Kind und Partner sind verschiedene Menschen
Wer ein Kind hat, der liebt dieses Kind, das möchte ich für die weitere Betrachtung als einfache Setzung annehmen dürfen (auch wenn ich mir darüber klar bin, daß es Eltern gibt, die Kinder vernachlässigen, schlagen, verwahrlosen lassen, das ist ein furchtbares Verbrechen und gehört streng bestraft, aber darum geht es nicht in diesem thread). Die Liebe zum Kind ist nicht die Liebe zum Partner, das Objekt der Liebe eine andere Person. Mein Kind vor Schaden zu schützen muß für mein Bemühen um sein Wohlergehen und eine ungetrübt positive emotionale Beziehung zu ihm oberstes Ziel sein. Das davon abzutrennende Verhältnis zu meinem Partner hat damit primär nichts zu tun.
Wenn ich mit meinem Partner nicht mehr leben möchte, mich streite, mich in zynischen Tiraden ergehe und dabei mein Kind mit getroffen wird, dann machen wir uns schuldig in der Beziehung zu dem Kind.
Wenn ich meine Lebensumstände so wähle, daß ich dem Kind die Präsenz eines Elternteils auch nur zeitweise vorenthalte, dann machen wir uns schuldig in der Beziehung zu dem Kind.
Wenn ich meine, es gäbe ein größeres oder kleineres Übel und allein durch die Wahl eines vermeintlich kleineren Übels für das Kind heilte ich diese Schuld in der Beziehung zu dem Kind, dann ist das Selbstbetrug.
Dieser Umstand muss beiden Partnern prinzipiell glasklar sein, bevor sie sich für den Weg entscheiden, ihre Interessen vor die des Kindes zu stellen, diese persönliche Schuld in Kauf nehmen. Wer sich dann noch dafür entscheidet, eine Beziehung zu beenden oder durchzuhalten, dem muß dann klar sein: er tut das nicht "für das Kind", sondern allein für sich und sein Gewissen. Das Kind darf im Vertrauen in die Liebe der Eltern erwarten, daß diese alles tun um es zu schützen, i.e. sich nicht vor dem Kind streiten, sich nicht vor dem Kind herabzuwürdigen, sich nicht leichtfertig zu trennen. Wenn das Kind "feine Antennen" hätte, mitbekommt und das als Vorwand für die Trennung dienen soll, dann ist das Versagen beider Eltern am Kind. Wenn das Kind ohne Vater / Mutter aufwächst, dann ist das Versagen beider Eltern am Kind.
Zu Einfach? Zu unbequem? Zu wahr.