DummDom wünscht Topping from the Bottom!
Hallo allerseits!
Nun, die Überschrift ist ein wenig gewagt.
Nehmt es einfach als meine persönliche Definition von DummDom.
Wie erkläre ich mir die häufige Benutzung des Begriffs hier im Joy?
Hm... also ich sehe da einige Aspekte, die so auch bei Vanillas recht häufig vorkommen... Doch im BDSM-Kontext wesentlich drastischere Auswirkungen haben (können). Diese führen dann oft zur Benutzung des Begriffs "Dumm-Dom".
Nun ist das Joy eine extrem vielfältige Plattform. Und viele, die sich hier anmelden sind gerade in einer Lebensphase, in der sie sich sexuell austoben und vieles ausprobieren wollen. - Auch BDSM. - Das finde ich zunächst einmal begrüßenswert. Jeder sollte doch schauen, was wirklich seins ist. Dumm ist dann bloß, wenn ein Dom mit seinen üblichen Vanilla-Gewohnheiten ans BDSM heran geht.
Der Knackpunkt ist die mangeldne offene Kommunikation!
Das ist das Bild welches sich über die Jahre hinweg durch den Austausch mit Frauen aus meinem Vanilla-Umfeld ergeben hat:
"Let's talk about Sex" ist für viele Menschen eine schwierige Sache. Da wird lieber ausprobiert, indirekt geführt oder verführt oder mit Zaunpfählen gewunken als ganz offen und direkt über die Wünsche zu sprechen. Ja, nicht selten erfahre ich als Frau mehr über die sexuellen Wünsche anderer Frauen als deren Partner. Hemmungen, miteinander zu reden, gibt es da auf beiden Seiten.
Bei den Männern kommt erschwerend hinzu, dass viele oft das Bild des "erfahrenen Mannes" aufbauen. Ohne echte Erfahrungen bleiben diese Gespräche jedoch arg oberflächlich. Oft orientieren sich Männer, die über Sex sprechen, auch an Dirty-Talk und der technische Seite. Von emotionalen Wünschen und Begierden ist da also weniger die Rede. - Selbst wenn der Mann über Sex spricht. (Frau hat eher Hemmungen von "zu vielen Erfahrungen" zu erzählen.)
Aber zurück zum "Erfahrungen vorspielen": Im Vanilla-Bereich kommt es gar nicht mal so selten vor, dass NACH gut gelaufener Praktik XY plötzlich kommt "Übrigens, das war mein erstes Mal XY."
Oft hat Frau dies schon früher geahnt und dem Mann sein Schauspiel nicht so ganz abgenommen. Doch Frau hatte durchaus Bock auf diese Sache... Und in der Regel ist es geschickter, beide Augen zuzudrücken und die Ahnungslose zu mimen. Ansonsten wird der Mann zum Nervenbündel und man hat kein schönes Lustspiel oder kommt überhaupt nicht mehr dazu.
Zur Ehrenrettung der Männer:
Es gibt Männer, die bringen die Bereitschaft mit, sich von einer Frau etwas beim Sex zeigen zu lassen. Die gehen offen und neugierig an den Sex. Denen fällt auch kein Zacken aus der Krone, sich in einem sexuellen Bereich als Anfänger zu outen. Diese Männer lernen auch rasch dazu.
Doch allzu weit verbreitet ist dies unter den Vanilla-Männern leider nicht. Beziehungsweise kommen viele erst nach ein paar Monaten Partnerschaft dorthin. - Wenn das Vertrauen in die Partnerin groß genug ist. - Dennoch ist es oftmals ein Eierlauf, passende Worte für den Mann zu finden. Nach potentiellen Kränkungen zu suchen scheint im Zusammenhang mit der eigenen Sexualität ein beliebtes Hobby zu sein.
Dieses (Nicht-)Kommunikationsverhalten beim Vanilla-Sex ist also mehr oder weniger von beiden Seiten eingespielte Gewohnheit. Und es gibt Männer, die jahrelang ihre Fähigkeiten "Erfahrung vorzutäuschen" trainiert und perfektioniert haben und dafür regelmäßig mit Sex belohnt wurden. LEIDER. LEIDER.
BDSM aber braucht die Kommunikation.
BDSM braucht vor allem die ehrliche Kommunikation sowohl vor als auch während als auch danach. Insbesondere währenddessen sind die Rückmeldungen der Partnerin wichtig.
Und wenn's dort dann nicht so läuft, wie Mann sich das vorgestellt hat, KANN die Partnerin oftmals gar nicht mehr ihm zuliebe irgendetwas vorspielen. Wenn die Grenze überschritten ist, geht das nicht mehr. Für unaufmerksame Männer kommt das meist auch noch völlig überraschend. Mitten im Spiel ein Abbruch??! Wie unfair!
Und selbst wenn sie es wollte und sie noch nicht an der Grenze ist: Ein wesentlicher Reiz bei der Sehnsucht nach einem dominanten Mann ist doch, dass man diesem die Führung überlassen kann. Also kann/ will Frau noch nicht mal kurzweilig etwas vorspielen, um ihn galant in die richtige Richtung lotsen zu können. Sie hat dieses "Führen" doch satt. Hat es aufgegeben. Sie wünscht sich einfach so wie sie ist mit ihren echten Reaktionen angenommen, geführt und aufgefangen werden.
Und leider tun sich viele Vanilla-Männer sehr schwer damit, mit den direkten ehrlichen unverblümten Rückmeldungen umzugehen. Sie sind es einfach nicht gewohnt. Haben das beim erstmaligen Austoben ihrer BDSM-Phantasien auch gar nicht auf dem Plan. Frau hat die Kontrolle abgegeben und plötzlich läuft es schlechter als sonst. Scheiße aber auch.
Ja, ich denke, der Hauptgrund für DummDoms ist der, dass Gewohnheiten aus dem Vanilla-Bereich einfach mit ins BDSM hinein getragen werden. Einige bleiben dann sogar beim BDSM. Auf der Suche nach Anfängerinnen, denen man erzählen kann, sie solle ihm einfach Vertrauen und sich fallen lassen. Offene Kommunikation? Fehlanzeige. Gut laufen kann dies nur mit Topping from the Bottom.
Ja, dies ist inzwischen meine Definition von DummDom:
Das ist ein Mann, der sich Topping from the Bottom wünscht, um die Illusion aufzubauen, er KÖNNE führen. Denn anders funktioniert BDSM ohne offene Kommunikation nicht.
Alle anderen bezeichne ich nicht als DummDom. Deren Vorstellungen von BDSM passen eben zu meinen oder nicht. Und da, wo kommuniziert wird, kann man dies abklären. Da kann man auch über "Fehler" kommunizieren. Fehler sind menschlich. Und Männer, die ihr Wort brechen oder fahrlässig an die Sache herangehen, die sind nicht dumm. Die sind rückgratslos, egoistisch, asozial etc.pp. Aber dumm sind sie nicht.
Liebe Grüße!
Galinthias