"Er" schreibt...
*******olus:
Gedeihen unserer Kinder bestimmen wir selbst, als Eltern, Onkel, Oma, Tante, jeder Einzelne von uns durch Vorbildfunktion, umsichtiges, liebevolles, bedachtes Handeln nicht erst bei drohender Trennung, sondern auch schon sehr viel früher, bei Partnerwahl, durchdachtem, eigenen Lebens- und Beziehungsmodell, daß auch Kinderbedürfnisse primär mit einbezieht und nicht nur "auch dabei", vielleicht sogar einmal durch eigenen Verzicht auf "ständig Spaß".
Da gebe ich dir im Grunde absolut recht, muss aber etwas einwerfen. Man geht eine Partnerschaft und Beziehung ein, entscheidet sich eine Familie zu gründen, was in den meisten Fällen in unseren Breiten nicht aus Gründen passiert um die Familie ernähren zu müssen. Hört damit aber mein eigenes Leben auf? Das eigene Leben, die eigene Selbstverwirklichung? Existiere ich dann nur noch für das oder die Kinder?
Wir haben uns bewusst für Kinder entschieden, aber ganz bewusst dafür sie auf eine Stufe mit uns zu stellen. Sie stehen weder unter uns, sind also nicht "auch dabei", sondern sie stehen neben mir, oder meiner Frau, so wie auch meine Frau neben mir steht und umgekehrt. Sie stehen aber auch in keinem Fall über uns, so wie ich es jeden Tag im Kindergarten bei einigen anderen Eltern sehe und auch im Freundeskreis bei einer ehemals sehr guten Freundin erlebt habe. Jeder von uns muss auf etwas verzichten, aber ich bin nicht bereit mein Leben aufzugeben und zum Überpapi zu werden, für den neben den Kindern nichts mehr existiert. Ich war 5 Jahre für meine Kinder in Elternzeit, habe mich gekümmert und es genossen, aber auch in der Zeit nicht alles aufgegeben.
Damit möchte ich sagen, dass es kein "primär" gibt. weder für mich selber, noch für meine Frau, aber auch nicht für die Kinder. Meine Bedürfnisse sind nicht weniger wichtig als die des Kinders und umgekehrt. Ich als Erwachsener verschiebe die Erfüllung meiner Bedürfnisse lediglich. Mal um ein paar Stunden, mal um einige Tage, vielleicht auch mal Wochen, weil ich damit umgehen kann. Das Kind kann in vielerlei Hinsicht nicht warten und hat natürlich entsprechend für den Moment den Vorrang, was aber nicht heißt, dass mein Bedürfniss nichtig ist und wegfällt.
Ich unterstelle den allermeisten Paaren einfach, dass sie mit den Besten Vorsätzen und Vorstellungen in eine Beziehung starten, aber genauso wie sich ein Kind mit den Jahren entwickelt, entwickelt sich auch eine Beziehung und die beteiligten Menschen mit den Jahren. Ja klar, nicht in der Größenordnung, aber ganz sicher so, dass es unter Umständen irgendwann nicht mehr zusammen passt. Unzählige weitere Faktoren die im täglichen Leben eintreten können spielen ebenso mit rein und können das Gesamtgefüge ins wanken bringen oder der Anfang vom Ende sein. Und aus den Zeiten, um auf die Anspielung an die Steuerzahler einzugehen, dass ich ich gezwungen bin in einer Beziehung zu bleiben und nicht frei entscheiden zu können, sind wir zum Glück raus (zumindest in unserern Breiten).
*******olus:
Warum
trennen Eltern sich dann? Diese Gründe gegen die Interessen der Kinder abzuwägen ist doch für die Themenfrage interessant?! Die Porzellanschlacht ist ja nur überspitztes Sujet. Was ist so viel an emotionalem Zugewinn durch Trennung wert, daß Kinder dafür leiden dürfen? Doch hoffentlich nicht nur, daß man sich nicht so sehr beherrschen kann, daß man jeden Tag im Streit miteinander ist?!
Mit der Aussage sagst du eigentlich nichts anderes, als dass man sich, völlig unabhängig von den Umständen "erwachsen" verhalten sollte und sein eigenes Leben aufzugeben hat um für das Kind die heile Familie vorzuspielen. Ebenso stellst du die These auf, dass eine Trennung grundsätzlich mit Leid für das Kind verbunden ist und ich kann, wie auch hier schon selber geschrieben, aus persönlicher Erfahrung sagen, dass es schlicht und ergreifend völliger Unsinn ist.
Die Trennung meiner Eltern damals tat sicher weh, aber hat mir schon nach kurzer Zeit viel Leid erspart. Dies nicht, weil meine Mutter mir das eingeredet hätte so wie du in einem anderen Beitrag ja ebenfalls dem ein oder anderen Elternteil "unterstellst", sondern weil es mir ganz einfach deutlich besser ging, was ich als damals 8 Jähriges Kind ohne jedes zutun von Mutter oder Vater selber erkannt und gespürt habe.
*****ite:
Aber das ist quasi das Opfer welches ich meinen Kindern zuliebe bringe.
Ohne dass sie es wissen. Sie sind ja nicht dafür verantwortlich.
Da bringst du ein großes Opfer. Wobei man es auch umgekehrt sehen kann. In der Beziehung zu bleiben kann auch der bequeme und einfache Weg sein. Meine Mutter ist damals mit Sicherheit nicht den einfachen Weg gegangen mit zwei Kindern, arbeit, da sie nicht vom Staat leben wollte und der Trennung...
Zum Abschluss möchte ich auch noch etwas ganz persönliches loswerden, was in diesem Thread auch schon angeklungen ist.
Ein Scheidungskind bekommt sicher nicht vorgelebt aus Konfliktsituationen zu flüchten und irgendwann ebenso in einer Scheidung seiner eigenen Beziehung zu enden. Ich hatte in meinem Leben bisher zwei lange Beziehungen. Die erste wurde nicht von mir beendet und in der zweiten lebe ich noch heute und zwar glücklich...
LG "Er" von NeueReize