Machtgefälle mit Augenhöhe
Als erstes gilt doch mal zu klären, welcher Art von Machtgefälle habe ich überhaupt. Da gibt es ja verschiedenste Möglichkeiten.
Auf die Schnelle fallen mir da mal der Unterschied zwischen TPE und EPE ein.
Dann, lebe ich das Ganze dann 24/7 oder nur innerhalb eines zeitlich abgesteckten Raumes, sprich im gesamten Zeitraum eines Treffens, nur in der Session, etc.
Meinem Verständnis nach verhält es sich wie folgt:
TPE (Total Power Exchance), sagt ja schon alles. Vom Prinzip her hat Top jedwede Entscheidungsbefugnis von Bottom übergeben bekommen. Obwohl da mit Sicherheit auch jedes Paar wieder seine eigene Auslegung hat, wo von Top letztendlich alleine, ggf unter Berücksichtigung von Bottoms Argumenten, entschieden wird.
Aber lebt man EPE (Erotical Power Exchance), gibt Bottom ja nur die Macht über die Sexualität ab. Da hat Top bei z.b. beruflichen, gesundheitlichen, geschäftlichen Entscheidungen erstmal gar nichts mitzureden, solange das keine direkten Auswirkungen auf ihn/sie hat. Hier kommt es dann darauf an, welche Form der Beziehung Top und Bottom zueinander pflegen (Spielbeziehung, Liebesbeziehungen, Ehe, etc) Je intensiver ein Paar miteinander verbunden ist , desto eher hat der, im erotischen Bereich, dominante Part ein Mitspracherecht bei o.g. und weiteren Themen. Aber nicht weil er/sie Top ist, sondern weil man eine Partnerschaft hat und das Leben gemeinsam gestaltet.
Das erstmal zur Unterscheidung wo Top und Bottom welche Entscheidungsbefugnis haben/abgeben.
Jetzt meine Defintiion von Augenhöhe:
Augenhöhe ist für mich nicht gleichzusetzten mit Respekt.
Gegenseitiger Respekt sollte in jeder Beziehung herrschen, egal ob Vanilla oder BDSM.
Augenhöhe ist für mich da, wo das Machtgefälle nicht herrscht.
Ausgehend von einer festen Liebesbeziehung /Ehe mit gemeinsamem Haushalt:
Heißt das also für mich:
In einer TPE Beziehung gibt es für mich keine Augenhöhe.
Diskusionen werden auf der Basis von gegenseitigem Respekt geführt. Bottom indem sie/er bittet und nicht fordert, fundiert argumentiert und die Kommunikation auch sonst der gemeinsam vereinbarten Form entspricht und Top indem er/sie offen für Bottoms Anliegen/Argumente ist, bei wichtigen Dingen nicht reflexartig und aus dem Bauch heraus nach Lust und Laune entscheidet, sondern mit Bedacht Entscheidungen fällt.
In einer EPE Beziehung gibt es für mich dann das Machtgefälle im Schlafzimmer (synonym für den gesamten erotischen Bereich der Beziehung), aber nicht im restlichen Bereich des gemeinsamen Lebens. Hier gilt für mich Augenhöhe. Bei den, dem devot geneigten Part allein betreffenden Angelegenheiten obliegt diesem letztendlich die Entscheidung alleine. Er/Sie kann den dominant geneigten Partner als Berater hinzuziehen, aber trifft die Entscheidung halt alleine. Augehöhe basiert hier in der Akzeptanz, des dominant Geneigten, dass es um persönliche Belange geht und man da nicht für den devot Geneigten Partner die Entscheidung treffen kann, sondern halt beratend und unterstützend zur Seite steht.
Ebenso gilt das auch umgekehrt.
Geht es um
Angelegenheiten, die beide betreffen, haben beide gleich viel Mitbestimmungsrecht.
Beispiele wären für mich gemeinsame Kinder, Tiere, Kredite, Hauskauf, Auto, Möbel, etc Auch das weiter oben augeführte Beispiel der Beförderung mit Umzug ist etwas, was beide zusammen entscheiden.
Ob meine Definition die von vielen ist, die die Augenhöhe so betonen, weiß ich nicht, aber mal davon ausgehend, dass es so ist, könnte ich mir vorstellen, dass diese Leute damit zum Ausdruck bringen möchten, dass sie eher eine Beziehung auf EPE als auf TPE Basis führen und dementsprechend Entscheidungen des gemeinsamen Lebens gleichbestimmt treffen.
So zumindest würde ich das machen, wenn ich meine Beziehungsform auf diese Art hervorheben möchte.
Die von mir aufgeführten Beispiele sind nur zwei von unendlich vielem Möglichkeiten wie man das Machtgefälle und die Augenhöhe ausleben kann. Ich habe bewusst zwei sehr gegensätzliche Beispiele genommen um den Unterschied besser zu verdeutlichen. Also ein bißchen schwarz/weiß. Aber wir wissen ja alls, dass BDSM viele Graustufen oder, je nach Auffassung, Farben hat.
In diesem Sinne euch noch einen schönen Abend.
Ava