@Olympe1789
Generell glaube ich (und ich denke Cartamagna geht es da ähnlich) zu verstehen was du sagen willst. In meiner Lesart stolpere ich jeweils über die Schlussfolgerungen. Mein Ergebnis wäre gleich, die Schlussfolgerung anders.
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Ich habe schon das Gefühl, dass es etwas anderes ist, jemanden alles zu verzeihen, weil ich ihn liebe, oder einen Menschen zu erkunden, weil ich ihn liebe und ihn dann mit seinen Fehlern zu begreifen und zu akzeptieren. Und diese Fähigkeit geht einher mit Selbsterkenntnis und Selbstakzeptanz.
Wenn du hier meinst, dass es einen Unterschied macht, ob ich aus Liebe zu jemanden etwas tue (z.B. verzeihe) oder ich jemanden mit Stärken und Schwächen liebe (und es dann, aus meiner Sicht, nichts zu verzeihen gibt) dann meinen wir etwas identisches. Perfektion heißt ja, dass etwas so wie es ist für mich fehlerfrei ist. Der Mensch muss nicht verändert werden, er darf seine Fehler haben. Mit den Fehlern (die oft in anderer Sichtweise Stärken sind) ist er gut. Diese Art des anderen Annehmen schaffen wir oft nur, wenn wir auch uns mit den Schwächen/Fehlern die wir haben selber annehmen können.
*******789:
Sich selbst lieben zu können, heißt ja auch gerade nicht, selbstverliebt zu sein und zu glauben, man sei perfekt. Eine gesunde Eigenliebe setzt voraus, dass man seine Fehler kennt und weder an ihnen verzweifelt, noch sie verdrängen muss, um glücklich zu sein.
Das trifft durchaus zu. Ich würde das Wort glücklich durch zufrieden ersetzen, da Glück immer nur eine sehr begrenzte Zeitspanne ist. Das ist aber Wortklauberei auf hohem Niveau.
*******789:
Und nur so ist man in der Lage, die Anderen mit ihren Fehlern anzunehmen und zu lieben!
Das sehe ich anders. Viele Beziehungen scheitern, weil ein Partner der Meinung ist, dass er sich nicht mehr geliebt fühlt. Dabei ist es vollkommen egal, ob das wirklich so ist oder nicht. Dieses "sich nicht geliebt fühlen" entsteht oft dadurch, dass wir Schwächen des Partners als bewusste Provokation oder sogar als Angriff verstehen. Es wird uns scheinbar etwas entzogen, was wir vom Partner gerne hätten (weil wir es uns selber nicht geben können). Da kommt die Selbstakzeptanz ins Spiel. Liebe ich mich selbst, "brauche" ich nichts vom Partner. Was der Partner in mein Leben bringt kommt zu meiner Zufriedenheit mit mir zusätzlich dazu. Wenn er mir etwas nicht gibt, fehlt nichts. Ich bin alles was "gebraucht" wird. Der Partner und das was wir miteinander haben, ist die Sahne auf dem Kuchen, der auch ohne Sahne ein Genuss ist.
Wer sich selber nicht liebt, kann nicht erkennen, dass ein anderer ihn wirklich liebt. Natürlich kann er einen anderen auch ohne Selbstliebe lieben, die Frage ist, wie lange er das tut (weil ja ein Mangel in der eigenen Person da ist). Deshalb scheitern solche Beziehungen auch oft seriell.
Ist das nachvollziehbar?
Delta