"Er" schreibt...
Ich finde das Thema ja recht interessant, aber auch irgendwie komisch...
Selber bin ich in einem kleinen Dorf, wo so ziemlich jedes Grundstück in der Familie vererbt wird, die Kinder auf dem Nachbargrundstück neu bauen usw. "groß" geworden. Klatsch und Tratsch ist mir also auch in den von dir angedeuteten Dimensionen bekannt, auch wenn du mehrfach anschneidest, dass es außerhalb jeglicher Vorstellungskraft liegen würde.
Mittlerweile wohnen wir in einer Stadt mit über 50 000 Einwohnern, aber selbst hier ist es nicht wirklich anders. Der einzige Unterschied ist, dass man nicht so schnell bemerkt, dass man Stadtgespräch ist. Dennoch kennt man im Grunde die ganze Stadt, denn jeder hat einen der diesen oder jenen kennt.... Was auch immer man macht, es fliegt einem wieder vor die Füße.
Beispiel: Vor einigen Jahren in der Stadt mal etwas über den Durst getrunken... Theke tanzen inklusive. Es hat keine 3 Tage gedauert, bis mich ein Arbeitskollege damit aufgezogen hat, obwohl keiner aus dem Betrieb zugegen war als ich so überaus gute Laune hatte.
Du schreibst von Toleranz und einem weit gefassten Wertemaßstab, dass dir das Gerede wirklich egal sei und bist entsprechend mit einem Gesichtsbild hier unterwegs. Das finde ich persönlich sehr gut, ebenso, dass du so viel Wert auf Toleranz und Akzeptanz legst gefällt mir. Das du es, zumindest Sinngemäß nicht an die große Glocke hängen möchtest kann ich auch sehr gut verstehen, aber das offene Gesichtsbild zB. ist eigentlich nichts anderes als "mit dem Feuer" spielen. Es wurde hier ja schon angesprochen, dass vielleicht schon längst geredet wird, weil dich irgendjemand hier gesehen hat...
Das "Wohnzimmer" in der Firma, scheint mir nach allem was ich hier von dir gelesen habe eine Möglichkeit, aber sicher auch nicht die Perfekte. Einem Mitarbeiter kannst du während der Arbeitszeit sicher abverlangen nach deinen Maßstäben mit anderen umzugehen, aber was er denkt und nach Feierabend lebt, ausspricht geht dich nichts an. Ob er sich dann das Maul zerreißt oder getratscht wird, liegt nicht in deinem Einflussbereich. Der Versuch eines Vorgesetzen mir in meinem privaten Bereich derartiges abzuverlangen, also nach seinen Vorstellungen und Maßstäben zu handeln (wie auch immer geartet, also nicht speziell auf dich bezogen) würde einen Betriebswechsel meinerseits zur Folge haben. Ich möchte damit eigentlich nur sagen, dass du den von dir so weitreichenden Einfluss alleine während der Arbeitszeit hast und keine Sekunde länger, denn mir persönlich und da wird es sicher noch mehr geben, ist kein Arbeitsplatz der Welt so wichtig, dass ich mir so weit in mein eigenes Denken und handeln reinreden lassen würde. Entsprechend denke ich kaum, dass dich dein Führungsstil davor schützen wird, dass Mitarbeiter darüber sprechen. Über den ein oder anderen Umweg kann es also auch durchaus auch auf diesem Wege in eurem Dorf ankommen.
Wir selber sind nicht unsere eigenen Chefs, also nicht selbstständig. Sollte von unseren sexuellen Aktivitäten etwas bei unseren Arbeitgebern ankommen, müssen wir durchaus mit Kündigungen rechnen, da kirchliche Träger involviert sind. Wir wohnen in einem drei Generationenhaus. Unten die Großeltern unserer Kinder, die ebenfalls im Haus wohnen und wir. Eine Nachbarschaft, die sehrwohl darauf achtet was auf der Straße passiert. Wer dies oder jenes gemacht hat usw. Dennoch empfangen wir ihre Lover bei uns zu Hause. Hier ist es nicht der Altersunterschied, sondern einfach die verschiedenen Herren. Es ist durchaus auch aufgefallen, dass bei uns des Öfteren Männer mit Kennzeichen aus dem Umland am Abend bei uns zu Besuch sind und erst nachts wieder fahren. Die vielen Hundebesitzer haben gute Augen beim Gassi gehen.
Selbst die Mutter hat skeptische Äußerungen getätigt, als sie Besuch bekam, während ich noch arbeiten war.
Aber trotzdem würden wir nicht sagen, dass wir es an die große Glocke hängen. Die Leute sehen etwas, aber wissen eigentlich nichts. Sie können sich das Maul zerreißen, tratschen oder auch lästern, aber haben im Grunde keine Ahnung. Auf Gerede, welches sich auf Vermutungen stützt gebe ich persönlich rein gar nichts.
Du zeigst hier eigentlich zwei Gesichter. Das offene hier im Profil gepaart mit dem Chef, der seine Mitarbeiter im Griff hat, seine Linie durchzieht, aber für mich seinen Einfluss auf die eigenen Mitarbeiter in meinen Augen etwas überschätzt und den Ball flach haltenden "Dorfbewohner" (nicht abwertend gemeint, sondern nur zusammenfassend für alles was dich in deiner Situation deshalb gerade beschäftigt), der auf das Gerede im Dorf dann doch einiges zu geben scheint. Auch letzteres nicht negativ gemeint. Ich habe durchaus verstanden, dass es mit dem Geschäft deiner Frau zu tun hat.
Trotzdem passt beides für mich nicht so wirklich zusammen.
Ich würde dir, was ja auch mehrfach hier angesprochen wurde und wenn es sich finanziell ermöglichen lässt, empfehlen irgendwo eine Einzimmerwohnung anzumieten und daraus euer Liebesnest zu machen. Deine Frau weiß ja Bescheid und würde eine entsprechende Argumentation sicher nachvollziehen können. Das Risiko um "Gerede", welches außerhalb deines Einflussbereichs liegt aufgrund des Zimmer in der Firma, würde sich deutlich verringern und zudem wäre es zeitlich noch flexibler, auch wenn du beeinflussen kannst wann jemand im Betrieb ist. Ein Strebergarten, wenn auch noch nicht vorhanden, wäre auch eine Variante, aber auch mit weiterem Aufwand verbunden. Ansonsten blieben weiterhin nur Hotels oder das Auto um die von dir befürchteten Folgen von heimischen Besuchen zu umgehen.
LG "Er" von NeueReize