Ich halte von derlei selbstverliehenen Titeln ebenfalls nichts. Wobei ich jetzt nicht gleich jeden, der einen derartigen Zusatz im (Nick-)Namen führt, als möchtegerndominanten Selbstdarsteller o. ä. abtue; bevor ich zu so einer Meinung über jemand gelange, lerne ich ihn doch lieber etwas besser kennen. Wenn der Herr an sich in Ordnung ist, darf er sich auch gern als "Sir X" oder "Dom Y" bezeichnen, das nehme ich dann eben als Teil seines Szenenamens so hin.
ABER: Sehr oft sagen solche Betitelungen etwas darüber aus, in welcher Ecke des BDSM sich jemand sieht, und das ist eine Ecke, mit der
ich nichts anfangen kann. Damit geht nämlich überproportional häufig ein gewisser Anspruch à la "Ich Dom, du Sub!" einher, der die Betreffenden stereotyp auf ihre Rolle reduziert und an dem bereits nicht wenige Subs zerbrochen – und Doms gescheitert sind: Gerade dann nämlich, wenn sie in ihrem Bemühen um dominantes Auftreten (Siezen/Ihrzen, Fordern ritualisierter Demutsgesten und allgemein Unterwerfung, ohne sich diese "verdient" zu haben) von Außenstehenden als lächerlich wahrgenommen werden.
Denn: Auch als BDSMler sind wir in erster Linie Menschen. Uns auf die Rolle im Machtgefüge zu reduzieren, halte ich für nicht zielführend – dafür sind unsere persönlichen Eigenschaften und Eigenheiten sowie die individuelle Dynamik, die sich zwischen zwei neigungskompatiblen Menschen entwickeln kann, zu maßgeblich.
Das Argument, sich leichter finden zu lassen, finde ich übrigens nur begrenzt stichhaltig. Erstens gibt es hier eine recht ausgefeilte Suchfunktion, in die sowohl die Vorliebe SM/BDSM als auch die Neigung einbezogen werden können. Und zweitens hat sich ja hier bereits gezeigt, dass gerade Menschen, die schon länger im BDSM daheim sind, sich von solchen Zusätzen eher abgeschreckt fühlen.
Aber mit oder ohne "Sir" – es findet hoffentlich jeder Top(f) sein Deckelchen …