In unserem Freundes- und Bekanntenkreis ist dieses Thema geradezu omnipräsent. Zwei der am häufigsten genannten Gründe, sich traurig und schweigend, manchmal seitenspringend in der Beziehung zu halten: Finanzielle Abhängigkeit und/oder Kinder. Dass diese Vorgehensweise geradezu traumatische Ausmasse annehmen kann, sollte hinlänglich bekannt sein - Berichte von ausufernden Rosenkriegen sind manchmal dermassen erschreckend, dass man sich verwundert an den Kopf fasst.
Ich selbst bilde da keine Ausnahme: Wegen der Kinder bin ich länger in einer total vergifteten Beziehung geblieben, als es gut war. Nachdem die Affäre meiner Ex inklusive Kuckuckskind aufgeflogen ist, haben wir uns noch einmal aufgerafft, wegen den Kindern. Meine Stieftochter war mir so sehr ans Herz gewachsen, sie war (und ist) für mich wie mein eigen Fleisch und Blut - etwas, das ich bei der Geburt ihres Bruders sehr eindrücklich selbst erlebt und gefühlt habe. Leider hat das Lügen nie aufgehört, und schliesslich gab ich auf, wieder aus dem gleichen Grund: Um für die Kinder eine stabile, ruhige Lebenssituation zu erschaffen.
Die beste Freundin meiner heutigen Frau hatte mit ihrem Ex eine ganz ähnliche Geschichte erlebt... ihre Beziehung war im wahrsten Sinne der Worte vergiftet, zutiefst. Sie hat über Jahre alle negativen Aspekte herunter gespielt, immer in der Absicht, die Familie zusammen zu halten. Den Kindern ihren Vater nicht wegzunehmen. Bis das Fass übergelaufen ist, hat es fast 10 Jahre gedauert - trotz übelsten Vorkommnissen, die teilweise bis heute ihre Nachwirkung haben. Aber das ist eine ganz andere Geschichte. Das Ergebnis: Eine völlig zerstörte Familie, Kinder in psychologischer Dauerbehandlung, usw. usf, inklusive finanziellem Ruin ihrerseits, während er dank seinen Spielchen ganz gut da steht.
Echt traurig.
Wie
spiel_lust andeutet, bestimmt gibt es Beziehungen, die es verdient hätten, gerettet zu werden. Ich habe in der Vergangenheit ziemlich viel Literatur dazu gewälzt, weil ich mich selbst sehr lange dafür beschuldigt habe, zusammen mit meiner Ex "meine" Kids (die "technisch" gar nicht meine sind) verlassen zu haben. Es braucht aber dafür immer beide - und die Bereitschaft wie den Willen beider, die Beziehung zu retten.
Wenn keine Liebe mehr vorhanden ist, man nur noch das Schlechte sieht, sich noch nicht einmal an die schönen, bereichernden Momente der Beziehung erinnert, sind die Chancen eher schlecht. John Gottman, ein amerikanischer Psychologe, hat während Jahrzehnten in seinem "love lab" Paare beobachtet und konnte mit 94%-iger Genauigkeit voraussagen, ob es das Paar schafft, zusammenzubleiben, oder nicht. Die wichtigsten Elemente, die zum Scheitern beitragen: Mangelhafte Kommunikation, fehlende Bereitschaft nachzulassen (Sturheit), nur noch das Schlechte wahrnehmen.
All diese erwähnten Elemente sorgen mitunter dafür, dass man sich selbst gar nicht mehr wahrnimmt. Dem seelischen Unwohlsein folgt oft körperliches Kranksein. Viele Menschen scheinen damit beschäftigt zu sein, den Schein nach aussen zu wahren, nicht wenige flüchten in Affären, um sich so wenigstens ein klein wenig Intimität zu verschaffen. Und weil das oft irgendwie gerade so genügt, bleibt man beim Status Quo. Der Mangel an Liebe erzeugt nicht selten einen Mangel an Selbstliebe - man sucht den Fehler bei sich selbst, will nach aussen nicht "schwach" wirken.
Persönlich bin ich der Meinung, dass, auch heute noch, hauptsächiich das liebe Geld dafür sorgt, dass vergiftete und unrettbare Beziehungen viel zu lange gehalten werden. Die Trennung von meiner Ex hat mich letztlich alles gekostet, aber das war mir egal, denn ich wollte, dass die Kinder ihr Zuhause behalten konnten. Von dem vielen Geld, das mir meine Ex schuldet, habe ich bis heute keinen Cent gesehen. Von anderen Männern wiederum weiss ich, dass sie die Alimente für Frau und/oder Kind/er finanziell ruiniert haben, genauso wie ich von einigen allein erziehenden Frauen weiss, die zu wenig zum Leben haben. Ein Teufelskreis sondergleichen.