Warum sind viele Menschen so negativ?
Warum seid ihr alle so negativ?Ok, das klingt jetzt zugegebener Maßen recht provozierend, aber ich habe zunehmend das Gefühl, dass die Einstellung der Gesellschaft immer negativer wird. Ich stelle in meinem Umfeld zunehmend fest, dass über alles mögliche gemeckert wird, aber wenn es darum geht etwas zu verändern, dann scheint der Leidensdruck doch nicht groß genug zu sein. Beispiel: Ein Kumpel ist seit Wochen nur am schimpfen über seinen Job und seinen Arbeitgeber. Auf meinen Vorschlag hin sich doch was anderes zu suchen kamen die üblichen Antworten mit "Situation in der Branche nicht leicht", "man sei ja schon zu alt" usw. Auf Nachfrage, ob besagter Kumpel es denn wenigstens mit Bewerbungen versucht hätte, kam nur ein lapidares "Nö, bringt doch nichts"...
Das könnte man ja noch als Einzellfall abtun, aber vor kurzem hatte ich mit einer guten Freundin ein Gespräch in dem es darum ging dass sie mit ihrer derzeitigen Lebenssituation unzufrieden ist. Sie weiß aber nicht woran es liegt, verspürt halt eine generelle Unzufriedenheit. Idee von mir: Setz dich hin, schrei auf was im Moment in deinem Leben gut ist und was schlecht ist. Vielleicht kommt sie da ja auf Dinge, die sie im Moment gar nicht auf dem Schirm hat und stellt fest, dass es ihr doch gar nicht so schlecht geht oder sie findet vielleicht die Ursache für ihr Problem. Idee gefiel ihr, nach vier Wochen ist aber immer noch nichts passiert - auf Nachfrage kommt "war zu beschäftigt" oder "ich wußte nicht, wie ich anfangen soll"...
Drittes Beispiel: Ich hab im Sport seit einiger Zeit einen Hänger, die Turnierergebnisse lassen in letzter Zeit zu wünschen übrig. Oder etwas deutlicher gesagt: ich hab ein Abo auf den letzten Platz. Eine Freundin meinte nach so einem Turnier zu mir "Streng dich an, damit du beim nächsten Mal weiter vorne landest. Ich möchte mal wieder stolz auf dich sein!" Der Satz hat mich sehr nachdenklich gemacht, weil ich persönlich deutlich mehr Respekt vor jemandem habe, der sich von solchen Ergebnissen nicht entmutigen lässt und immer wieder bei Turnieren antritt als jemand, der Turniere reihenweise gewinnt (und das sage ich nicht nur, weil ich mich derzeit in so einer Situation befinde! ). In der Wahrnehmung überwiegt hier also auch der letzte Platz, und nicht das "dabei sein".
Nächste These: es liegt an meinem Freundeskreis. Also hab ich in den letzten Wochen mal gezielt im Bus oder auf der Straße zugehört, worüber die Menschen reden. Auch hier wird überwiegend gemeckert, geschimpft oder anderer Leistungen niedergemacht. Das mal jemand erzählt er oder sie hätte ein total schönes Erlebnis gehabt - Fehlanzeige! Oder zumindest nur dann, wenn es gleich wieder eine Relativierung dazu gibt ("Zum Glück hab ich noch zwei Karten für Theaterstück xyz bekommen. Aber ich hab vorher vergessen zu schauen, von wem das inszeniert wird: von demundem. Dabei mag ich den doch überhaupt nicht!"). Außerdem sehe ich immer weniger Leute Lächeln. Alle rennen gehetzt durch die Gegend, immer mit so einem verkniffenen Gesichtsausdruck. Selbst am Strand, wo ich jetzt erwarten würde, dass man freiwillig und zur Entspannung da ist, sehe ich sowas nur in Ausnahmefällen...
Also liegt es nicht nur an meinem Freundeskreis, sondern andere Menschen sind genauso drauf.
Wenn man dann noch in die Medien schaut, findet man dort das gleiche Bild. Die Überschriften behandeln größtenteils nur negative Themen, die wirklich guten Nachrichten muss man mit der Lupe suchen. Aktuelles Beispiel wäre hier Olympia: ich lese von Verletzten, schwache Leistung der Deutschen Atlethen, aber ein Artikel dazu welche Entscheidungen am Tag gefallen sind und welche Atlethen Medallien gewonnen haben (auch wenn sie nicht aus Deutschland stammen) findet man nicht auf den ersten Blick.
Woran liegt das? Haben die Menschen verlernt, glücklich zu sein? Oder hat sich nur meine Wahrnehmung geändert, und es war schon immer so? Oder ist fröhlich sein etwas, was in der Öffentlichkeit nichts mehr verloren hat und in die eigenen vier Wände gehört?