Verantwortung als Worthülse?
Mit Verantwortung im engeren Sinne hat das Liebesspiel nichts zu tun, abgesehen von Einvernehmlichkeit, Verhütung und Gesundheit.
Ich glaube, der Begriff "Verantwortung" ist zu tiefschürfend und steht hier einer konstruktiven Diskussion gewissermaßen im Wege. Was soll denn Verantwortung hier eigentlich genau bedeuten?
Wenn ich mit einem Mann im Bett bin, dann möchte ich NICHT nur selbst befriedigt werden und alles andere ist mir egal. Ich möchte auch nicht, dass der Mann mich einfach benutzt und nur an seine Befriedigung denkt. Beides hätte für mich mit Liebesspiel nichts zu tun.
Ich möchte mich gegenseitig liebkosen, verwöhnen, Spaß am Spiel zu zweit haben. Mich darüber freuen, wenn ihm etwas besonders gut gefällt, Dinge ausprobieren, beobachten, spüren... ich freue mich, wenn er kreativ ist, wenn er mit mir spielt, mich liebkost, reizt, stimuliert... Sex ist eine Aktivität, die beide ZUSAMMEN und MITEINANDER ausüben. Natürlich erwarte ich, dass er Interesse daran hat, dass es beiden gefällt.
Dazu gehört natürlich, dass man den anderen beobachtet, das Feedback beachtet, den Willen hat, es für beide schön zu machen. Jeder hat andere Vorlieben und Bedürfnisse und natürlich möchte ich die erfüllen und genießen und mit diesen Vorlieben spielen und kreativ umgehen. Ist das "Verantwortungfür den anderen"? Warum so ein sperriger Begriff? Natürlich muss ein Liebhaber auf meine Bedürfnisse eingehen, nicht aus "Verantwortung", sondern weil es ein gemeinsames Liebesspiel ist. Weil es einfach dazu gehört, dass beide Spaß haben, dass man den anderen so gerne hat, dass einem selbst daran liegt, dass auch auch der andere es genießt.
Wenn hier jemand sagt, "Ich habe keine Verantwortung für den Spaß des anderen", dann hoffe ich, dass das nicht so gemeint ist, dass nur jeder an sich denkt und der Spaß des anderen einem egal wäre. Das wäre nämlich erschreckend.