Hmmm - ich sehe es aber zumindest als etwas Beruhigendes an, wenn man ungefähr weiß, woher so etwas kommt.
Ich habe mich ja nun schon mit einigen Spezialisten unterhalten. Und die sagen alle dasselbe: Es geht um ein Autismus-Spektrum. Man redet schon lange nicht mehr von rein "Asperger", weil keine zwei gleich sind und jeder seine eigenen "Spleens" hat. Der entscheidende Punkt hierbei ist allerdings, dass da teilweise Dinge dabei sind, die sich derjenige nicht ausgesucht hat, sondern es schlicht nicht anders kann. Und das, finde ich, erleichtert die Kommunikation wiederum ungemein.
Das "Mit der Tür ins Haus fallen" ist doch ein wunderbares Beispiel dafür. Das war doch gar nicht als Ablenkung vom Hauptthema gedacht! Die Redewendung wurde nur nicht erkannt. Wenn man das weiß, dass diese Person keine Redewendungen erkennt, dann weiß man auch, dass man im Gespräch mit ihr besser keine verwendet, weil es sonst immer nur Missverständnisse gibt.
Der entscheidende Punkt hierfür ist: Es ist nicht etwa so, dass sie es falsch verstehen will und mit Absicht die Diskussion damit "killt". Sie
kann es nicht. Das ist ein kleiner, aber entscheidender Unterschied!
Ich hatte in einer Beziehung auch versucht, "indirekt" zu verstehen und auch versprochen, daran zu arbeiten. Um inzwischen aber zu wissen, dass ich diese indirekten Andeutungen etwa nicht verstehen
will (so wurde es mir unterstellt, natürlich), sondern gar nicht verstehen
kann. Wenn man mir per Whatsapp schreibt "ich sitze hier an der Elbe, die Sonne scheint, es ist total schön hier (fiktives Beispiel), dann verstehe ich "ich sitze hier an der Elbe, die Sonne scheint, es ist total schön hier" und antworte möglicherweise "schön, genieße es, hier auf dem Balkon ist es auch total schön". Wenn dann aber damit gemeint war "komme her, ich möchte dich jetzt in diesem Moment gerne bei mir haben", geht das vollkommen an mir vorbei. Selbst jetzt, da ich dieses Beispiel schreibe, kommt es mir komisch vor, dass man so etwas meinen kann, wenn man so etwas schreibt, aufgrund von Erfahrungswerten weiß ich aber zumindest theoretisch, dass jemand dies meinen könnte.
Natürlich sollten AS diese Erfahrungswerte auch nutzen. Und können auch selbst etwas dafür tun, um alles einfacher zu machen, z.B. konkret nachfragen, wenn man ahnt, dass man wieder etwas nicht versteht. Wenn aber NT weiß, dass der andere indirekte Andeutungen gar nicht verstehen kann, wird die Kommunikation wieder mal einfacher: Dann sagt er/sie eben dann einfach "komme her, ich möchte dich in jetzt in diesem Moment gerne bei mir haben" statt "ich sitze hier an der Elbe, (...)", und so verbringt man ohne jeglichen Stress tatsächlich den Nachmittag zusammen und freut sich des Lebens.
Ich strebe bei mir deswegen eine Diagnose an, weil ich herausfinden möchte, was ich nicht verstehen
kann. Was an mir vorbei geht. Was vielleicht schon immer an mir vorbeigegangen ist, mich aber aus Höflichkeit leider nie jemand aufgeklärt hat, dass "normal" anders ist und ich mich hier und da nicht normal verhalte.
AS ist nicht heilbar, stimmt, es sind ja Wesenseigenschaften und Wahrnehmungen, um die es hier geht. Leider ist eine andere Wahrnehmung nur selten eindeutig identifizierbar. Wer blind ist, wird nie Farben benennen können, wer nie gehört hat, nie Noten lesen können. Und manch AS wird eben nie Redewendungen verstehen können.
Die Intensität soll eine höhere sein in einer Partnerschaft. Ich behaupte mal: Nicht nur durch die ganzen Missverständnisse und den damit verbundenen höheren Stress, sondern auch beispielsweise aufgrund einer häufig sehr ungewöhnlichen Art und Weise, Liebe zu zeigen.
Da wird aus der Frage "Du, wollen wir aus unseren beiden Steuererklärungen nicht doch mal eine machen?" auf einmal ein Heiratsantrag.