Panta rhei
– alles fließt, alles ist Veränderung, immer.
Moin lieber TE, danke für diese schöne Frage.
Für mich ist es gerade unheimlich spannend zu lesen, wie die meisten von sich schreiben, dass sie einem Prozess gefolgt sind und sich immer "weiterentwickelt“ haben. Stino zu BDSM, mono- zu polyamor, hetero/homo zu bi.
Man könnte sagen, es scheinen sich alle zu mehr Offenheit zu entwickeln. Oder auch: schneller höher weiter – und das meine ich jetzt völlig ohne Wertung.
Ganz davon abgesehen, dass das bei mir auch immer eine Frage des jeweiligen Partners und dessen Vorlieben, mit denen sich meine dann gemeinsam entwickelten, war, könnte man in meinem Fall aus der o.g. Perspektive behaupten, ich hätte mich „zurückentwickelt“:
In meinen Zwanzigern habe ich mich sehr ausgelebt; Neigungen, die ich immer in mir hatte, immer mehr ausprobiert, total. Jede Phantasie, die real möglich war, umgesetzt und erfahren. – Meine Phantasie war schon immer sehr bunt, sehr grenzenlos und sehr wild.
Ich habe jede Grenze ausgereizt und auch überschritten, immer mehr erfahren wollen, mehr spüren wollen, mehr ausprobieren. Letztlich dann doch wie oben beschrieben. Ich war auch sehr von meiner Libido getrieben.
Über die letzen Jahre ist alles anders geworden. Verschiedene Erfahrungen, auch die einer unfassbar selbstlosen tiefen Liebe, die ich damals so in dieser Absolutheit noch gar nicht suchen konnte, Krisen, vor allem aber Yoga haben sehr viel für mich und in mir verändert. Mittlerweile würd ich sagen, dass ich enorm viel ausgeglichener bin, das alles für mich überhaupt nicht mehr brauche und schließlich ja auch schon – für mich – alles erlebt habe.
Been there, done that, got the T-Shirt.
Ich bin dankbar für alle Erfahrungen, die ich machen durfte.
Jetzt geht es mir noch mehr als früher – und anders – es ist schwierig, das mit Worten zu beschreiben – um genau wieder eine bewusste tiefe und selbstlose Liebe. Eine reine Herzensverbindung, bei der Sex natürlich auch eine wichtige Rolle spielt; aber das Getriebene, ja, letztlich: der Trieb – der ist weg.
Ohne schneller höher weiter, ohne ständigen Input von aussen, ohne dritte, vierte und fünfte – auf einer für mich völlig anderen Ebene.
Aber von außen könnte man wirklich meinen: ich hab mich „zurückentwickelt“, bin weniger offen. Ich selbst empfinde das allerdings völlig anders, denn die Weite und Offenheit – die hab ich jetzt in mir, die brauche ich nicht mehr von außen.
Das Schöne an dieser Entwicklung: Ich selbst finde sie großartig. Und bin sehr gespannt, wie es weitergehen wird.
Genauso finde ich es großartig, wie hier alle sich für sich ebenso entwickeln. Was haben wir doch alle für ein Glück, an einem Ort und in einer Zeit zu leben, in der das möglich ist. 🙏🏻
Danke nach Bayern für diese schöne Frage, die mir jetzt mal wieder eine kleine Gelegenheit zu Reflexion gab.