Heimat ist kein Ort sondern ein Gefühl
Ich glaube wir sollten uns zuerst davon lossagen die Heimat als einen Ort zu betrachten. Hesperos hat das ganz gut zitiert:
"Heimat ist immer etwas Retrospektives. Ein Gefühl des Verlustes"
(E. Reitz)
Heimat ist ein Gefühl, eine Erinnerung die unzertrennlich mit einem oder mehreren Orten verbunden ist. Wie wir diese dann definieren, ob diese gut oder schlecht sind und ob sie einen Ort der Kindheit oder den Wohnort betreffen ist dazu eher zweitrangig.
Meiner Meinung nach steht Heimat immer für ein Gefühl der Sorgenfreiheit, ein Gefühl das so heimelich ist, dass es "heimer" nicht mehr geht. "Da war die Welt noch in Ordnung." "Dort konnte ich noch XYZ." Kindheit, Wurzeln - es schwingt eine schwere Nostalgie mit dem Wort. Hat jemand von euch schonmal
nicht von außerhalb oder
nicht rückblickend von Heimat gesprochen? Also zu genau dem Zeitpunkt an genau dem Ort 'Heimat' gesagt, ohne dass Wehmut oder ein geflüstertes "Hach ja" unterschwellig mitklangen?
Es ist retrospektiv und, wie wir alle wissen, sind wir sehr viel sentimentaler, wenn wir zurückschauen. Und es ist ein Schauen - zurück oder woanders hin. Eine Perspektive von außen auf einen Ort, den wir nicht mehr rational, sondern nur noch durch eine rosarote Brille betrachten können. Deshalb werden wir uns wohl auch nicht einig über die eigentliche Bedeutung des Wortes selbst; weil jeder von uns ein anderes Gefühl damit verbindet und dieses auf einen anderen Ort projiziert.
Wenn die Familie die Freunde sind, die wir uns nicht aussuchen können, ist nicht vielleicht Heimat der Ort der Sehnsucht von dem wir uns emotional nicht lossagen können? Ist es nicht auch bezeichnend, dass es nur im Deutschen dieses Wort gibt und viele andere Sprachen es schlicht als irgendeine Form von "Zuhause" bezeichnen? Was meint ihr denn, wo der Unterschied zwischen Heimat und (Da-)Heim liegt? Und kann man die Heimat neu kreieren? Oder doch nur das Zuhause und Heimat ist gesetzt? Kann man mehrere Heimaten (?) haben?