Ich oute mich ...
... denn ich denke in etwa in der gleichen Richtung wie
Artero
Kunst hat meiner Ansicht nach durchaus sehr viel mit Können zu tun.
@
BeyondDreams
Ich stimme Dir völlig zu in Deiner Aussage, dass die Bezeichnung "Kunst" in vielerlei Hinsichten gerade von Kunsthandwerkern, vor allem in touristischen Zentren, arg strapaziert wird.
Da findet man unzählige Kunsthandwerke als Holzkunst, Porzellankunst, Schmiedekunst, Keramikkunst, Glaskunst usw.
Sie sind zweifelsohne alle Könner ihres Fachs, aber warum nehmen wir und auch ich sie z.B. nicht als Künstler wahr?
Ist also Können nicht die Voraussetzung für Kunst?
Sie produzieren große Auflagen und Stückzahlen, die sich durch die mitunter sogar noch ausgeführte Handarbeit in Nuancen unterscheiden, aber deshalb trotzdem Serienprodukte sind, so klein diese Serien auch sind.
Auf der anderen Seite, wenn man die Biographien der "großen" Künstler von der Antike bis zur Moderne kennt, sie haben alle einen "Meister" gehabt, eine Schule besucht oder dergleichen an Ausbildung gehabt und ihr "Handwerk" erlernt.
Und unter ihrem "Handwerk" verstehe ich alles, was sie befähigte Ihre Ideen so umzusetzen, dass sie uns heute noch berühren, beeindrucken und verzaubern. Sie experimentierten, um neue Wege zu gehen, verfeinerten ihre Techniken und damit auch ihre Ausdrucksweise.
Farben wurden nicht erst im entstehenden Gemälde gemischt. Viele Rezepte, wie sie hergestellt wurden, sind bis heute unbekannt.
Formen wurden aus Stein gemeißelt. Wäre dies ohne das Können und Wissen eines Steinmetzes möglich?
Perspektiven wurden an Gebäude angepasst und ließen eine reale Wirkung entstehen, obwohl sie auf flachem Papier völlig verzerrt wirken.
Proportionen wurden studiert, nicht nur flüchtig, sondern z.T. sogar exzessiv, um sie dann in Kunstwerken auch entsprechend darstellen zu können.
Betrachtet man die Frühwerke fast aller "großen" Künstler bis heute, so wird man feststellen, dass sie alle damit begannen, möglichst nahe am narürlichen Vorbild zu arbeiten und sich danach weiter entwickelten.
Selbst ein Picasso berherrschte die Zeichnung als Naturstudie.
Spricht dies nicht dafür, dass ihr "Können" es ihnen erst ermöglichte, Neues entstehen zu lassen, die Vorgaben der Natur oder des Seins als künstliche Realität in ihren Werken neu zu interpretieren?
Wäre das tatsächlich ohne ihr "handwerkliches" Können, gepaart mit ihrer schöpferischen Kreativität, möglich gewesen?
Ich hatte auf der Aka einen Prof, den ich damals fast schon hasste.
Statt uns hochmotivierte und vor kreativen Tatendrang fast platzende Studenten einfach "Kunst machen" zu lassen, mussten wird üben, üben und nochmals üben. Heute verstehe ich seinen mantrahaften Ausspruch und bin ihm dankbar für diese Schleiferei: "Nur was ihr gezeichnet habt, habt ihr auch wirklich gesehen. Es wird euch dazu bringen, das Wichtige zu erkennen und erst dann seid ihr in der Lage, zu abstrahieren"
Ich fürchte, vielen ist dieser lange Weg, das Können zu verbessern oder das "Handwerkszeug" zu beherrschen, zu mühsam.
Nichts gegen Hobbykünstler!
Ich kenne viele von Ihnen und habe vor vielen von ihnen Hochachtung, weil auch sie versuchen, ihr Können ständig zu verbessern, sei dies in Mal- und Zeichenkursen, Worshops, autodidaktisch oder sonstwie, um dann ihre Ideen zu verwirklichen, um sich besser ausdrücken zu können und ihren individuellen Stil zu finden.
Andererseits kenne ich fast ebenso viele Hobbykünstler (und auch leider solche, die eine fundierte Kunstausbildung genossen haben, aber dabei anscheinend nichts gelernt haben) , die sich ohne Können dazu berufen fühlen, "Kunst zu machen" und auch nicht in der Lage sind oder es nicht wollen, Neues zu (er)lernen.
... aber es klingt immerhin ganz toll, sagen zu können "Ich bin Künstler"
Ich wünsche Euch allen einen wunderschönen und erfolgreichen Tag und freue mich auf Eure zahlreichen Antworten.
GlG vom Magier