Zum Thema zurückkehrend...
Ich finde, Kunst hat durchaus etwas damit zu tun, dass man nicht nur sein "Handwerk" versteht, auch nicht allein damit, sich gut zu verkaufen, doch wenn man sich dabei leiten lässt, was an den Hochschulen der Bildenden Kunst gelehrt wird, kommt man nicht umhin, die These zu bestätigen!
Als letzter Malschüler von Artur Stoll "de Norso", der wiederum selbst Schüler von Boys, Antes, und Peter Dreher war, die ich glücklicherweise auch selbst kennen lernen durfte, habe ich in den Jahren 2001 bis 2003 in seinem Alelier gelernt wie man seine eigenen Leinwände bespannt und die verschiedensten Maltechniken anwendet. Zuvor habe ich bei einem bekannten Professor und Buchautor die ersten Schritte in Sachen Malerei begonnen. Diese erste Begegnung prägte mich und meine Malerei, denn als ich damals mit malen anfing, hieß es stets in der Schule: "Wunderschönes Gemälde, aber wieder mal am Thema vorbei! - Setzen!" Ich verehrte und befasste mich damals mehr mit Kunstgeschichte, besonders der alten Meister bis hin zu den Impressionisten wobei ich speziell die Perfektion eines Michelangelo, Da Vinci, Delacroix, Monet und Rubens im Blick hatte, aber auch Matisse, Hundertwasser und Kandinsky im Auge behielt.
Das Entscheidende Moment war aber folgendes:
Als ich zu dem besagten Professor Morschek kam, wollte der natürlich wissen, weshalb ich gerade so darauf erpicht sei, "Abstrakte Kunst" zu studieren und die Techniken zu erlernen.
Als ich ihm dazu trocken sagte, "Weil man damit in heutiger Zeit unglaublich schnell viel Geld verdienen kann!" - lachte dieser und fragte weshalb ich davon träumte.
Meine Antwort: Wenn auf einer Kunstmesse drei Leinwände in Schwarz mit nur zwei weißen kleinen Punkten drauf als "Kunst" für satte 15.000 DM über den Ladentisch gehen, dann verdient man mit wenig Aufwand viel Geld!"
Der Professor lachte laut und sagte:
"Glauben sie wirklich es ist mit ein paar Kleksen und vielleicht noch ein paar Strichen auf einer Leinwand geschehen, um das als Kunstwerk zu verkaufen? Das macht meine kleine vierjährige Tochter im Kindergarten! Ich empfehle Ihnen zuerst mal die Grundlagen der Realistischen Malerei zu studieren, das Handwerkliche Wissen um Material, Farben, etc. sich anzueignen und vor allem die realistische Maltechnik mit den verschiedensten Medien, bevor sie beginnen zu abstrahieren! Selbst dann ist noch nicht einmal raus, ob sie danach auch ein guter Künstler sein werden!"
Aus diesem Erlebnis heraus und im künstlerischen Zusammenleben mit Artur Stoll kann ich heute sagen, dass es UNABDINGBAR ist, sich das Handwerkliche KÖNNEN anzueignen, bevor man von Kunst spricht. Natürlich gehört nicht nur die Idee und Intuition dazu, ein neues Kunstwerk zu schaffen, doch selbst das Kunststudium bietet leider heute keine Garantie, dass man am Ende von seiner Kunst wirklich leben könnte. Grund dafür ist nicht die "Unfähigkeit" der Künstler, sondern das Desinteresse der Käufer, diesen Markt zu durchforsten um wirkliche Talente zu fördern, wie es noch vor Jahren üblich war. Auch finden keine Besuche mehr bei Künstlern statt, wie es zu meiner Schulzeit noch üblich war, als ganze Klassen sich anmeldeten um einem Künstler über die Schultern schauen oder mit ihm sprechen zu können.
Wer geht heute noch in Museen die mit ihrer Kunstförderung stets auch durch Ankäufe den Künstlern die nötige Aufmerksamkeit schenken? Galeristen, die nur auf ein oder zwei, eher selten mehr Künstler im Portfolio spezialisiert sind und das allgemeine Sterben der Galerien mit hoch interessanten Künstlern die niemand mehr kauft, weil sie keiner mehr ausstellt, all das ist heute Realität. Allein die Maximilianstraße in München war einmal die gute Adresse der Kunstszene, wovon heute kaum noch etwas zu sehen ist. Auch in Berlin und anderen Großstädten sind massenweise Galerien seit der Wendezeit geschlossen worden.
Ob das aber ausreicht, um dem Thema des TE Gerecht zu werden?
Ich glaube, man muss sich das Gesamtumfeld der deutschen und europäischen ja sogar der internationalen Kunstszene mal genauer anschauen, denn außer den Altmeistern kenne ich kaum noch einen studierten Künstler, der in den letzten Jahren übrigens auch wegen der großen Debatte über das Thema "Was ist Kunst" wirklich Umsatz machen konnte. Selbst Baumärkte bieten inzwischen für wenige Euros Handgemalte riesige Gemälde an und die Leute kaufen!
Auch hier setzt nicht zuletzt wegen dieser Problematik des Konkurrenzkampfes zwischen Künstlern und "Kunstverkäufern" inzwischen ein unglaubliches Dumping ein, wenn ich gerade erlebe, wie selbst hochwertigste rohe Leinwände die noch vor ein paar Jahren auch bis heute hunderte von Euro beim Hersteller kosteten schon für einen Apfel und ein Ei verscherbelt werden müssen, nur um die teure Miete für die Lager und Ateliers noch bezahlen zu können.