Meine Erfahrungswerte sind...
"durchhalten" NEIN, für mich persönlich auf keinen Fall.
Pauschal aber kann ich es nicht sagen, denn für mich ist es eine Frage
DES WIE sieht dies Situation aus, wie äußert sich das alles, wie macht es sich bermerkbar.
Konkret:
Ich war in einer Ehe, wo viel gestritten wurde in einer Art und Weise, die sich beim besten Willen auch nicht verheimlichen lies. Und selbst WENN, ja, auch ich denke, dass Kinder das spühren.
Da war es für mein Kind, mich und alle besser, zu gehen in meinen Augen.
Ganz so, wie ich einst sehr jung zu meiner Mutter, die das Argument anführte, mir den Vater erhalten zu wollen, sagte: Bitte nicht. Das kann der Grund nicht sein, dass Du mit ihm zusammen bleibt. Mir geht Euer Gestreite so auf den Keks, was hab ich denn davon? Dann lieber mit Dir alleine, uns geht es gut, mit Dir habe ich Spaß und mit Papa treffe ich mich auf ne Pizza, dann habe ich mit ihm Spaß.
Anders in meiner Ehe heute, die keine mehr ist im eigentlichen Sinne.
Wir leben noch zusammen mit unseren Kindern im gemeinsamen Haus. Wir "funktionieren" als Familie ganz wunderbar. Nicht aber in der Paarbeziehung. Da führen wir nun beide neue Partnerschaften.
Die Feststellung, dass mit uns etwas als Paar im Argen ist und WIE wir damit umgehen, war das Entscheidende.
Wäre das, was dazu führte, dass es uns erst richtig bewusst wurde, so geblieben, dann wäre es bestimmt in unser beider Augen auch besser gewesen, getrennte Wege zu gehen, auch räumlich.
Das gab es zwar keinen Streit, aber doch so eine spürbare "Kälte und Distanz" im Haus, die eben auch die Kinder merken und mit der sich sicher niemand wohl fühlte.
Wir haben uns der Situation gestellt, gemeinsam daran gefeilt, gesunde Kommunikation gelernt und nun haben wir, ja trauriger Weise selbst im Vergleich zu unserer noch funktionierenden Ehe vorher, einen "Gewinn". Hier wird gelacht, offen geredet, wir gehen rücksichtsvoll miteinander um, aufmerksamer, unternehmen mit viel mehr Freude und viel öfter etwas miteinander und alle fühlen sich in dieser Situation wohl. Wir nennen es "ein vorläufiges Konzept" wie es in unser aller Augen am besten ist und uns gefällt, bis eben neue Fragen auftauchen.
Alle kennen sich auch untereinander inzwischen.
Die großen Kinder finden das gut, äußern ihre Meinung ja bereits ganz klar.
Der Kleinste lernte die neuen Partner zunächst einfach nur als "Freunde" der Familie kennen. Wir entschieden so, um erst einmal gar nicht die Situation aufzubauen "oh da kommt wer, der Mama oder Papa besonders wichtig ist". Wir wollten einen unkomplizierten Umgang.
Heißt, dass wir auch auf Zärtlichkeiten/ Umarmungen mit den neuen Partnern in Gegenwart des kleinsten verzichteten.
Das hat sich jetzt auch bereits insofern gewandelt, dass wir nun Umarmungen etc auch zulassen- immerhin umarmen wir auch unsere Freunde.
Und wir beschlossen, dass uns eben auch mit das Wichtigste ist, dass unsere Kinder einen liebevollen und respektvollen Umgang miteinander lernen. Was ist an Umarmungen schlimm?
Wir schauen halt sehr aufmerksam hin, wie das kleinste Kind reagiert.
Inwzischen sieht er eben auch Mama und Papa sich wieder herzlich umarmen und insgesamt ist diese ganze Entwicklung nur positiv.
Wir sorgten uns, ob wir ihm evtl damit etwas "Falsches" vorleben könnten, von wegen, der Papa oder die Mama haben 2 Partner. Aber das realisiert er so in der Form ja noch nicht und die kleinen/ großen Unterschiede, dass das ja doch ganz anders geartete Partnerschaften inzwischen sind.
Die aufkommenden Fragen muss man dann eben so beantworten, wie sie fallen und sch ihnen aufmerksam, ehrlich und altersgerecht stellen.
Unterm Strich will ich sagen, dass das eben abhängig von der jeweiligen Situation ist, und wie alle Beteiligten damit umgehen, wie wohl sie sich fühlen.
Unser Weg ist sicher nicht ganz alltäglich und es hat uns viele viele viele Gespräche, viel Zeit etc gekostet. Manchmal fragt man sich "Ach hätten wir mal vorher SO miteinander geredet".
Grundsätzlich schlechte Stimmung im Haus, Streit, Knatsch und weiß der Geier was für Auswirkungen, wären ein Grund, die Situation neu zu überdenken. So aber ist bei uns das genaue Gegenteil der Fall und wir sind alle glücklich, Zeit miteinander verbringen zu können, beide die Kinder uneingeschränkt um uns haben zu können, in unserer Umgebung weiter leben zu können, die wir uns aufbauten und lieben.
Ändert sich an einer Stelle etwas, muss man schauen, was man dann ändern muss.
Aber auch, wenn wir entscheiden würden, dass einer jetzt ausziehen will wegen des neuen Partners oder oder oder, auch dann blieben wir "Partner", gemeinsam Eltern und das tun wir eben zu 100 % an einem Strang.
Ja, auch aus Liebe zueinander als Menschen, als etwas, das sich noch findet. Nicht mehr aber als Beziehungspartner, wie wir sie jetzt in den anderen Menschen gefunden haben, die wir lieben.
Wie steht man zueinander, wie kann man noch miteinander umgehen, wie gut kann man kommunizieren... das alles sind Dinge, die jede Situation, die Geschichte eines jeden Paares sicher mit beeinflussen und jeweils so individuell machen, dass sich das "grundsätzlich und pauschal" wohl nie beantworten lässt.
Und p.s.: Poliamorie bei uns? Falls jemand so kommt - Nein, nicht wirklich. Wir dachten auch darüber nach, haben aber beide festgestellt, doch sehr monogame Ansprüche zu haben. Das eine hat hier mit dem anderen wenig zu tun.
Aber schon im Vorfeld verstehe ich, wenn manchem unsere Lösung befremdlich erscheinen mag. Dann fragt aber gerne.
Und unser "Er" hier ist übrigens, der Liebesbeziehungspartner, der da genauso mit an einem Strang zieht.
Jemand verglich es mit einer Dreierkonstellation in gleichgeschlechtlichen Beziehungen, wo Kinderwunsch besteht und man entscheidet, mit dem anderen leiblichen Elternteil dann zusammen zu wohnen, damit das Kind beide Elterteile hat, auch/ bei/ in der Liebesbeziehung des gleichgeschlechtlichen Paares, die das Kind wollten. Ob das ein guter Vergleich ist, weiß ich selbst nicht, kann aber sein.
So viel von uns.