Von mir nur ein paar Gedanken, die mir dazu kommen, weil ich ein ähnliches Problem innerlich bearbeite (mit guten Fortschritten im Moment, dennoch ein harter Weg). Mein Ansatz ist im Moment folgender: Meine Gefühle kommen nicht aus dem "Blauen" und sind auch nicht wirklich die direkte Reaktion auf das, was andere tun. Sie sind vielmehr Ergebnis dessen was ich denke und wie ich die Situation interpretiere!
Ich denke das ist gemeint, wenn in den Gruppen "offene Beziehung" oder "Polyamorie" gesagt wird: "man ist für seine Gefühle in erster Linie selbstverantwortlich".
Womit ich dann oft gehardert habe war: ich habe im Kopf etwas als richtig erkannt und mich trotzdem unglaublich schlecht gefühlt...was ist davon eigentlich mein "wahres ICH"...welcher meiner Aspekte hat recht? Auf den Kopf hören, der sagt "ich besitze einen anderen nicht. Ich will sein Gutes und es ist das richtige diesen Menschen in seiner Entwicklung zu fördern. Es ist der Weg des Vertrauens und des Wachstums ...es ist: wer ich sein und wie ich "lieben" will!" oder der Bauch, der sagt: "ich fühle mich schrecklich...ich habe solche Angst. Am Ende werde ich alles verlieren und habe noch selbst daran mitgearbeitet, dass es so kommt. Ich handle gegen meine Interessen und das erscheint selbstzerstörerisch. Ich bin eine Idiotin! Wie kann ein Mensch mir das antun, der sagt, dass er mich liebt? Warum soll ich ihn lieben und unterstützen, wie er ist...und mich nicht lieben wie ich bin ... mit all meiner Angst, schwach?"
Kurz ich hatte den Zweifel, ob das ein Ausdruck von Selbstliebe oder doch eher Selbsthass ist...wenn ich der einen oder anderen Seite in mir nachgebe. Das Gedankenkarussel...hin-und herschwanken, zwischen zwei konträren Seiten (in mir!).
Ich habe gedacht, gelesen...in Foren geschrieben, mich entsetzlich abgearbeitet...gelitten - unfähig mich zu entscheiden, voller Angst das Falsche zu entscheiden, gefangen.
Nun ist eine neue Option gekommen: Ich schaue mir meine (negative) Gefühle an und untersuche (inzwischen habe ich eine Liste von Fragen): welche Denkweise dahinter steht! Das ist recht schwer...erstaunlich schwer.
Und dann frage ich mich: was sind das für Gedanken...woher kommen die? Welche Strukturen, Werte und Glaubensätze spiegeln diese Art Glaubensätze eigentlich? Was sagen sie aus? Oft bemerke ich beim Schreiben schon, dass ich meinen Vater oder meine Mutter sprechen höre, Assoziationen zu meiner Kindheit in mir hochkommen. Dabei mache ich Notizen und anschließend frage ich mich: Glaube ich das heute so noch? Ist das wer ich sein und wie ich leben und lieben will? Sind das wirklich meine Werte und Überzeugungen, die sich in diesen Denkmustern zeigen?
Und oft lautet die Antwort eben: "nein!"
Dann gewinne ich Klarkeit und meine Integrität zurück! Dann weiß ich plötzlich: wer ich gerade bin und wer ich in Zukunft sein will!
Und sich zu ändern und diese automatischen Abläufe zu stoppen ist schwer und fühlt sich am Anfang unsicher an! Es ist manchmal etwas unkomfortabel aber ich habe zu lange versucht unangenehme Gefühle zu vermeiden und einen hohen Preis dafür bezahlt. Wenn man sich Ängsten nicht stellt und jedes bisschen Diskomfort vermeidet..dann kommen nämlich oberflächliche Beziehungen zustande. Dann vermeidet man Wachstum der Sicherheit wegen und irgendwann fühlt man sich tot im eigenen Leben und den totalen Verlust von Inimität zu Menschen, denen man sich eigentlich nahe fühlen wollte.
Jetzt versuche ich mir zu sagen: "Ich kann das aushalten!"
Für sich selbst einstehen ist die Bedeutung von Inegrität...und ohne die ist auch Intimität unmöglich. Aber die Voraussetzung um für sich selbst einzustehen ist, dass man den eigenen Willen erkennt (und an der Stelle: "Es kann nur einen geben!" *zitat aus Der Highlander).
Und deshalb: wenn man so schwankend ist...so innerlich zerrissen zwischen Herz und Hirn beispielsweise, dann geht es nicht darum etwas mit dem Partner klären! Sondern darum erst einmal für sich selbst herauszufinden: auf welcher Seite stehe ich selbst, was will ich...mein echtes "ich"?
Es ist ein klares Zeichen für einen inneren Konflikt, den es vorrangig zu lösen gilt!
Sonst geht man in endlose Gespräche mit dem Partner, die so hin-und herwogen zwischen:" ja und nein"..."ich will - aber ich kann auch irgendwie nicht"...wie man selbst im inneren zerrissen ist.
Das ist die eigene Aufgabe das zu klären, nicht die des Partners...die beginnt anschließend! Wenn ich weiß wer ich sein will, wie ich handeln will. Und wo meine Grenzen sind, die ich auf Grund meiner ethischen Überzeugung ziehe und nicht auf Grund des Vermeidens von Diskomfort oder difusen Ängsten
Liebe Grüße
Britta