Noch eine Geschichte
Als Ehemann einer Frau, die lange mit Vaginismus gekämpft hat, kann ich auch unsere Geschichte beitragen. Als ich meine Frau kennengelernt habe, war sie 28 und noch eine Jungfrau. Ihrer Vorstellung nach war Sex etwas sehr schmerzhaftes, was wiederum erklärt, warum sie bis dahin noch nie damit experimentieren wollte. Bei unserem ersten Versuch wurde sofort klar, dass sie Recht hatte: für mich fühlte sich ihre Vagina an wie eine geballte Faust. An Eindringen war nicht zu denken. Vaginismus war mir aus Bücher ein Begriff und wir haben das Problem als solch erkannt. Die Ursache wurde meiner Frau auch sofort klar, nämlich ein traumatisches Ereignis als Kleinkind.
Aus dem Lesen vieler Bücher zu dem Thema haben wir uns davon überzeugt, dass sie im körperlichen Bereich nicht viel Fortschritt machen würde, solange sie die psychologische Ursache nicht irgendwie bearbeitet hatte. An dem Zeitpunkt war sie kaum zu berühren. Wenn ich an der falschen Stelle auf der falschen Weise rangekommen bin, hat sie sich sofort völlig verkrampft, was für sie sehr schmerzhaft war. Sie hat also eine Psychotherapie angefangen. Ich war auch dabei. Die Psychologin wollte uns zusammen sehen (und pro Sitzung natürlich doppelt kassieren). Außer den wöchentlichen Gesprächen hat sie als Hausaufgaben "sensate focus" empfohlen (ein englischer Begriff der etwas wie "sensorielle Fokussierung" bedeutet). Ich beschreibe die Übung hier nicht -- Google weiß, wie es geht. In diesem Zeitraum hat sie etwas Fortschritt gemacht. Es ist schwer zu sagen, ob es dank der Psychotherapie war oder ob es auch sonst gegangen wäre.
Inzwischen haben wir geheiratet und da kam auch der Kinderwunsch. Geschlechtsverkehr war unmöglich. Ich muss jetzt explizit werden aber was soll's, schließlich sind wir im Joyclub. Meine Frau konnte mein Penis in der Nähe ihrer Scheide ertragen, solange der Winkel "ungefährlich" war, d.h. das Eindringen nicht möglich war. Wenn ich mein Penis so richtete, dass ich prinzipiell in ihr eindringen könnte, dann hat sie sich verkrampft. In dieser Zeit bestand für uns Sex daraus, dass ich mich zwischen ihre Schamlippen rieb und sie am Eingang der Scheide vollspritzte. Ich habe zu Hause ein jetzt 13-jähriger Bursche als Beweis, dass eine Frau auf dieser Weise auch schwanger werden kann. Ich weiß was ihr jetzt denkt: doch, ich bin 100% sicher, dass er von mir ist.
Ein paar Monate nach der Geburt hat meine Frau angefangen, mit sog. vaginale Dilatoren zu üben. Schritt für Schritt konnte sie größere Durchmesser ertragen. Nach vielleicht einem Jahr erklärte sie plötzlich sie sei überzeugt, dass es mit meinem Schwanz auch gehen würde. Wir haben es probiert - mit Erfolg! Es war soweit zum verrückt werden, verheiratet zu sein und trotzdem kein Sex haben zu können. Die Möglichkeit, hin und wieder GV zu erleben, auch wenn krampfhaft, hat die Frust sehr entschärft.
Über Jahre hinweg ist GV schwierig geblieben. Sie musste sich darauf geistig einstellen, zuerst die Dilatoren verwenden, tief atmen, und dann durfte ich rein, aber bitte schnell fertig werden, sie hält es nicht lange aus. Es ist Stück für Stück besser geworden. Es gab keinen klar definierten Zeitpunkt, an dem das Problem verschwand. Es ist einfach sehr langsam immer besser geworden.
Sie ist jetzt den Vaginismus los, aber Lust oder Interesse an Sex hat sie nach wie vor nicht. Sie geht nur mir zuliebe hin und wieder darauf ein. Sie bewertet Berührungen nur schwarz oder weiß: es tut weh oder nicht. Ein Höhepunkt hat sie noch nie erlebt.
Liebe Flydom, ich wünsche dass Du Vaginismus auch los wirst, womöglich etwas schneller als meine Frau, und darüber hinaus, dass Du trotzdem Freude und Befriedigung am Sex findest.