Da haben wir sie wieder, die Diskussion um sicheren Sex, in welcher Ausübung auch immer...
Es gab eine Zeit, da hat man den jungen Leuten eingeimpft: "Wenn ihr ungeschützten Sex habt, kann das euer Todesurteil sein!" Und es stimmt ja auch grundsätzlich, genauso wie es sein kann, wenn man die Straße überquert. Was das heißen soll? Es geht um Risiken, nicht um den Absolutismus.
Es gab in 2015 über 3.000 Neu-HIV-Infektionen. Davon 85% aus dem Kreis der schwulen Männer (für mich unverständlich wird in diesem Kreis [z.B. Schwulensauna] in der Praxis Analverkehr mit völlig Unbekannten häufig immer noch ohne Gummi praktiziert). Von den verbleibenden 15% sind die allermeisten drogensüchtig (sexuell relevant z.B. am Straßenstrich). Es verbleiben 2-3%, die nicht zu diesen beiden Risikogruppen zählen. Inwieweit die sich aber dennoch aus dem Umgang mit Risikopersonen haben anstecken lassen, wurde nicht erwähnt, dürfte aber zumindest zum Teil der Fall sein.
Angeblich soll bei normalem ungeschützten vaginalem Sex zwischen einer gesunden Frau und einem HIV-positiven Mann das Risiko einer Ansteckung durch die Frau bei 1% liegen. Analverkehr liefert deutlich höhere, Oralverkehr deutlich niedrigere Wahrscheinlichkeiten, wobei Oralverkehr ohne Ejakulation als safer sex bezeichnet werden kann. Bei normalem Sex ist für den gesunden Mann das Risiko deutlich geringer beim Sex mit einer HIV-positiven Frau, weil die Angriffsfläche (Schleimhaut) wesentlich kleiner ist (nur der Bereich um den Harnröhrenausgang am Penis).
Man weiß heute sogar, dass Blut-zu-Blut-Übertragung nicht erfolgt, wenn "positives" Blut auf die Wunde eines gesunden tropft; es muss in die Wunde hineingedrückt werden, um infektiös wirken zu können. Daher können auch HIV-positive Kinder unbekümmert mit anderen spielen, egal ob sie sich verletzen, solange sie nicht "Blutsbrüderschaft" spielen wollen.
Ich habe als Mann für mich entschieden (und so sind wir uns als Paar auch einig), mit fremden Personen keinen aktiven Penetrationssex zu vollziehen und den Oralsex als ausreichend ungefährlich anzusehen, um dort unbekümmert und lustvoll aktiv zu sein. Dabei bin ich alles andere als avers gegen Körperflüssigkeiten.
Es ist kein Freifahrtsschein, aber es ist trotzdem gut zu wissen, dass bei dem geringen Restrisiko es auch eine letzte Rettung gibt: Mittlerweile sind (sauteure) Medikamente auf dem Markt, die ein normales Leben trotz HIV ermöglichen, weil sie die Viruslast unter die Nachweisgrenze drücken können (dann ist man sogar nicht mal mehr selbst ansteckend). Langfristige Nebenwirkungen sind noch nicht ausreichend erforscht, daher sollte man deshalb nicht leichtsinnig werden.
Was andere Krankheiten angeht: Ich bin gegen Hebatitis A+B geimpft, gegen C gibt es keinen Impfstoff. Die anderen Dinge kann man in der Regel mit Antibiotika gut behandeln. Dies sind aber keine Erfahrungswerte, weil es bislang nicht nötig war. Wir sind allerdings auch keine Hard-Core-Swinger.
Im Übrigen: Bei manchen Beiträgen im Forum (nicht unbedingt hier in diesem Thread) bekommt man den Eindruck, dass es Leute gibt, die wahllos mit jedem Geschlechtsteil Sex haben wollen, ohne den Menschen einzuschätzen. Manche scheinen also auch keinen Gedanken an die Hygiene des anderen und damit an den möglichen gesundheitlichen Status des anderen zu verschwenden. Sorry, da würde mir die Lust vergehen und deshalb schließe ich sicherlich einige Risiken, ohne sie oben erwähnt zu haben, zusätzlich aus.
Noch etwas: Als ich früher allein unterwegs war, habe ich gerne mit Paare zu tun gehabt, die untereinander ungeschützt Sex haben, weil die von sich wissen, dass sie gesund sind und dann für mich auch ungefährlich sein sollten...
Trotz aller Vorreden: Gesundheitlich völlig ungefährlichen Sex gibt es nur allein und im Club kann man sich alle Seuchen holen. Es gilt, unter Abwägung von Risiken und Spaß bzw. Lust seinen Weg zu identifizieren. Dabei soll sich keiner verbiegen, und ich werde nie versuchen, jemanden zu überreden, risikofreudiger zu sein. Oben steht mein Vorgehen, es muss nicht das von euch sein.