Der Anus ist eines der Körperteile, welches die sensibelsten Nerven hat ...
Da stimmt die Sprachlogik nicht. Aber gut, wir verstehen, was du meinst. Allerdings ist Sensibilität die Aufgabe von Nerven und wie intensiv wir Reize wahrnehmen, ist zu einem Gutteil auch abhängig von der bewussten Beachtung, die wir einem Reiz schenken. Außerdem ist die höhere Dichte von Rezeptoren im Anus-Bereich ein physikalisches Phänomen, kein Hinweis darauf, dass der Anus naturgegeben als erogene Zone geplant ist. Eine glatte Hautfläche muss in ein Loch gestopft werden, das geht nicht ohne Kräuselung und damit verbundene Verdichtung.
Was der (zusammengegoogelte?) Exkurs über den Hypothalamus an dieser Stelle soll, außer eventuell Eindruck zu schinden, ist mir unklar. Aber wie dem auch sei, das ist nicht das wirkliche Thema hier:
Dass, was wir ausscheiden (egal was und WO) ist bei weitem nicht so verkeimt wie wir denken,...
Es geht nicht um die absolute Menge von Keimen, sondern um deren
Art. Und die unausweichlichen anaeroben Bakterien, die im Verdauungssystem ihre berechtigte Rolle haben, können an anderer Stelle - wenn sie in den Magen, die Vagina, die Harnröhre, durch Fingerkontakt ins Auge etc. geraten - sehr unangenehme Infektionen auslösen.
Garantiert spielt das Übergehen eines vermeintlichen Verbots eine Rolle bei der beschriebenen Praktik: Schließlich macht es auch viel mehr Spaß, im Garten des stets böse grantelnden Nachbarn Kirschen zu klauen, als bei dem auf der anderen Seite, der beide Augen lächelnd zudrückt.
Aber warum sollen andere ihr Befremden nicht ausdrücken dürfen? In gewisser Weise ist der Enddarm ein Mülleimer, in dem sich diverse organische Abfälle über mehrere Tage ansammeln, bebrütet in einem tropischen Klima von knapp 40 Grad. Dass uns aus dem abgesonderten Kot nicht die Fliegenmaden entgegenlachen, hängt wohl nur damit zusammen, dass es ihnen im Verdauungstrakt an Sauerstoff fehlt. Wer dahinein Schwanz, Finger oder Zunge stecken mag bzw. so kontaminierte Körperteile/Gegenstände abschleckt, mag es auf eigene Verantwortung tun, sollte sich aber nicht über Ekel bei anderen beklagen.