment, wo mir auch die psychische Ursache klar war und ich wusste, wie ich die beheben kann. Die Hilfe eines Sexualtherapeuten hätte mir vielleicht dabei geholfen, dies schon FRÜHER zu erkennen...