Puh...
Das klingt hier alles ganz schön nach meiner Geschichte...
Mein Exmann machte sich während unserer Ehe selbständig, besuchte die dafür notwendigen Weiterbildungsmaßnahmen, rödelte sich wirklich den Arsch auf, um das Geschäft zum laufen zu bringen und uns eine gesicherte Existenzgrundlage zu schaffen.
Er ging morgens um 7 Uhr aus dem Haus, kam kurz zum Mittagessen heim und das nächste Mal sah ich dann zwischen 23 und 2 Uhr. Der Samstag war ein ganz normaler Arbeitstag nach dem selben Muster. Der Sonntag musste zumindest vormittags im Büro für liegengebliebene Dinge und Angebote genutzt werden.
War er tatsächlich mal früher zuhause, so war er einfach nur fix und fertig und schlief vor dem Fernseher ein. Wer will ihm das verübeln?
Das ging aus meiner Sicht einigermaßen gut, solange ich in sein Geschäft involviert war, an seinem Leben teilhatte und mitarbeitete. Als dann unsere Tochter geboren wurde, änderte sich das grundlegend.
Fortan lebte ich wie eine Alleinerziehende - mit dem einzigen Unterschied, dass ich die Dreckwäsche einer dritten Person mitzuversorgen hatte und für eine Person mehr kochen musste.
Gemeinsamkeiten gab es keine mehr. Woher denn auch?
Er war in seinem Hamsterrad gefangen, voll der besten Absichten - und davon bin ich auch wirklich überzeugt. Er wollte, dass es unserer Familie gut geht, wollte finanzielle Unabhängigkeit und Sicherheit.
Ich wollte Familie, wollte einen Mann, wollte Zuwendung, Interesse, Sex, Gedankenaustausch, Gemeinsamkeiten, Nähe.
Für all diese Dinge war aber überhaupt kein Platz mehr. Es kam auch der Punkt, an dem wir uns einfach nichts mehr zu sagen hatten, da wir zu dem Leben des anderen gar keinen Bezug mehr hatten.
Und - und das ist der entscheidende Punkt in meiner Geschichte - er konnte mir keine Perspektive bieten, dass sich an der Situation grundlegende Dinge ändern innerhalb eines Zeitraums, den ich hätte abschätzen und dann eben aussitzen können.
Es war schlicht kein Ende in Sicht.
Was dann passierte, denke ich, ist genau das, was in Deiner Ehe nun auch passiert ist.
Ich traf einen Mann, der mich als Frau wahrnahm. Der mich anschaute, mir zuhörte, mir Dinge erzählte, mich begehrte...
Es hätte jeder sein können, der nur Aufmerksamkeit auf mich verwendet.
Ich verwechselte das ganze mit Liebe, sog die Zuwendung auf wie ein trockener Schwamm und trennte mich nach langem Hin und Her in mir drin - da ich meinen Mann nach wie vor liebte - von ihm und zog mit dem anderen Mann zusammen.
Den Fehler hierin erkannte ich sehr schnell. Ich erkannte auch, dass ich nicht genügend um meine Ehe gekämpft, einfach zu wenig versucht hatte. Aber dann war es so.
Die Frau, die geht, weiß das schon lange, bevor sie es tut.
Wenn sie Dir zwischen den Jahren sagt, dass sie über Trennung nachdenkt, hat sie da garantiert schon konkrete Pläne, ist auf Wohnungssuche. Der Auszug in der Kürze der Zeit ist für mich ein klares Indiz dafür. Du bekommst nicht von heute auf morgen eine Wohnung als alleinstehende Frau mit zwei Kindern - noch dazu bezahlbar. Das ist völlig illusorisch.
Dieses klare Signal, dass sie ihren Ehering nicht mehr trägt, werte ich eindeutig dahingehend, dass es selbstverständlich auch hier einen Neuen gibt, bei dem sie vermeintlich das findet, was sie bei Dir vermisst hat.
Sie tut das nicht, bevor sie nicht endgültig mit ihrer Ehe abgeschlossen hat oder aber dem anderen gegenüber ein Signal setzen möchte. Frauen hängen an diesen Symbolen und gehen nicht leichtfertig damit um.
Ich kann Dir hier nur raten, über Deinen Lebensplan und Deine Prioritäten nachzudenken und hieran zu arbeiten.
Dann wird es Dir vielleicht nicht wieder so gehen.
Im Grunde hast Du ja nichts falsch gemacht, Du hattest nur die besten Absichten. Ich glaube das auch Dir.
Dennoch kommt wohl für eine Frau der Moment, wo sie sagen muss, so kann und will ich nicht leben, das macht mich unglücklich, ich muss was ändern.
Lege den Ring nicht wieder an, sondern geh in Dich und zieh aus dem was schief gelaufen ist, Deine Lehren und Aufgaben für die Zukunft, schau nach vorn.
Vielleicht kommt sie nach geraumer Zeit wieder zu Dir und will einen Neuanfang. Dann solltest Du Dir im klaren sein, ob Du in der Lage bist, ihr die Geschichte mit dem Anderen und die mangelnde Loyalität zu verzeihen und Dinge, die vorher den Ausschlag dazu gaben, nachhaltig zu verändern.
Aber ehrlich, rechnen würde ich damit nicht.