Die Frage ist ja...
wieso du dir so sicher bist, dass es früher so wild zuging.
Im Sinne der neoliberalen Agenda, wo man versucht die Menschen in möglichst kleine Gruppen zu fragmentieren, da die Individuen wenn sie für sich allein stehen am konsumfreudigsten sind, könnte das auch alles Propaganda sein.
Beobachtet man unserer Medienlandschaft, entgeht einem ja nicht der gezielte Versuch, alte Wertesysteme und Gruppenzugehörigkeit zu zerstören. Besonders starke Angriffe finden hierbei auf die Familie statt. Schließlich gibt es kein sichereres Gefüge, das jedem eine Zugehörigkeit und Sicherheit verschafft, als die Familie. Aber es wird massiv dafür geworben, dass man sich am besten gar nicht bindet, ja noch nicht mal für ein Geschlecht entscheidet und das eigene sexuelle Erleben und Ausleben an erste Stelle stellt. Wären wir alle nur noch egoistische sexfixierte Einzelgänger, würde die Familie aussterben. Und in unserer westlichen Gesellschaft ist es ja schon so weit, dass es gerade in urbanen Regionen mehr Singles gibt als je zuvor. Die Leute haben Sex mit wem sie wollen und wie sie wollen, sind aber am Ende des Tages allein.
Und natürlich sind wir empfänglich für diese Propaganda. So wie wir am liebsten alle den ganzen Tag auf der faulen Haut liegen würden und dabei noch Millionär sein wollen, würde man am liebsten natürlich auch bedingungslos seinem Sexualtrieb nachgehen. Wobei wir ja auch wieder bei der Frage wären, was kommt aus unserem inneren und was wollen wir nur, weil es uns in den Kopf gesetzt wurde.
Außerdem sieht man ja wie bei Dingen wie Ceta oder Russland manipuliert und gelogen wird, wie kann man sich da sicher sein wenn es um römische Orgien und griechische Knabenliebe geht. Das ist ewig her und lässt sich erst Recht nicht überprüfen. Aber klar, als geiler Swinger will man das natürlich gerne glauben - schließlich passt es einem in den Kram, als Rechtfertigung für ein Leben in dem man so undiszipliniert seinen Trieben nachgibt.
Sicherlich ist es aber auch bis zu einem gewissen Grad natürlich, seiner Neugier und seinem Verlangen nachzugehen, es passiert ja nichts schlimmes, wenn sich zum Beispiel zwei Männer lieben. Das wird ja erst zu einem Problem in dem Moment, wo jemand als obere Instanz daherkommt und die Regel aufstellt, dass Männer sich nicht gegenseitig ficken dürfen. Wahrscheinlich aus dem Gedanken heraus entstanden, dass das Ganze keinen biologischen Nutzen hat. Das Religion in gewissen Perioden so streng ausgelegt wurde, war ja auch immer nur ein Mittel der Herrschenden, um den Pöbel in Schach zu halten. Dieser Nutzen von Moral ist auch die Interpretation eines bekannten Philosophen und mir scheint das durchaus logisch.
Zuletzt will ich noch erwähnen, dass der Mensch auch immer ein bisschen mit Gegenteiligem reagiert, wenn ihm etwas aufgezwungen wird oder er tiefgreifenden Veränderungen unterworfen ist. Am Heimatland meiner Frau kann man das ganz gut sehen.
Dadurch, dass die Thais eben nicht katholisch geprägt sind, sondern buddhistisch, ist Sex ursprünglich auch als Spaß legitim und nicht nur zum Kinderzeugen. Außerdem gibt es den Transvestiten als anerkanntes drittes Geschlecht, Homosexualität ist ok und selbst Sex als Dienstleistung auch. Denn das Leitmotiv der thailändischen Kultur ist Spaß haben, "Sanuk" heißt das bei denen. Alles muss Sanuk sein, sonst ist es scheiße.
Diese offene Kultur wurde durch die Geiselhaft der Amerikaner, die die sexuell offene Kultur nutzten und Thailand während des Vietnamkriegs in den größten Puff der Welt verwandelten, zerstört. Denn die Thais als stolzes Volk, für die es wahnsinnig wichtig ist das Gesicht zu wahren, sind natürlich sehr unglücklich über das Image Thailands. Die meisten Weltbürger assoziieren nämlich als erstes Nutten, Ladyboys und schmutzige Massagen mit diesem Land. Ein Mann der dort hinfliegt kann ja nur ein Sextourist sein, Thaifrauen sind nur hinter dem Geld her, machen im Bett jede Schweinerei die sonst keiner mitmacht und so weiter und sofort. Jetzt gibt es zwar immer noch viele Prostituierte dort, wenn nicht mit die meisten weltweit, schließlich ist es ein lukratives Geschäft und auch das Suggardaddytum ist gang und gäbe, so gang und gäbe das es eine extra Bezeichnung für die Zweitfrau gibt, aber gleichzeitig ist die Gesellschaft absolut prüde.
Im Fernsehen gibt es nicht mal Kussszenen - Sexszenen wären unvorstellbar, es gibt keine Sexshops (höchstens mal Straßenstände in Rotlichtvierteln, damit die "perversen" Ausländer Dildos und Dessous für ihre Girls kaufen können), über Sex und sexuelle Vorlieben wird nicht geredet, FKK kennt man nicht, Swingen auch nicht. Adam und Eva à la RTL? In 100 Jahren nicht. Viele Frauen haben erst mit über 20 ihr erstes Mal und ihren ersten festen Freund, wieder andere sind schon mit 14 schwanger (wer nicht über Sex redet, redet auch nicht über Verhütung). Die meisten Thais abseits der Rotlichtviertel halten von unseren gängigen Sexualpraktiken mal gar nichts, aber selbst unter den Prostituierten greift die Prüderie schon um sich. Wenn man da Berichte von vor 40 Jahren hört, da waren die Leute dort wesentlich lockerer.
In unserer Kultur ist es ein Mix aus allem denke ich. Wir wollen mehr als nötig ist, weil wir einer Macht gegenüberstehen die uns manipuliert und unserer Sexualität nutzen will um den letzten Cent aus uns heraus zu quetschen (man überlege mal den Umsatz der gesamten Sex- und Erotikbranche, mit Puffs, Clubs, Pornos, Sexspielzeug, etc.). Gleichzeitig brechen wir langsam aus den moralischen Regeln aus, die uns die Kirche über Jahrhunderte aufgezwungen hat, weil diese Regeln völlig unnötig sind und auf der anderen Seite, greift in manchen Kreisen die Prüderie um sich, weil einige mit den Veränderungen nicht klarkommen. Es geht manchen nicht nur zu schnell, viele Kleingeister sehnen sich auch nach strengen Regeln und Vorgaben, weil sie überfordert sind wenn sie für sich selbst entscheiden müssen was gut für sie ist. Wobei auch der Neid nicht zu vernachlässigen ist, der Mann mit homoerotischen Gedanken der Schwule attackiert, weil es ihm nicht passt das diese sich ausleben und er sich nicht traut. Kommt vielleicht nicht so oft vor, wie es in Filmen und Serien dargestellt wird, aber kommt vor. Und diese Art Neid kann jeden treffen, der sich traut etwas zu machen was andere sich nicht trauen, aber gerne würden. Der Besuch von Prostituierten, Homosexualität, alte Männer die ständig junge Hasen im Bett haben und umgekehrt, Swinger, BDSM-Liebhaber und so weiter und so fort.
Just my 5 cents...