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Woran erkennt ihr, dass es Liebe ist?

Liebe und Verliebtheit werden gerne verwechselt, wie schon erwähnt wurde.

Für mich kam immer zuerst das wundervolle Gefühl der Verliebtheit, später habe ich mich bewusst dazu entschieden, mein Herz und meine Seele vollständig zu öffnen. "Die Liebe" ist somit für mich eher das, was Erich Fromm mit "Die Kunst des Liebens" beschreibt. Es ist kein simpler "Zustand", kein "einfaches" Gefühl, sondern ein recht komplexer Mix, der sich durch Taten, nicht nur Worte und/oder Gefühle ausdrückt.

Genau da beginnt das Problem, eine universell gültige Beschreibung zu formulieren: Jeder Mensch fühlt und handelt anders, spricht die unterschiedlichen Sprachen der Liebe mit unterschiedlicher Gewichtung, und noch komplexer wird es, weil sich alles im Leben tagtäglich verändert. Unsere Umwelt, wir selbst, unsere Partner.

Ich kann mich noch ganz genau an den Moment erinnern, in dem ich mich bewusst entschieden habe, aus der Verliebtheit für meine heutige Frau Liebe erwachsen zu lassen. Das klingt womöglich erst einmal furchtbar unromantisch. In diesem Moment habe ich ihr aus ganzem Herzen gesagt, dass ich sie liebe. Ganz im Sinne der bereits erwähnten Buchs:
Liebe ist nicht in erster Linie eine Bindung an eine bestimmte Person. Sie ist eine Haltung, eine Charakter-Orientierung, welche die Bezogenheit eines Menschen zur Welt als Ganzem und nicht nur zu einem einzigen "Objekt" der Liebe bestimmt.

Wenn ich einen Menschen wahrhaft liebe, so liebe ich alle Menschen, so liebe ich die Welt, so liebe ich das Leben. Wenn ich zu einem anderen sagen kann: "Ich liebe dich", muß ich auch sagen können: "Ich liebe in dir auch alle anderen, ich liebe durch dich die ganze Welt, ich liebe in dir auch mich selbst."

Frag zwei Menschen, wann es Liebe ist, und du bekommst mindestens drei Antworten.

Meiner Meinung nach ist es nur Unsicherheit, die jemanden daran hindert, Liebe als solche zu bezeichnen. Da wird Zuflucht gesucht in Verliebtheit, Mögen, wahre Liebe (die meist als unerreichbar dargestellt wird), Gefühle empfinden, emotionales Engagement etc. Oft lediglich aus der Angst heraus, nicht das adäquate Echo zu bekommen.

Auch Verliebtheit ist Liebe, denn sie bezieht sich auf diesen einen Menschen in genau diesen Moment. Liebe hat vielfältige Ausdrucksformen, das geht von Schmetterlingen im Bauch bis zum Gefühl, angekommen zu sein. Das ständige Eingrenzen auf "wahre Liebe", die vielfältigen Kriterien genügen muss, hat nur den Effekt, das Liebe in der Welt zur Rarität wird. Sie hätte mehr Chancen, wenn sie nicht auf einem hohen Thron vergammeln müsste, sondern stattdessen einen alltäglichen Platz unter uns und in der Welt hätte.

Dann könnte man selbst bei einer Spontankopulation nach einer Party aufrichtig von Liebe sprechen, auch wenn sie sich nur auf den kleinen Bruchteil bezieht, den die Beteiligten von einander kennen. Sie könnten danach auch getrennte Wege gehen, aber immer noch liebe-voll an den schönen Moment denken.
****34 Mann
5 Beiträge
Zum Thema "Polyamorie" hat mal vor vielen Jahren jemand hier im Forum von "verschiedenen Farben von Liebe" gesprochen, das fand ich sehr anschaulich und genau das, was ich empfinde.

Das ist wirklich eine interessante und spannende Betrachtung!

Für mich kam immer zuerst das wundervolle Gefühl der Verliebtheit, später habe ich mich bewusst dazu entschieden, mein Herz und meine Seele vollständig zu öffnen.

Zumindest bei mir war es bei den gescheiterten Beziehungen bisher so, dass dieser Entschluss zum Teil von meiner Seite aus gefehlt hat oder schlicht zu spät kam. Damit hat die Beziehung dann nach der ersten Zeit einen ungesunden Schwebestatus erhalten.
Hm, ich hatte zwei Partner in meinem Leben. Mit meinem Exmann war ich 24 Jahre zusammen, mit meinem Exfreund 5 Jahre. Und beide Male wusste ich es einfach so, dass es Liebe war. Ich wollte mit diesen Menschen zusammen sein, das Leben teilen, den Alltag, die Sorgen, aber auch das Schöne und Angenehme. Wenn ich sie sah, hüpfte mein Herz und es fühlte sich immer leicht und warm und schön an. Auch die lange Zeit von 24 Jahren.

Besonders aber empfand ich die Liebe, als beide Beziehungen irgendwann zerbrachen. Mein Exmann ging wortlos, weil er eine andere Frau liebte. Das zu akzeptieren, war eine der härtesten Lektionen in meinem Leben. Liebe, die nicht mehr gewollt und gewünscht ist, ist ein sehr, sehr einsames Gefühl. Das Herz brennt und lodert, schlägt dumpf und tut heftigst weh. Als mein Expartner mich betrog, ging ich dann - aus Liebe. Er war mit den Gedanken und dem Herzen nicht mehr bei mir - und aus Liebe machte ich den Weg frei, damit er neue Erfahrungen machen konnte. Sein Weg war ein anderer als meiner. Wie heißt das so schön? In Liebe loslassen ... Pustekuchen. Liebe ist in dem Fall die Hölle und die schlimmste Strafe überhaupt. Einen Menschen gehen lassen, den man immer noch liebt, ist wahnsinnig schwer.

Anfang des Jahres dann entwickelte sich eine rührende Verliebtheit - über tausende Kilometer hinweg. Durch Briefe und Mails und einige Telefonate. Es fühlte sich schön an, auf die Liebe hoffen zu dürfen. Da war schon ganz schön viel Sehnsucht und Hoffnung und Freude. Hey, da hat das Herz mal wieder tüchtig geklopft. Tja, und dann kam keine Antwort mehr. Auf dem Weg zur Liebe hatten sich die Gefühle wohl verloren.

Trotzdem - wenn ich morgens die Augen aufschlage, fühle ich, dass ich mein Leben liebe. Auch ohne die Liebe zu einem Mann.
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