Abgesehen davon, dass mich die überall wohlfeilen evolutionären Spekulationen meist nicht überzeugen, wenn es um Verhalten geht, das kulturell schon so unterschiedlich zu beobachten ist:
Warum soll Dominanz bessere Gene darstellen als Zurückhaltung? Wäre es so, wären beispielsweise Tiere ständig dominant. Scheue Tiere wären auf Darwins Abschussliste. Sind sie aber nicht, es verhält sich andersrum.
Und das zurückhaltende Abwarten der Frauen müsste den Männern ebenfalls schlechte Gene signalisieren.
Kein Tier möchte seine Art erhalten. Ist denen egal, ob es ihre Art zukünftig gibt. Sie wollen stets nur sich selbst erhalten. Menschen sind da nicht anders. Wäre Arterhalt für uns ein Ding, dann würden Menschen ihre stärkste evolutionäre Waffe - das Vorgehen mit vereinten Kräften - dafür einsetzen, dass ihre Artgenossen nicht massenhaft im Mittelmeer versinken oder von Kriegsparteien abgeschlachtet werden. Aber sogar der Erhalt bereits vorhandener Artgenossen geht den meisten Menschen am Allerwertesten vorbei, um so mehr der ferner, nur hypothetischer zukünftiger, die nach der eigenen Lebenszeit auftauchen mögen.
"Der Evolution" ist das ganze erst Recht humpel, denn sie ist kein denkendes, wollendes, planendes Etwas. Menschen existieren nur deshalb noch, weil der Sex so viel Spaß macht (das ist das einzige Motiv), und weil sich dabei zufällig die Gene neu kombinieren und Ableger entstehen. Vorlieben zielen nicht auf "gute Gene", sondern entstehen dynamisch. Vorlieben, die Genzweige aussterben lassen, sterben mit dem Genzweig aus, der Rest belebt den Genpool. Pfauenräder sind nicht per se Zeichen guter Gene, im Gegenteil verbrauchen sie Überlebensressourcen, wenn es hart kommt. Trotzdem stehen Pfauenhennen total drauf. Eine dynamisch entstandene Vorliebe, die mit Signalkraft und Memen und weniger mit Vorteilen für die Art zu tun haben.
Aber du könntest am Ende doch Recht haben - bislang glaube ich eher nicht daran. Meine 2 Cents.