@ Numo:
häufig lese ich hier in den Profilen, das Frauen auf der Suche nach einem erfahrenen Dom sind.
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Ich meine, es ist nachvollziehbar, dass sich gerade Einsteiger von einem erfahrenen Dom in den Himmel/die Hölle führen lassen wollen, aber irgendwoher müssen die ja kommen.
Wer also führt denn Doms an ihre ersten Erfahrungen an und begleitet sie in ihren ersten Jahren?
Ja, das ist eine sehr gute Frage. Auf die ich auch immer wieder in meiner Dom-Biographie gestoßen bin, Antwort habe ich noch keine gefunden.
Theoretisch könnte es so laufen, dass ein Jung-Dom von einem Alt-Dom ausgebildet wird. D.h. zuerst durch Zuschauen, dann durch eigene "Übungen" und Praxis. Stellt sich natürlich die Frage: an welchem Übungsobjekt soll er üben? Idealerweise hätte der Jung-Dom schon eine eigene sub dafür, aber es geht ja grad darum, dass er diese ohne Praxis eben nicht hat. Also an der sub des Lehr-Doms eventuell. Wenn dieser und diese selber einverstanden sind.
Andere Möglichkeit: durch eine Gruppe, der der Anfängerdom sich anschließt, z.B. einen Stammtisch, einen BDSM-Verein oder so. Hier bekommt er entweder in lockeren Gesprächen oder in Workshops Anleitungen über die Do's und Dont's. Hat auch den Vorteil, dass oft Partnerschaften in diesen Gruppen bzw. bei den WS geknüpft werden, d.h. sub weiß genau, worauf sie sich bei ihm einlässt.
Dritte Möglichkeit: durch eine erfahrene sub, die ihn anlernt. Hier müssen aber beide damit fertig werden, dass sub das Heft in der Hand hat und der eigentliche Dom ist, "topping from the bottom" par excellence quasi. Wahrscheinlich wird es nicht das sein, was sub möchte, von Dom gar nicht zu reden. Aber es kann auch funktionieren, warum nicht? Mit etwas geschickter Schauspielerei kann sie ihm immer noch das Gefühl geben, der große und alles beherrschende Dom zu sein, angeblich funktioniert das ja auch in anderen D/s-Beziehungen ganz gut (hört man gelegentlich so).
Eher die schlechtere Variante: Dom "lernt" durch Bücher und Internet, eventuell durch Videos. Kann natürlich auch funktionieren und nicht das schlechteste sein, hängt immer von der Qualität der konsumierten Medien ab. Es gibt z.B. sehr gute Lehrvideos über Bondage, warum also nicht.
Hat aber trotzdem 2 große Nachteile: ohne reale Praxis würde ich mich mit dieser Methode nicht als "erfahren" bezeichnen. (Auch wenn es wohl viele tun.) Und es gibt schon viel zu viele "Sir Stephens" und "Mr. Greys", die einmal die Geschichte der O und 50 SoG gelesen haben und das 1:1 nachspielen wollen, denn so falsch kann es ja nicht sein, wenn es in den "BDSM-Bibeln" so drin steht. (Zum Glück ist die Lektüre des alten Marquis inzwischen doch sehr außer Mode geraten.)
Hingegen, wer Grimme liest und sich nach diesem richtet, macht damit wohl nichts falsch. Aber "erfahren" ist doch noch etwas anderes.
So, und wie war es nun bei mir?
Leider, muss ich sagen, die letztere Variante, gefolgt von "learning by doing" und "trial and error". Und etwas Anleitung in Workshops oder von erfahrenen Doms (den Umgang mit der Bullwhip lernte ich so).
Natürlich ist es so, dass man sowieso nie auf alles vorbereitet sein kann, geschweige denn dafür professionell ausgebildet. Und jedem kann einmal etwas passieren. Aber trotzdem, sollte ich einem Anfänger raten, wie er zu Erfahrungen kommen kann, würde ich ihm die zweite Möglichkeit empfehlen, eventuell auch die erste, wenn diese zu haben ist. Sollte es sich ergeben, dass er eine sub mit Erfahrung findet, sie ihn sich antun will, dann kann er es auch mit der dritten probieren. Die vierte Methode kann zwar nie schaden, würde ich aber maximal als Ergänzung empfehlen, nie alleine. Und jeder "error" trägt dazu bei, das Vertrauen von sub zu erschüttern, und was einmal weg ist, ist es meist unwiederbringlich.
Gruß vom Drachen