Die Grenzen von TPE
Es gibt nach meinem Wissensstand zwei Grenzen, die gegenüber noch "härteren" Beziehungsarten einzuhalten sind:
1. Die rechtlichen Grenzen: Ein Dom kann seine Sklavin nicht zu Straftaten anleiten, beispielsweise zur Unterschlagung, zum Diebstahl, zur Körperverletzung. Wenn Dein Dom sagt: Du bist doch Miitarbeiterin in der Buchhaltung, sorge doch dafür, daß Du Geld auf das Konto X transferiert, dann hat hat er seine Kompetenzen überschritten! Wenn der Dom in Dinge hineinregiert, die Auswirkungen auf andere hat und er nicht Vorgesetzter ist, dann hat er dazu kein Recht. Ich rede hier von Tätigkeiten wie Staatsanwalt oder Schöffe, die die Sklavin ausübt.
Wenn die Sklavin also Staatsanwältin ist und ich der Dom bin, dann entscheide ich nicht, ob angeklagt wird oder ob ich den Tatvorwurf fallen lassen werde, es sei denn, ich bin der Vorgesetzte. Das gilt bei Schöffen oder Richtern genauso! Ich darf entscheiden, wo sie ihre Arbeit macht (wenn dies nicht durch den Dienstherren vorgegeben ist) und vielleicht sogar, wie schnell sie arbeitet. Ich möchte vielleicht nicht, daß sie bis 22 Uhr über den Fällen brütet. Wenn sich einer amüsiert: Solche Fälle gibt es tatsächlich! Nebenbei ist hier auch noch die Frage zu stellen, ob ich mit meinem Dom zusammen arbeite und wie generell eine Beziehung innerhalb der gleichen Organisation von der Gesellschaft und dem Dienstherren/Arbeitgeber gesehen wird. Aber dies ist eine andere Sache!
2. Die "menschlichen" Komponenten: Jeder gesunde Mensch hat einen freien Willen! Wenn ich mit einem willenlosen oder einem Menschen mit schwachem Willen "spiele", dann begebe ich mich auf sehr dünnes Eis. Ich persönlich würde nie mit verstörten Menschen spielen.
Jede Sklavin muß das Recht haben, sich bei der Entscheidung:"Mach das, was ich will oder gehe!" zu entscheiden, zu bleiben (und es zu tun) oder zu gehen. Das unterscheidet meiner Meinung nach TPE von CIS. Es gibt Doms, die verkünden, daß sie ihre Sklavin zurückholen würde. Ich habe von einem Fall auf einem Stammtisch gehört, wo erst ein weiterer Herr, an den sich weitergeleitet wurde, der Sklavin die Freiheit geschenkt hat. Ich finde, daß sowas nicht zum BDSM gehört. Eine "Sklavin" muß immer die Möglichkeit haben, ihren Herrn zu verlassen, denn nach unseren Gesetzen gibt es kein Eigentum an Menschen. Sie beendet damit natürlich die Beziehung, aber das muß sie einkalkulieren.
Ich nehme jetzt Fälle, die real sind, aber nach meiner Meinung zum TPE gehören. Darüber dürfen wir gerne lebhaft diskutieren:
1. Die Sklavin hat kleine Brüste und soll Körbchengröße D bekommen. Der Herr entscheidet, daß sie zum Arzt geht und übernimmt auch die Kosten. Wir wollen ja die arme Sklavin nicht auch finanziell belasten.;-) Warum ist das nach meiner Meinung in Ordnung? Ein Arzt entscheidet letztlich, ob es durchführbar ist. Es ist eine Operation und verursacht Schmerzen, aber die Durchführung liegt in der Hand eines Dritten. Die Sklavin mag zunächst nicht zufrieden sein (die meisten sind es aber doch, weil sie ihrem Herren und anderen Männern gefallen will), aber es ist eine Entscheidung, die sie ihm übertragen hat.
2. Bestimmte Sexualpraktiken und Verleihung: Der Dom möchte, daß seine Sklavin ihn auch oral befriedigt, daß sie ihm den Po ableckt oder das sie ihren Urin trinkt. Warum ist das nach meiner Meinung in Ordnung? Das ist zwar eklig, aber nicht grundsätzlich gefährlicher als andere Praktiken. Viele Paare praktizieren ungeschützten Geschlechtsverkehr und welche Frau kann sich sicher sein, daß ihr Partner sich nicht irgendwo eine Geschlechtskrankheit zugezogen hat?
Ich weiß, daß das Thema "Verleihung" sehr kontrovers ist. Das sollte man zu Beginn einer Beziehung besprechen. Wenn die Sklavin von einer monogamen Beziehung ausgeht und dann verliehen wird, ist das ein Schock! Ich würde das Thema am Anfang der Beziehung durchsprechen.
Darf der Herr auch andere Sklavinnen haben? Er ist der Herr und die Sklavin hat kein Recht, ihn in seiner Entwicklung einzuschränken. Er trägt dann aber die Verantwortung für die beiden Sklavinnen. Hier zeigt sich das Machtungleichgewicht: Er entscheidet selber, seine Sklavin hat sich anderen Männern zu fügen. In der Praxis sind solche Frauen aber durchaus für die anderen Männer und den Herren attraktiver, weil sie gerade besonders stark auf die Männer eingehen. Das ist jedenfalls meine Erfahrung!
3. Intensives Spanking und Versohlen: Als aktiver Spanker mag ich es, Frauen den Po zu versohlen. Ich praktiziere aber kein TPE und wenige Frauen würden mich als "Überdom" bezeichnen. Dennoch hatte so manche Frau einen dunkelblauen Po nach der Session. Wenn der Herr seine Sklavin versohlt, dann gehört das dazu. Er muß auch keinen Grund haben, denn dieses Recht hat er in dieser Beziehung. Anders als beim reinen Spanking hat die Frau auch kein Recht darauf, zu entscheiden, wieviel sie bekommt oder ob es reicht. Lediglich die sichere Handhabung hat der Herr zu gewährleisten. Der Herr kann auch die Ausführung anderen überlassen, wenn er nicht willens ist oder es nicht kann. Ich kann also auch meine Sklavin auspeitschen lassen, wenn ich es selber nicht kann. Ich darf nur nicht selber auspeitschen, wenn ich es noch nicht oder nicht kann!
Ich kann meiner Sklavin auch ein blaues Augen schlagen, aber sicherlich nicht Amputationen durchführen! Ob sie mich nach dem blauen Auge verläßt, das weiß ich oft erst später. Es gibt Sklavinnen, die sich sogar freuen, wenn sie mal deutlich im Gesicht gekennzeichnet werden und sich sogar dafür bedanken. Ich würde mich aber darauf nicht als Herr verlassen.;-)
Ich muß dazu sagen, daß ich mich nie versklaven würde oder andere Menschen versklaven will. Wenn aber eine Sklavin dies macht, dann respektiere ich ihre Entscheidung und habe sogar manchmal meine Vorteile daraus gezogen.
BDSM ist für mich sowieso eine Sache absoluten Vertrauens. Ob das Vertrauen gerechtfertigt war, das weiß man aber leider erst später.;-)
Mit freundlichen Grüßen
Christoph