Ich finde, das ist gar nicht so off-topic, wie es auf den ersten Blick scheint.
Auch gemeinsame Zeit verbringen ist für viele Menschen gleichbedeutend mit Wertschätzung, und das häufig gleichbedeutend mit Liebe.
Wie weit Menschen sich geliebt fühlen können, ohne das beständig bestätigt zu bekommen (bspw. dadurch, gemeinsame Zeit zu verbringen), hängt meiner Meinung nach zum einen damit zusammen, wie sicher sie mit sich selbst sind und meinen, dass sie es wert sind, geliebt zu werden. Wie weit sie das also glauben können, ohne es beständig bestätigt zu bekommen.
Und zum anderen dadurch, dass ihr Gegenüber ihnen vermitteln kann, wirklich da zu sein. Denn wenn ich jemandem vermitteln kann, da zu sein, wenn es notwendig ist, kann mir dieser jemand auch mehr Freiraum lassen, ich muss nicht beständig anwesend sein, um dennoch Nähe zu erzeugen. Dazu hab ich letztens einen sehr arg gegenderten Artikel gelesen, der in seinen Grundzügen aber gar nicht schlecht ist:
https://norasamaran.com/2016 … tonomy-make-it-dont-take-it/
Es geht halt letztlich einfach darum, kontinuierlich zu vermitteln, dass man erreichbar ist, wenn es wirklich notwendig ist, um dann auch viel Zeit getrennt verbringen zu können auf der einen Seite, und Wertschätzung für / Sicherheit in sich selbst auf der anderen Seite.
Um die Kurve zum Thread zu kriegen:
Du wirst also zum einen sehen müssen, dass du selbst vermittelst, da zu sein, wenn dein Partner dich braucht, auch wenn's gerade nicht richtig passt. Dass sie sich auf dich verlassen kann, und du sie wertschätzt, auch wenn du keine Nähe willst. Also Wertschätzung auf anderen Wegen etablieren.
Und du wirst dir Menschen suchen müssen, die diese Form von Wertschätzung dann auch annehmen können / nicht so unsicher sind, dass sie beständige physische Nähe brauchen / sich ihrem Wert und ihrer Liebenswürdigkeit selbst bewusst sind.
****ot2:
Und um es "verkopft" zu sagen, ich glaube weiterhin nicht, dass das Ausmaß der Liebe mit dem Ausmaß des Wunsches nach gemeinsam verbrachten Zeit eng korreliert.
Tut es auch nicht grundsätzlich. Wenn wir davon ausgingen, würden wir den stark introvertierten Menschen, die einfach viel Zeit für sich brauchen, unabhängig vom Partner, jegliche "stärkere" Liebe absprechen.
Nur, weil das bei einigen (wie bei mir) weniger wird, also das Distanzbedürfnis von bestimmten Personen, heißt das bspw. auch nicht, dass es komplett aufhört. Nur, weil man nicht ständig aufeinander hocken mag, sondern Zeit mit sich allein oder auch allein mit anderen Menschen verbringen will, mindert das nicht die empfundene Liebe für das Gegenüber, es kann aber dazu führen, dass sich mein Gegenüber weniger geliebt fühlt.