Es wird wohl auch bei diesem Thema ein Gefälle zischen Land und Stadt geben.
Dennoch kommt es mir vor wie ein SF-Film. Alle Erinnerungen sind gelöscht, alle Bücher Verbrannt, mündliche Übertragungen werden ignoriert. Nichts von dem, was hier beschrieben wird, kann ich als Real betrachten.
Mein Opa, geboren kurz nach 1900 war ein jugendlicher Rebell. Interessiert an allem. interessiert am Leben, an neuem, an Kleidung und Musik. Genau so, wie seine damaligen jugendlichen Freunde. Der Krieg kam dazwischen und wer das überlebte nahm oft das alte Leben wieder auf. Bis zum letzten Tag war er mir geistig überlegen. Auch, und vor allem, was das "Neue" betrifft. Sich immer wieder ausprobieren, rebellieren.
Meine Mutter. Geboren in den 40gern. Bewusst die Nachkriegszeit mit ihren Besatzern erlebt. Unendlich neue Eindrücke. Neues System. Neue Musik. Neue Kleidung. Der stetige Kampf gegen das "Alte".
Wir sehen heute Bilder von damals und denken, schlimm, wie die damals aussahen. Aber das Gleiche sage ich auch über meine eigenen Fotos, die nur 20 Jahre alt sind. Betrachtet man die damalige Situation, waren aber alle am Puls der Zeit. Modern, rebellisch.
Auch der Eindruck der ewigen Jugend kann nicht von mir bestätigt werden. Ich möchte nicht sagen, alle fallen um wie die Fliegen, aber es ist kurz davor. Ich kenne heute keinen mehr, der keine Probleme hat und die Diagnostik führt oft dazu, das man nun welche bekommt. Etliche hat es inzwischen dahingerafft. Mit 40, mit 50, mit 60.
Und irgendwie finde ich das alles auch ganz logisch. Wer heut 50 ist, ist in den 60gern geboren. Und fast alles, was es damals gab, was wir taten, was wir benutzten, ist heute verboten. Speziell im Handwerk hantierte man täglich mit Chemie, welche man heute nur mit Vollschutz und Kneifzange anfassen würde. Ich hatte Spielzeug, welches heute als Sondermüll deklariert wird. Emaille und Kunstharz waren tolle Sachen. Die sind heute verboten.
Die heutigen 50ger werden die alten nicht in ihrer Lebensspanne überflügeln. Das sehe ich als gegeben. Die meisten sind fix und fertig. Schleppen sich dahin. Statistisch mag das alles noch passen. Nur es ist eben nicht real. Es hat mit "Leben" nichts zu tun.
Wir werden vielleicht 90 werden, aber die letzten 25 Jahre sabbernd im Heim sitzen.
Inzwischen taucht der kaum zu bewältigende Pflegebedarf auch regelmäßig in der Presse auf. Man rechnet mit 500 000 zusätzlich benötigten Kräften.
Warum? Wenn wir doch alle so gesund sind?