Es ist wie so oft mit sexuellen Dingen: alle tun es, aber wehe, jemand tut es!
Ich denke nicht, dass SoG gross was an der Salonfähigkeit von BDSM geändert hat. Schlussendlich ist das ja nur eine Liebesschnulze mit etwas härterem Sex, als man es sich sonst von Hollywood gewohnt ist. Verstehen wird es ein vorurteilbehafteter Mensch dadurch sicher nicht besser.
Es gibt aber eine Vorstufe zur Salonfähigkeit: die Toleranz. Und diese hat vielleicht ein bisschen zugenommen. Einen wirklichen Fortschritt würde man aber meiner Meinung nach erst erzielen, wenn die Sexualität nicht mehr so ein Tabuthema wäre, wie sie es heute leider immer noch viel zu oft ist. Das beginnt zwar bei der Aufklärung, zieht sich aber durch alle Generationen durch.
Selber lege ich mein Beziehungskonstrukt offen und ich mache auch keinen Hehl draus, manchmal in Swingerclubs zu gehen. Allerdings ist diese Information oft schon dermassen spektakulär, dass ich das Gefühl habe, es würde meine Bekannten schlicht überfordern, wenn ich auch die BDSM-Sache noch erzählen würde. Schon nur, dass ich mehr als eine Partnerin habe, war bereits mehr als einmal ein abendfüllendes und immer wieder aufkommendes Gesprächsthema.
Ich halte es so, dass ich mit meinen Bedürfnissen nicht hausieren gehe, es aber auch nicht so verstecke, dass ich mich zurückhalten müsste. Sprich: ich trage wenns geht ein Halsband (geht leider in der Schweiz schlecht, ist aber im Ausland kein Problem) und ich habe halt manchmal Striemen und Kratzer am Hintern und Rücken. Das Halsband führt manchmal zu Blicken, aber sonst kaum zu Reaktionen. Und die Kratzer und Striemen geben halt in Saunen und Thermalbädern manchmal was zum Nuscheln. Angesprochen wurde ich darauf noch nie. Und ich finde eh, so viel muss ein aufgeklärter Mensch ertragen können.
Das mit der übertriebenen Wahrheit funktioniert überigens wirklich :). Wenn die Wahrheit zu extrem ist, glaubt sie niemand. Wenn sie dann noch überspitzt wird, denken eh alle an Sarkasmus. Ich versuche immer möglichst nah an der Wahrheit zu bleiben, wenn mich jemand drauf anspricht. Die halbe Miete ist es, dabei locker bleiben.
Jedenfalls ist mein Eindruck ist aus diesen Erfahrungen heraus: bei Unbekannten ist das ganze kein so grosses Problem in unseren Breitengraden. Aber im Bekanntenkreis, im Beruf oder wenn man irgendwo als Vorbild agiert, wird man wohl oft auf Unverständnis und Ablehnung stossen. Im Mob zeigen dann doch lieber alle mit dem Finger auf den Perversling, als sich hinzustellen und dazu zu stehen, auch so einer zu sein. So ein Mensch, der nichts weiter tut, als seine Bedürfnisse zu stillen.