Ich starre die ganze Zeit auf die Worte "
Hat er sich mal dafür entschuldigt".
Und ich denke darüber nach, wer sich in solch einer Situation für was entschuldigen sollte. Das setzt in meinen Augen doch erstmal voraus, dass hier jemand eine eindeutige Schuld hat. Und vor allem, dass Limay ihrem Mann die Schuld gibt. Und ich bekomme langsam einen Eindruck, wo die unterschiedlichen Vorgehensweisen liegen.
Limay hat ein Problem erkannt und hat nach Lösungen gesucht, die Situation gemeinsam zu überstehen. Weil sie der Meinung ist und war, dass es sich lohnt, für diese Beziehung zu arbeiten. Für die es nicht reicht, ihren Mann als den Schuldigen auszumachen und ihm die Schuld für das Scheitern der Beziehung zu geben.
Es mag Beziehungen geben, die scheitern, weil eine Person sich nach gewisser Zeit so negativ verändert oder auch nur sein wahres Gesicht zeigt, dass es für den anderen unerträglich wird und diese sich trennt. Oder noch schlimmer aus wirtschaftlichen oder anderen Gründen bei dem Partner bleibt. Die Frauenhäuser sind voll mit solchen Schicksalen.
Hier lag aber (wahrscheinlich) ein anderer Fall vor. Man liebt sich, passt in den nichtsexuellen Bereichen toll zusammen. Auf der sexuellen Ebene haben sich auf beiden Seiten Barrieren und Ängste aufgebaut.
Ich kenne das, wenn auch lange nicht so krass. Bei uns war es auch in der Phase nach der Geburt der Kinder. Als Mann ist es nicht einfach zu verstehen, dass nicht mehr der Mann, sondern das Kind die Nummer eins ist. Ich hatte Probleme damit zu verstehen, warum Sex bei der Neugierigen nicht mehr so einen hohen Stellenwert wie vor der Geburt hat. Man scheint nie den richtigen Zeitpunkt für Sex zu erwischen. Jede Zurückweisung wird als Signal verstanden. Infolge dessen wagt man es nur noch ungern. Zumindest ich habe es aber nicht geschafft meinen Sexualtrieb auf Null zu schrauben. Selbstbefriedigung hat da auch einfach nicht so einen hohen Stellenwert.
Kommt es dann doch mal zum Sex, endet dieser dann auch mal schnell in einem Desaster. Viele kommen dann zu schnell, andere wiederum gar nicht. Beides nicht schön. Weil es so schlimm war, traut man sich dann erst mal wieder eine Weile nicht. Man macht sich selber Vorwürfe, bekommt Versagensängste und der Druck nimmt zu. Alles nicht wirklich förderlich für tollen Sex.
Hinzu kommt, dass wir zwar am Anfang viel über Sex geredet und noch mehr experimentiert haben, wir uns aber eine Art nonverbale Kommunikation erarbeitet haben. Leider versagt die nonverbale Kommunikation bei echten Störungen. Und weil man das Gefühl hat, sich blind zu verstehen, traut man sich nicht richtig darüber zu reden.
Bei uns war dann der Auslöser, dass ich im Skiurlaub war und mit einer Dame nach ein paar Bier über sexuelle Phantasien gesprochen haben. Dabei ist mir aufgegangen, dass mir die Phantasien ausgegangen waren. Die meisten Phantasien, die ich mal hatte waren verwirklicht. Neue waren nicht wirklich dazu gekommen. Und noch viel schlimmer, mir war aufgegangen, dass ich keine Ahnung hatte, welche Phantasien meine Frau hatte.
Noch auf der Heimfahrt habe ich meine Frau aus dem Bus heraus mit WhatsApp-Nachrichten gelöchert. Zögerlich kam sie mit zwei Phantasien um die Ecke: Sich devot einem Mann hingeben und Sex mit mehreren Männern zu haben. Diese würden aber nur in der Phantasie existieren und sie würde diese niemals umsetzen wollen. Wir waren dann ziemlich aufgeheizt, als ich wieder zu Hause ankam. War toller Sex - wie ich damals dachte.
Wir haben dann oft und lange per chat und in direkten Gesprächen über Phantasien geführt. Aus Fernsehsendungen wie "Wa(h)re Liebe" und Co. kannte ich Swingerclubs. Da vögelte jeder mit jedem
. Naja, also allen Mut zusammen gebracht und gefragt, wie es denn wohl wäre, einen SC zu besuchen. Ich war überrascht, dass sofort ein ja kam. Also bei Google mal danach gesucht und schlußendlich hier gelandet.
Die Neugierige ging dabei solch ein Tempo an, dass mir ganz schwindelig wurde.
Übertrieben gesagt schwebte mir ein "sehen und gesehen" werden vor, sie träumte direkt von Sex mit einer ganzen Fußballmannschaft. Hatte ich die Büchse der Pandora geöffnet? Dann hatten wir uns einen Club und einen Zeitpunkt ausgewählt. Die Kinder waren untergebracht, die Körper besonders gepflegt und neue erotische Kleidung war gekauft.
Dieser Besuch hat unser Sexleben dermassen auf den Kopf gestellt. Inzwischen haben wir das Wort nie aus unserem Wortschatz gestrichen. Wir haben tollen Sex was sowohl die Häufigkeit, als auch was die Qualität angeht. Wir schätzen und begehren den Anderen und sagen und zeigen das auch.
Darüber hinaus haben wir ganz wunderbare und erotische Menschen kennen gelernt. Wir geniessen das Leben im Moment einfach.
Uns ist aber nie in den Sinn gekommen uns für die schwierige Zeit zu entschuldigen oder gar dem anderen eine Schuld zu geben. Wir sind einfach nur glücklich und dankbar für die Liebe, die wir erfahren.
Der Neugierige
PS: Wir sind jetzt wieder bewusst die Nummer Eins des anderen