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Hat Kunst auch (oder nur) etwas mit Können zu tun?

Dshin
****Art Mann
3.498 Beiträge
Themenersteller 
Hat Kunst auch (oder nur) etwas mit Können zu tun?
Hallo @ ALL,

sicherlich kennen die Meisten von Euch den Ausspruch "Kunst kommt von Können"

Mich würde Eure Meinung dazu interessieren.
Ist das noch zeitgemäß?

Ist es Voraussetzung, dass der Künstler oder Schöpfer eines Kunstwerks wenigstens einige wenige Kenntnisse der Grundlagen hat, z.B. Proportionen, Farbkomposition, Perspektive, von dem Material, mit dem er arbeitet oder ähnliches Grundkönnen?
Oder reicht es, den Willen zu haben, "Kunst zu machen", eine Idee zu haben und sie "irgendwie" kreativ in Szene zu setzen, um daraus auch wirklich Kunst entstehen zu lassen?

Während vieler Gespräche mit Besuchern in meinem Atelier wurde sehr oft darüber diskutiert.
Ich würde mich freuen, wenn sich zu diesem Thema nicht nur Künstler und Kunstinteressierte äußern, sondern auch all Jene, die sich sonst eher selten mit Kunst auseinander setzen.

Euch allen ein entspanntes Wochenende und liebe Grüße
vom Magier

PS.: Ich erlaube mir, diese Frage nur auf den Bereich der (ab)bildenden Kunst zu begrenzen und ganz bewusst die Bereiche der Musik, Dichtung im weitesten Sinne und Fotografie auszusparen.
********eams Frau
2.872 Beiträge
Ich ärgere mich jedesmal über diesen Satz. Besonders wenn er dazu dient, bestenfalls mittelmäßiges "Kunsthandwerk" zu Kunst schönzureden.

Nicht das ich die Kunsthandwerker schlecht reden möchte. Da gibt es viele, die durchaus tolle Arbeiten machen, aber es ist eben keine Kunst.

Für mich gehört zu wirklich guter Kunst die Auseinandersetzung mit dem Material, der Welt, der eigenen Wahrnehmung, das Ausloten von Grenzen, und das auch im historischen oder aktuellen Kontext.
*****har Paar
41.020 Beiträge
Das Wort Kunst kommt, wenn ich richtig informiert bin, etymologisch gesehen wirklich von Können. In Bayern und Österreich kann man das heute noch original hören, wenn jemand z. B. sagt:

"Ja sog bloß, du kunnst dös a ned?"

Kunst ist nicht das, was oftmals dilettantisch daher kommt und handwerklich miserabel ist - aber mit dem Verweis auf künstlerische Freiheit zur Kunst erklärt wird.

Das ist dann allenfalls so etwas wie ein Hobby - das jedem von Herzen gegönnt und jedem hoffentlich viel Freude macht, aber deshalb noch lange keine Kunst ist.

(Der Antaghar)
ich pflege zu sagen ,,,,

es ist eine Kunst hervoragend malen zu können ( Licht und Schatten , Farbe und Kompositionslehre , perspektive und meisterhaftes geschick zu vereinen.
Umgekehrt muss aber Kunst noch lange keine malerei mit anspruch auf alles o.g. sein (kann aber ) Ich bin daher auch lieber maler im sinne von malen und kein Anstreicher und nur ungerne Künstler.
Das Pinselchen
für mich
bezeichne ich etwas als Kunst, wenn zum einen etwas an "dem Ding" etwas sehr ungewöhnlich ist. Das kann eben schon ein fachlich ungewohntes Können der Fertigungstechnik sein (also mehr als ein "gewöhnlicher" Handwerksmeister macht), oder eben eine bis dato ungesehene Idee, für mich eine ganz neue Ausstrahlung etc. Da sehe ich dann aber auch schon mal den weltbesten Kellner, der mich einmal gesehen hat und nach 10 Jahren wiedererkennt und mir ungefragt meine flambierten Erdbeeren vorsetzt, auch als Künstler an. Mein

Kunstbegriff leitet sich dann eher davon ab: Da bringt mich jemand ins staunen, womit auch immer...

Als zweites unterscheide ich aber, was der Hauptzweck des Dinges ist. Zum Beispiel da ist eine schöne Schöpfkelle. Hauptzweck ist der Alltagsnutzen, Nebenzweck schön designt. Das geht dann für mich eher in die Richtung Produkt oder Kunsthandwerk. Ein Kunstwerk in meinem Sinne hat als Hauptzweck seinen Nutzen in sich selbst. Also hätte dich Schöpfkelle ein Loch in der Mitte und einen sehr perforierten Stiel, dass kein Gewicht gehoben werden könnte, würde ich mich eher fragen, "Was will mir der Künstler damit sagen" oder "Was wollte der Künstler damit erreichen".

Für mich reicht schon eins dieser Kriterien, um es in die "Schublade" Kunst zu stecken. Treffen mehrere Punkte zu, dann steigere ich höchstens in Richtung "große" oder "begnadete."

In jedem Falle unterstelle ich JEDEM Werk, dessen Schöpfer es als Kunst bezeichnet, dieses auch zu sein. Kann ich das Künstlerische nicht entdecken, lasse ich es mir lieber erst mal erklären als ihm die Zugehörigkeit zur Schublade zu verwehren.

Außerdem sind Künstler ja auch nur Menschen. Und sie dürfen meiner Meinung auch Lücken haben. Der eine vielleicht in seinem handwerklichen Geschick, der andere in der Kreativität, der nächste in der Intellektualität.
Seifenblasen. Noch wenige Tage bis zur BoundCon !
Bei https://www.joyclub.de/my/3469138.l_k_events.html gibt es die passenden Sitzmöbel einschließlich dazugehöriger Fixierung.
**********onxde Mann
268 Beiträge
Der Vergleich mit der durchlöcherten Schöpfkelle hört sich fast so an, als sei Kunst nur etwas, das sonst zu nichts taugt.
Einen praktischen Nutzen zu haben, ist doch nichts Schlechtes - trotzdem kann der Gegenstand ein Kunstwerk sein, wenn er gut gemacht ist.
Ein sonst nutzloser Gegenstand kann natürlich auch (und ausschließlich) Kunst sein - aber auch dazu müsste er gut gemacht sein.
Allein die Deklaration als "Kunstwerk" genügt nicht.
Kunst hat also sehr wohl etwas mit Können zu tun.
Leider auch mit Namen und Bekanntheitsgrad.
Eine Leinwand gleichmäßig einzuschwärzen, wozu nun wirklich nicht viel Können gehört, gilt bei einem namhaften "Künstler" als große "Kunst" und erzielt Höchstpreise.
Wenn ich so etwas mache, gilt es als das, was es in jedem Falle ist: Scharlatanerie.
****Ffm Frau
4.878 Beiträge
Wer kann Kunst?
Das Wort Kunst bezeichnet im weitesten Sinne jede entwickelte Tätigkeit, die auf Wissen, Übung, Wahrnehmung, Vorstellung und Intuition gegründet ist (Heilkunst[1], Kunst der freien Rede). Im engeren Sinne werden damit Ergebnisse gezielter menschlicher Tätigkeit benannt, die nicht eindeutig durch Funktionen festgelegt sind.
Wikipedia

Soweit so gut. Nun haben bereits die Kinder in der ersten Klasse der Grund-/ Hauptschule einen Kunstunterricht. Tun wir denen nicht Unrecht, wenn wir ihre Werke nicht als Kunst ansehen?

Da schau ich doch lieber nach der etymologischen Herkunft der Kunst.

Als Verbalabstraktum zu dem unter können (s. d.) dargestellten Verb ist ahd. kunst (9. Jh.), mhd. asächs. mnd. kunst, mnl. const von umfassender Bedeutung und bezeichnet zunächst ‘Wissen, Kenntnis’ (vgl. mhd. nāch mīner kunst ‘soviel ich weiß’), ‘menschliche Befähigung, Fertigkeit, Kompetenz’ unabhängig von ästhetischem Anspruch (vgl. schwarze Kunst, mhd. swarze kunst, Kochkunst, 16. Jh., Staatskunst, 17. Jh., Heilkunst, 18. Jh., sowie das ist keine Kunst ‘das ist ganz einfach’).
DWDS

Das überzeugt mich dann doch viel mehr.
unabhängig von ästhetischem Anspruch
Hier findet sich wohl jeder Schaffende wieder, ob ein ausgebildeter Künstler oder ein Hobbymaler. Kunst ist so vielfältig. Gönnen wir doch auch dem Hobbykünstler die Anerkennung für sein Tun. Auch die Werke der namhaften Ausübenden der Kunst verdienen nicht immer diesen Namen. Meistens ist das ein Ausdruck der Persönlichkeit, manchmal aber lediglich bemühter Aufmerksamkeitsdrang. Seien wir doch ehrlich, diese Großzügigkeit können wir uns doch leisten. Oder?
Profilbild
****ro Mann
149 Beiträge
Interessante
Beiträge und doch, so behaupte ich wird eine Klärung nie der Fall sein,denn seit ewigen Zeiten +/- drei Tage streiten sich die Geister *g*.
Als sog. "Kunstschaffender" ( ich selbst mag den Ausdruck nicht besonders) sind mir die Gedanken natürlich nicht fremd,jedoch widerstrebt es mir bei der bildenden Kunst nicht ähnliche Ansprüche zu stellen wie bei allen anderen Sparten der Kunst. Ein Musiker sollte (Ausnahmen bestätigen die Regel) sein Instrument kennen,noch besser geübt darauf sein bzw es beherrschen. Ein Autor sollte die Sprache (Rechtschreibung,Grammatik etc) benutzen können. Ein Tänzer die Möglichkeit besitzen, durch seine körperliche Übung Figuren zu tanzen usw. Und so weiter. Da frage ich mich,warum in der bildenden Kunst nichts erwartet wird: keine Übung im Metier,keine Kenntnis der Komposition,keine Ahnung von handwerklichen Regeln ( ich muss an einen Kommilitonen denken,der,darauf angesprochen,dass so die Farbe nicht lange auf der Leinwand hält, antwortete: was kümmert mich das,die Restauratoren sollen ja auch noch Arbeit haben) bis hin zu wenig oder dem völligen Fehlen eines Farbgefühls. Es muss ja nicht gleich eine konservative,akademische Ausbildung sein! Jede "Schmiererei" mit Farbe oder Graphit als Kunst ansehen? Hhm,damit habe ich,ehrlich gesagt ein Problem! Auch wenn mir sehr bewußt ist,dass manches aktuelles Tun die Anerkennung nicht erlangt und in 50 oder 100 Jahren als Meisterstücke angesehen werden. Auch wenn mir bewußt ist,dass der "Kunst-ungebildete" Mensch manches als Kunst ansieht,weil es seinem "Geschmack" entspricht der natürlich abhängig ist wie dieser geprägt wurde. Auch wenn mir bewußt ist,dass gerne die Menschen,die sich keine Grundkenntnisse aneignen wollen,sich gerne auf Beuys etc. berufen.
Eigentlich ists mir völlig wurscht ob Bilder Kunst sind (weil wer bestimmt das schon), sie sollten nur so gemacht sein,dass ich als Betrachter etwas erfahre,zu Gedanken angeregt werden kann und nicht nur ein "nettes" dekoratives an der Wand habe und: es sollte so gemacht sein,dass es auch a bisserl hält ohne das Können der Restauratoren zu beanspruchen. Somit sind Bilder aus der Grundschule wahrscheinlich keine Kunst, aktuelles auf dem Kunstmarkt wahrscheinlich auch nicht und manches Bild eines engagierten Hobbymalers schon. Denn ich bin kein Verfechter dessen,dass ein Tun (im entferntesten auch kreativ zu nennen) als künstlerisches Tun angesehen wird. Da irrte Beuys (auch wenn er es eigentlich ganz anders verstand,nämlich im Sinne einen alten hergebrachten Kunstbegriff zu revolutionieren,was nicht wirklich geglückt ist).
Dieses Thema ist so komplex und teilweise auch widersprüchlich zu behandeln! Ich denke ich hab genug gelabbert - ob ich es auch so rüberbringen konnte ....? Tja ich bin eben Maler und kein Autor *g*
Dshin
****Art Mann
3.498 Beiträge
Themenersteller 
Interessante Gesichtspunkte ...
... unter denen Ihr bisher Kunst betrachtet oder definiert.

Aber die Frage war, hat Kunst (auch) etwas mit Können zu tun?

Um nicht ins Uferlose abzugleiten, hatte ich die Frage auf die Bildende Kunst bezogen und deshalb verzeihen mir bitte die Verfasser der Beiträge, die sich auf andere "Künste" beziehen, wenn ich nur kurz darauf eingehe.
@ http://www.joyclub.de/my/778407.lagala.html Sicherlich, die geschilderte Gedächtnisleistung des Kellners ist zweifellos ganz phantastisch, aber sie ist keine Bildende Kust.

Heilkunst, Kampfkunst, Kochkunst etc. bedingen immer ein sehr ausgeprägtes Wissen, Können oder entsprechend viel Übung und hier scheint mir die Antwort sehr eindeutig zu sein, diese "Künste" sezten das eben aufgezählte voraus, aber sie sind eben NICHT Bildende Künste.

Meines Wissens, sind die meisten Gegenstände, die oft super designed sind und einen praktischen Nutzen zum Ziel haben, der angewandten Kunst zuzuordnen, aber sind sie deshalb schon Kunstobjekte?
Ich hatte in meinen Vorlesungen immer die Maxime vor Augen, das gutes Design immer eine gelungene Symbiose aus Funktion und Form sein sollte und im Idealfall die Form der Funktion folgt oder sie unterstützt.
Die Suppenkelle, wie von @http://www.joyclub.de/my/778407.lagala.html angeführt, erfüllt nun zwar mit Loch nicht mehr die Funktion für die Suppe, aber ich würde sie für einen formvollendeten Salatlöffel halten.

Mal als Beispiel ein Objekt des "Museum of modern Art, NY": Anfang der 70er Jahre brachte BRAUN mit seiner Audioanlage aus der Regie-Serie etwas Revolutionäres im Design auf den Markt und fand damit sofort Eingang in das erwähnte Museum. Mitte der 90er wiederholte sich das mit der Atelier-Linie.
Sind diese tatsächlich außergewöhnlichen und wunderschönen Gehäuse einer Audioanlage aber nun auch wirkliche Kunstobjekte?

Dies sind allerdings meine Auffassungen, die durchaus auch falsch oder lückenhaft sein werden und ich erheben damit keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit.

Doch zurück zum Thema ... *zumthema*
********eams Frau
2.872 Beiträge
Sicher waren und sind die großen Maler und Bildhauer auch Meister ihres Fachs. Wer will das im Angesicht der Gemälde von Michelangelo, Rembrandt oder auch Gerhard Richter bestreiten.

Aber im historischen Kontext waren sie eben oft auch "Revoluzzer" und haben den herrschenden Kunstbegriff immer wieder hinterfragt und zur Diskussion gestellt. Man denke an die Impressionisten, die für ihr Werk ausgelacht und auch heftig angegangen wurden.

Wenn ich also heute im Stil eines Monet malen kann, bin ich sicherlich ein guter "Handwerker" und auch ein Könner, aber eben eher kein Künstler, da ich mich nicht mehr im historischen Kontext bewege.

Ich gönne den vielen Hobbykünstlern ihr Tun, aber so gut sie auch handwerklich sein mögen, sie unterscheiden sich von Kunstschaffenden meist dadurch, dass sie der Kunst nichts neues hinzu fügen.

Mein Definition ist da mittlerweile ziemlich eng und ich finde es auch sehr bedauerlich, dass etliches von dem, was uns auf dem durchdrehenden Kunstmarkt als Kunst angeboten wird, Otto Normalverbraucher vermittelt, dass es reiche, eine Leinwand mit Farbe zu versehen, um zum Künstler zu werden.

Neue Medien bringen heute andere Künstler hervor. Marina Abramovich, Banksy und viele andere. Ich gespannt, wo und wie es weitergeht.
ich bin zwar nur Musiker ...
... und insofern laut Themenerstellerweit weit weg von der bildenden Kunst; maße mir allerdings trotzdem (oder gerade deswegen) an ein paar Zeilen zum Thema loszuwerden

[Polemik aus] *g*

Kunst hat meines Erachtens in jedem Fall etwas mit Können zu tun. Erst wenn ich etwas verstehe und behersche kann ich es abstrahieren um vielleicht neue, auf jeden Fall aber eigene Wege mit diesem Wissen (und Können) zu gehen.

So entwickelt sich Kunst weiter, nur so können tolle neue Dinge entstehen.

Natürlich kann es mir auch ohne dieses Wissen und Können passieren das ich etwas künstlerisch wertvolles erschaffe, einen neuen Stil oder gar ein Genre erschaffe - aber dann ist es eher Zufall.

Wobei natürlich auch das Bewusstsein über nicht vorhandenes Können durchaus einen künstlerischen Aspekt hat - aber dann ist es eben bewusst. So hat zum Beispiel auf die Frage, warum gerade Punkrock, der Sänger der bekanntesten kroatischen Punkband geantwortet: "Wir haben uns getroffen und keiner konnte ein Instrument spielen, also war klar das wir eine Punkband gründen"

Liebe Grüße
Monsieur debauches
Profilbild
****ro Mann
149 Beiträge
Ich bin so frei
und frage in die Runde: was soll die bildende Kunst noch neues bringen?
Heute wird gemalt wie Rembrandt ( Nerdrum) oder Impressionisten,wie Surrealisten (Roland Heyder),Realisten, Hyperrealisten, Informelle, Abstrakte, Kubistische und und und. Einer der letzten (meine persönliche Meinung) der eine kleine "Revolution" in die Malerei brachte war wohl Gerhard Richter. Baselitz drehte das Motiv auf den Kopf, Arnulf Rainer übermalt, die jungen Wilden führten nur den Expressionismus weiter usw. Ich glaube,dass heute es in der Malerei nichts mehr zu erfinden gibt, "nur" noch Variationen, andere Standpunkte,Sichtweisen. Selbst die Art und Weise Farbe oder ähnliches haltbar auf die Leinwand zu bekommen ist ausgereizt.
Dies könnte einer der Gründe sein warum man auf dem Kunstmarkt Sachen sieht die teilweise unglaublich sind,aber nichts mehr mit Können im Sinne des Handwerkes zu tun haben sondern sich in der Fähigkeit des Verkaufens, des Sich-Verkaufens erschöpft.
Ich kann mich erinnern,dass an der Akademie in Nürnberg wieder eine Dozentenstelle eingerichtet wurde, die den Studenten das handwerkliche nahebrachte,also etwa Farben anreiben,Leinwände bespannen. Und das Ganze mit der Begründung,dass die heutigen Künstler und die es werden wollen keine Ahnung mehr haben,wie Seite ihrer Kunst vom Handwerk aussieht - es ginge ihnen nur noch um schnelle Umsetzung irgendwelcher Ideen.
Vielleicht ist das eine kleine Revolution,die sich ganz still anschleicht: eine Rückbesinnung auf handwerkliche Grundlagen,auf denen Ideen aufgebaut werden können,die keiner haben kann,der nicht weiß wie sich was wie verhält. Beispiel: ich habe Acrylfarbe auf feuchte Ölfarbe aufgetragen und ich wußte wie ich es machen muss,damit dieses Bild (inzwischen fast 10 Jahre alt) immer noch so aussieht wie nach dem Trocknen.
Und: gerade für die Kunst via Computer ist es ja unentbehrlich,sein zugrunde liegendes Handwerk zu beherrschen.
Ergo denke ich wie Prof. Doerner es schon 1921 ausdrückte:
„Die Gesetze des Materials gelten für alle Maler, gleichviel welcher Richtung sie angehören.
Wer das Material richtig verwenden und ausnützen will, muß diese Gesetze kennen und befolgen, sonst rächen sich früher oder später die begangenen Fehler.
Erst die freie Beherrschung des Materials gibt die feste Grundlage, die eine Steigerung persönlichster Ausdrucksweise erlaubt und die Dauer und Unveränderlichkeit der Bilder gewährleistet.
Ohne diese Grundlagen sind wir Sklaven des Materials...“
Dshin
****Art Mann
3.498 Beiträge
Themenersteller 
Ich oute mich ...
... denn ich denke in etwa in der gleichen Richtung wie Artero

Kunst hat meiner Ansicht nach durchaus sehr viel mit Können zu tun.

@ BeyondDreams
Ich stimme Dir völlig zu in Deiner Aussage, dass die Bezeichnung "Kunst" in vielerlei Hinsichten gerade von Kunsthandwerkern, vor allem in touristischen Zentren, arg strapaziert wird.
Da findet man unzählige Kunsthandwerke als Holzkunst, Porzellankunst, Schmiedekunst, Keramikkunst, Glaskunst usw.
Sie sind zweifelsohne alle Könner ihres Fachs, aber warum nehmen wir und auch ich sie z.B. nicht als Künstler wahr?
Ist also Können nicht die Voraussetzung für Kunst?
Sie produzieren große Auflagen und Stückzahlen, die sich durch die mitunter sogar noch ausgeführte Handarbeit in Nuancen unterscheiden, aber deshalb trotzdem Serienprodukte sind, so klein diese Serien auch sind.

Auf der anderen Seite, wenn man die Biographien der "großen" Künstler von der Antike bis zur Moderne kennt, sie haben alle einen "Meister" gehabt, eine Schule besucht oder dergleichen an Ausbildung gehabt und ihr "Handwerk" erlernt.
Und unter ihrem "Handwerk" verstehe ich alles, was sie befähigte Ihre Ideen so umzusetzen, dass sie uns heute noch berühren, beeindrucken und verzaubern. Sie experimentierten, um neue Wege zu gehen, verfeinerten ihre Techniken und damit auch ihre Ausdrucksweise.
Farben wurden nicht erst im entstehenden Gemälde gemischt. Viele Rezepte, wie sie hergestellt wurden, sind bis heute unbekannt.
Formen wurden aus Stein gemeißelt. Wäre dies ohne das Können und Wissen eines Steinmetzes möglich?
Perspektiven wurden an Gebäude angepasst und ließen eine reale Wirkung entstehen, obwohl sie auf flachem Papier völlig verzerrt wirken.
Proportionen wurden studiert, nicht nur flüchtig, sondern z.T. sogar exzessiv, um sie dann in Kunstwerken auch entsprechend darstellen zu können.
Betrachtet man die Frühwerke fast aller "großen" Künstler bis heute, so wird man feststellen, dass sie alle damit begannen, möglichst nahe am narürlichen Vorbild zu arbeiten und sich danach weiter entwickelten.
Selbst ein Picasso berherrschte die Zeichnung als Naturstudie.

Spricht dies nicht dafür, dass ihr "Können" es ihnen erst ermöglichte, Neues entstehen zu lassen, die Vorgaben der Natur oder des Seins als künstliche Realität in ihren Werken neu zu interpretieren?
Wäre das tatsächlich ohne ihr "handwerkliches" Können, gepaart mit ihrer schöpferischen Kreativität, möglich gewesen?

Ich hatte auf der Aka einen Prof, den ich damals fast schon hasste.
Statt uns hochmotivierte und vor kreativen Tatendrang fast platzende Studenten einfach "Kunst machen" zu lassen, mussten wird üben, üben und nochmals üben. Heute verstehe ich seinen mantrahaften Ausspruch und bin ihm dankbar für diese Schleiferei: "Nur was ihr gezeichnet habt, habt ihr auch wirklich gesehen. Es wird euch dazu bringen, das Wichtige zu erkennen und erst dann seid ihr in der Lage, zu abstrahieren"
Ich fürchte, vielen ist dieser lange Weg, das Können zu verbessern oder das "Handwerkszeug" zu beherrschen, zu mühsam.

Nichts gegen Hobbykünstler!
Ich kenne viele von Ihnen und habe vor vielen von ihnen Hochachtung, weil auch sie versuchen, ihr Können ständig zu verbessern, sei dies in Mal- und Zeichenkursen, Worshops, autodidaktisch oder sonstwie, um dann ihre Ideen zu verwirklichen, um sich besser ausdrücken zu können und ihren individuellen Stil zu finden.

Andererseits kenne ich fast ebenso viele Hobbykünstler (und auch leider solche, die eine fundierte Kunstausbildung genossen haben, aber dabei anscheinend nichts gelernt haben) , die sich ohne Können dazu berufen fühlen, "Kunst zu machen" und auch nicht in der Lage sind oder es nicht wollen, Neues zu (er)lernen.
... aber es klingt immerhin ganz toll, sagen zu können "Ich bin Künstler"


Ich wünsche Euch allen einen wunderschönen und erfolgreichen Tag und freue mich auf Eure zahlreichen Antworten.

GlG vom Magier
********eams Frau
2.872 Beiträge
Zu Anfang möchte ich das viel zitierte "Kunst kommt von Können" vervollständigen:

"Kunst kommt von Können oder Kennen her (nosse aut posse), vielleicht von beiden, wenigstens muß sie beides in gehörigem Grad verbinden. Wer kennt, ohne zu können, ist ein Theorist, dem man in Sachen des Könnens kaum trauet; wer kann ohne zu kennen, ist ein bloßer Praktiker oder Handwerker; der echte Künstler verbindet beides." Johann Gottfried Herder, 1800 (Quelle: Wikipedia)

Vielleicht kann man sich auf folgende Aussagen einigen:

"Jeder "echte" Künstler ist auch ein Könner."

Ich stimme dem GlasArt zu. Die meisten akademischen Maler und Bildhauer, die ich kenne, sind an den Akademien durch eine Schule des Lernens und Kennenlernens gegangen. Naturstudien, Anatomie, Farbkomposition, Zeichnen, unterschiedlichste Techniken usw. gehören da zum Erstsemester-Repertoire. Auch etliche Hobbykünstler gehen diesen Weg autodidaktisch oder über gute Schulen und sind tatsächlich in der Lage gute Kunst zu produzieren.

"Trotzdem ist nicht jeder Könner ein Künstler."

Nehmen wir mal ein technisch sauberes Aquarell einer Sonnenblume. Wird es allein dadurch zur Kunst, dass es mit Könnerschaft hergestellt wurde? Meiner Meinung nach nicht. Auch nicht, wenn es farblich so hübsch zu Tante Gertruds Einrichtung passt. *zwinker* Meiner Meinung bewegen wir uns damit eher im Bereich Dekoration oder Design.

Noch einmal: Ich finde nichts verwerfliches an Deko oder Design, ganz im Gegenteil. Auch dort gibt es viele gute und leider noch mehr schlechte "Handwerker". Aber ich finde für den Anspruch ein Künstler zu sein, braucht es eben noch etwas mehr als "nur" Können.

(Insofern könnte man da eine Parallele zwischen den Fotografen und den "Pixelschubsern" ziehen, aber das nur am Rande.)

Ich würde mich wünschen, dass die Menschen öfter mal eine Ausstellung in einem Museum oder einem Kunstverein besuchen, anstatt sich nur auf Kunst- und Designmärkten rumzutreiben. Und ich finde es schade, dass viele der Kunstausstellungen den Eindruck vermitteln, diese seien nur etwas für einen kleinen elitären Kreis. Schon bei manchen Einführungen in solche Ausstellungen schwillt mir echt der Kamm...

Aber sei's drum. Bange machen gilt nicht! *g*
****33 Frau
27.733 Beiträge
****er:
Kunst hat meiner Ansicht nach durchaus sehr viel mit Können zu tun.


unbedingt ..... aber für mich persönlich weniger "nur" mit dem handwerklichen Können, sondern mehr mit dem sich ausdrücken können, seine Gefühle einbringen können, seinem Werk Sinn und Herz einflössen können
@ Pinselchen - ich ziehe ehrfürchtig meinen Hut vor derartigem Können
mein lieblingsportrait
********Hatt Mann
1.266 Beiträge
Können ist wichtig....
aber nicht gleich Kunst.

Nicht jeder Künstler macht ausschließlich Kunst...denn hinter einem "können" muss eine schöpferische Kraft stecken...eine Idee die es umzusetzen gilt.

Für mich macht echte Kunst folgendes aus.

Eine besondere Idee die der Schöpfer des Kunstwerks mit einem deutlichen erkennbaren Talent so umsetzt , das trotz eines gewissen Interpretationsspielraumes , zu erkennen ist was die beabsichtigte Wirkung des Kunstwerkes sein soll.

In der Kunst darf auch gerne provoziert werden, aber meiner Ansicht nach nicht mit dem Mangel an Können sondern mit dem kritischen Auseinandersetzen mit einer Thematik.

Da also für Kunst , Können sowie Kreativität erforderlich sind und beide Elemente ein sehr weites Spektrum an Intensität haben können wobei sich auch die Zusammensetzung sehr auf das Kunstempfinden auswirkt, ist es im Einzelfall sehr schwer zu sagen wann Kunst anfängt (die Grenzen sind sehr fließend).

Man braucht sich darüber nicht zu streiten das ein Werk welches ein unvorstellbares und sehr seltenes hohes Maß an Können zeigt und ebenso eine intensive und kreative Eigenständigkeit hat die eine hohe Beobachtungsgabe erfordern, etwas besonderes ist. Dann kann man guten Gewissens und völlig zweifelsfrei von Kunst sprechen.

Ein für mich absolut passendes Beispiel dafür wäre Salvador Dali´s "Schwäne spiegeln Elefanten wider"
Ich gehe da mit code33. Akkurat arbeiten zu können allein, ist zwar eine Kunst, aber macht das Ergebnis nicht zwangsläufig zu Kunst.
Inspiration & Kreativität finde ich da ausschlaggebender...Theorie & Technik allein kann sich (nahezu) jeder aneignen. Dann hängt es nur noch davon ab, mit wieviel Talent er es umzusetzen vermag.
Dilettantische Grüße *wink*
mein lieblingsportrait
********Hatt Mann
1.266 Beiträge
Theorie & Technik allein kann sich (nahezu) jeder aneignen.

Da möchte ich entschieden widersprechen.
Es mag sein das es diverse Kunststile gibt bei denen das zutrifft.

Aber ein Großteil der erlernbaren Kunststile erfordert ein umfangreiches Wissen an um gang mit Werkzeug , Umgang mit Materialien, Methoden usw.

zudem bedarf es auch trotz des theoretischen Wissens eines gewissen Maß an Übung um wirklich eine Idee wirkungsvoll umsetzen zu können.

In der Hinsicht haben viele (so wird es mir auch immer gesagt) nicht genug Zeit und Geduld um wirklich sich so intensiv damit zu beschäftigen.

Eine Idee ist nur soviel wert wie die Möglichkeit sie so umzusetzen das sie die gewünschte Wirkung erzielt.
Profilbild
****ro Mann
149 Beiträge
Da
fällt mir eine Aussage eines Kollegen ein: "10% sind Talent,der Rest ist Sitzfleisch" *g*
Dshin
****Art Mann
3.498 Beiträge
Themenersteller 
@ Artero

... und wenn Du das "Sitzfleisch" mit Übung ersetzt, bin ich ganz bei Dir. *ja*

@ Jan (schön, auch hier von Dir zu lesen *top* )

In der Hinsicht haben viele (so wird es mir auch immer gesagt) nicht genug Zeit und Geduld um wirklich sich so intensiv damit zu beschäftigen.

Ich denke genauso.
Viele der jungen Künstler sind kreativ, haben tolle Ideen, aber nicht die Geduld, sie bis zum Ende zu denken und bis zum Ende meine ich AUCH die Ausführung.
Mas nutzt es, allein kreativ zu sein, aber ein Metier oder Material nicht zu verstehen, egal ob das nun eine Maltechnik, die Vorbereitung des Untergrundes, die Farben oder beim Bildhauer sein Ausgangsmaterial ist.
Ein Kunstwerk sollte neben der Aussage oder Schönheit auch in sich geschlossen sein und dazu zähle ich eben auch die Ausführung.
Profilbild
****ro Mann
149 Beiträge
Hab den
Artikel im Atelier gefunden. Ist zwar schon ein paar Jahre her,aber fand ich sehr interessant *g* War ja meine erste Anlaufstelle wegen Kunstausbildung und hab noch a bisserl Draht nach dem Nürnberg.
Wollte es euch nicht vorenthalten *g*
Hoffe der Artikel wird gepostet.
Dshin
****Art Mann
3.498 Beiträge
Themenersteller 
Artero

Schade, dass man den Artikel nicht richtig lesen kann *snief*
Würdest Du ihn mir per CM schicken? *liebguck*

Euch allen einen guten Start in die neue Woche *wink*
Profilbild
****ro Mann
149 Beiträge
Danke für den Hinweis
Magier! Ich versuchs mal so - hab die einzelnen Spalten separat - vielleicht klappts dann besser *g*
Dshin
****Art Mann
3.498 Beiträge
Themenersteller 
Auch hier nochmal Danke
@ Artero für den Artikel per CM verneig

Hier ist er leider auch aufgesplittet für mich, selbst mit Lupe, nicht zu lesen *haumichwech*

Aber nun ist ja alles gut und ich finde ihn sehr aufschlussreich.
Besonders ein Absatzt spricht mir ganz aus dem Herzen und für alle, die den Artikel auch nicht ganz so klar vor Augen haben wie ich, hier der m.E. wichtigste Absatz als Zitat:

Den Weg in die Malwerkstatt finden dann meist solche Studierende, die auf dem Weg des "voraussetzungslosen Schaffens" bereits die schmerzliche Erfahrung ihrer eigenen Grenzen gemacht haben. Ihnen ist klar geworden, dass Talent und Ideenreichntum sich letztendlich nur auf der Basis handwerklich-technischer Souveränität zur vollen Blüte entfalten können

Profilbild
****ro Mann
149 Beiträge
Also
für alle die sich nicht die Augen verderben wollen und trotzdem den Artikel lesen möchten,schreibt mich eifach an und ich sende euch ihn als Anhang - dann tut es besser gehen tun. Hhm,weiß nur nicht warum es so schwer zu lesen geht,ich vermute weil JC das Bild runter"schraubt". Jo mei,des wars dann *g*
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