@funbochum
Ich meine ja auch gar nicht die Brechstange. Wenn der Bedarf da ist, das etwas geändert werden soll, wird der von vielen getragen. Im konkreten Fall: wenn das Bedürfnis seitens der Frauen vorhanden ist, entsprechende Kleidung im Schwimmbad zu tragen, muss man etwas dafür tun. Üblicherweise diskutiert man zuerst. Im Freundeskreis, mit Kollegen in der Kneipe etc. Wenn das auf Zustimmung trifft, geht man die nächsten Schritte. So auch hier. Frau geht eben mit etwas knapperen Bikinis in das Schwimmbad. Wenn's mißfällt, kann man immer noch ein "größeren" Bikini anziehen. Ob mir das gefällt was ich sehe, hängt nicht zuletzt von meiner eigenen Stimmung ab. Mutig finde ich es allemal.
Es ist auch immer eine Gratwanderung. Wieviel Provokation ist richtig, was schon wieder übertrieben. Das wird sowieso jeder persönlich anders definieren. Man kann es auch hier nicht allen Recht machen. Sich in Grenzen etwas trauen, kann man allemal. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass das einen selber (als "Provokateur") meist mehr aufregt, als die Menschheit, die damit konfrontiert wird. Wenn Euch etwas zuviel ist, besteht ja auch die Möglichkeit freundlich mit den Menschen zu reden.
Grenzen werden im besten Fall schleichend verschoben. Wenn ich beispielsweise postuliere, dass die Frauen das machen sollen,
wenn sie es wollen, dann ist das eine Methode, das "Übliche" zu verschieben. Meine Meinung ist, dass nicht viel passieren wird, wenn ein Teil der Damenwelt einen Microstring trägt. Die Provokation liegt auch im Auge des Betrachters. Es hängt auch davon ab, ob ich mich provoziert fühlen will.
Wenn ich mich provoziert fühle, ist das auch eine gute Gelegenheit mich selber zu hinterfragen. "Warum fühle ich mich provoziert ? Ist das wirklich berechtigt oder liegt der Hund hinter meinen Kulissen begraben ? Kann oder muss ich meine Einstellungen vielleicht sogar ändern ?" Ich gebe zu, ich habe auch zuerst gedacht, die extrem knappen Bikinis sind doch dann des Guten zuviel, respektive zu wenig. Mit ein wenig Nachdenken bin ich aber dazu gekommen, dass es eigentlich nichts Schlimmes darstellt, so etwas im Schwimmbad zu tragen.
Übrigens sprechen mich schön geschnittene Einteiler viel mehr an, als dieses Hauch von nichts, dass vielleicht noch durchsichtig wird, wenn es mit Wasser in Berührung kommt. Das ist eine Stilfrage, mehr nicht. Und gelegentlich werfen hübsche Sachen (mit mehr oder weniger Stoff) mein Kopfkino an. Aber warum sollen keine knappen Bikinis nicht getragen werden, wenn andere Menschen keinen Schaden leiden ? Deshalb störe ich mich an der Argumentation "wegen der Kinder". Warum soll das, was an einem Strand Alltag ist, auf einmal im Schwimmbad die Kinder verstören ? Nehmen wir hier die Kinder nicht als Vorwand, um die die eigene Auseinandersetzung mit Themen, die uns vielleicht im Inneren berührt, zu vermeiden ?
Spießig, um den früher einmal verwendeten Begriff aufzugreifen, ist derjenige, der nicht in der Lage ist, seine eigenen Ansichten zu hinterfragen und keine Bereitschaft mitbringt, sich zu verändern. Um nicht falsch verstanden zu werden. Man muss nicht immer alles ändern, aber die Bereitschaft dazu mitzubringen ist das Entscheidende. Übrigens bin ich selber oft genug spießig.
Liebe Grüße
Jürgen