Für mich ist das eine schwierige Frage, weil sich die Interessenabwägung heikel gestaltet. Da ich von offenen und polyamoren Beziehungsmodellen überzeugt bin, spricht natürlich erst einmal absolut nichts gegen eine verheiratete Frau. Denn sie muss dadurch ja nicht zwingend "vergeben" sein - es kann durchaus sein, dass ihr Mann das vollkommen in Ordnung findet.
Allerdings ist dies in den meisten Fällen nicht der Fall. Und da beginnt es nun mit den Problemen. Erst einmal empfinde ich Sex als schöne Sache, die ich gerne mit tollen Menschen habe. Daher gebe ich "meinen" Frauen alle Freiheiten, die sie brauchen. Und ich habe diese Freiheit auch.
Nun bin ich grundsätzlich abgeneigt, mit einer Frau was anzufangen, die das ganze heimlich tut. Schon nur aus praktischen Gründen: sie bräuchte immer eine Ausrede, es wird sicher zu brenzligen Situationen kommen (Socken vergessen, sie riecht nach mir, ...) und sie hätte wohl auch immer wieder ein schlechtes Gewissen. Auf Dauer kann das denke ich nicht funktionieren. Und sollte es zu "Komplikationen" kommen, dann bin ich ja mittendrin. Auf den Stress kann ich verzichten.
Und dann kommen noch die ethischen Überlegungen (ich weigere mich, Moralvorstellungen Dritter einfach zu übernehmen). Hier wirds richtig kompliziert. Denn da ist einerseits mein Bedürfnis nach Sex mit ihr. Und ihres nach Sex mit mir. Woran absolut nichts Falsches ist. Nur ist da ja auch noch die Beziehung zwischen ihr und ihrem Mann und diese kann ich selber nicht bewerten. Ich kann mich nur auf ihre Einschätzung verlassen.
Hier sehe ich grob zwei Fälle:
- Haben die beiden sowieso keinen Sex mehr oder führen die Ehe nur noch aus einer Zweckmässigkeit heraus, dann ist es nur legitim und nachvollziehbar, dass sie sich das, was sie sonst nicht hat, woanders holt.
- Geht es aber wirklich nur um einen Seitensprung, dann kommt die Interessenabwägung. Was wiegt jetzt mehr, die beidseitigen Bedrüfnisse oder das Monogamiegebot der Ehe? Kann ich das überhaupt entscheiden? Vermutlich nicht.
Erschwerend dazu kommt, dass es selbst dann zu Eheproblemen kommen kann, wenn das ganze abgesprochen ist und der Ehemann im Nachhinein wider Erwarten dennoch nicht damit zurecht kommt. Da es sich dabei um Gefühle handelt, kann man das nicht immer vorausahnen und manchmal steht man dann einfach vor diesem Problem.
Ich komme aus diesen Überlegungen heraus zum Fazit: Ich lehne es besonders im heimlichen Fall grundsätzlich ab und es reizt mich nicht. Allerdings kann ich nicht ausschliessen, dass es dennoch passiert, wenn es wirklich stimmt mit der Frau. Ich würde sie in diesem Fall als erwachsenen Menschen sehen, der selber beurteilen muss, ob es im vorliegenden Fall vertretbar ist oder nicht. Und ich würde dem Beischlaf nur zustimmen, wenn sie diese Vertretbarkeit glaubwürdig bejaht.