Ich glaube im Leben nicht dran, dass der Mann die "ganze" Geschichte erzählt:
Ja also meine Frau hat ewig versucht mit mir zu reden, wollte sexuell aufgeschlossen sein - und ich, ich bin Null darauf eingegangen . Ist mir alles viel zu eklig und anstrengend. Und dann ist das undankbare Luder einfach fremdgegangen.
Ich befürchte da kommt nur der letzter Satz und der Wunsch nach ganz viel Mitleid. Ihm ist ja so übel mitgespielt worden.m
Das ist "schlecht" über jemanden reden. Und dazu hätte er kein recht.
Er hat aber ein Recht auf diesen letzten Satz, und das ist schlimm genug. Denn die anderen Sätze, die du ihm in den Mund legst, sind ihm im Zweifel gar nicht klar, bzw. welchen Anteil er selbst daran hat. Ich könnte es auch so formulieren, würde auch dazu passen:
"Ja, also es lief sexuell jetzt nicht toll bei uns, aber ich dachte eigentlich immer, dass sie das nicht großartig stört. Sicher, sie hat schon mal gesagt dass wir ein bisschen öfter sollten und so, und n büsschen mehr Abwechslung, aber deswegen geht man doch nicht gleich fremd, Mensch! Das VERLETZT mich einfach!"
Also, noch einmal:
1) Die Affäre erzählen macht keinen Sinn. Er wird die Hintergründe nicht sehen und auch nicht sehen können, der Stich ist bei ihm dann nun einmal da, und natürlich sieht er dann nur den. Wenn dir jemand mitten ins Auge sticht, kümmerst du dich reflexartig erstmal ums Auge, nicht um irgend etwas anderes.
2) Die Affäre zeigt aber auch, dass es sexuell zuhause so ganz und gar nicht passt, kann und meiner Meinung nach sollte sie dann der Auslöser dafür sein, dass es sexuell zuhause besser wird. 25 Jahre Beziehung wirft man doch nicht einfach so weg.
Es gibt genug Möglichkeiten, die mit Sicherheit noch nicht alle ausgereizt sind.
Diese Möglichkeiten betreffend wurde hier eigentlich auch schon alles gesagt: Von einer Paartherapie, die das Ziel hat, diese sexuellen Blockaden zu lösen, über wirklich eindringliches Drängen, etwas zu ändern, bis hin zum ihm klar machen, dass sie sexuell so frustriert ist dass sie schon drüber nachgedacht hätte fremd zu gehen, nur um es mal wieder zu spüren, es aber lieber mit ihm erleben wolle, gibt es da viele. Die letzte Patrone ist das Offenlegen, dass eine Trennung im Raum stünde, wenn sie es nicht gemeinsam hinkriegen würden, wieder Leben ins Schlafzimmer zu bekommen.
Das
einzig gute einer Affäre ist meiner Meinung, dass sie diesen Missstand aufdeckt und nun der Leidensdruck groß genug ist, um sich mit ihm mal zünftig über dieses sexuelle Ungleichgewicht zu streiten. Man hat es sich vorher doch auch recht bequem gemacht, indem man immer gleich aufgab, wenn er sagt "och nö, das ist nicht mein Ding".
Und, last but not least, es gibt auch noch mehr Beziehungsmodelle als das rein monogame. Eine Öffnung der Beziehung ist natürlich auch eine letzte Patrone, oft steht an ihrem Ende dann auch das Ende der Beziehung weil er nun einmal treu ist und dies nicht kann (monogam fühlen geht nun einmal nicht mal eben weg), manchmal geht es aber gut. Es gibt auch Beziehungen, in denen sogar die Ehepartner zusammen wohnen, weiter verheiratet bleiben, aber beide mit jemand anderem zusammen sind.
Das ist aber Zukunftsmusik. Klar ist erst einmal: Im Bett zuhause muss sich etwas ändern. Sich beide neu entdecken. Das erloschene Feuer wieder angefacht werden. Sonst ist es vorbei. Der Sex und damit dann auch früher oder später die Beziehung.
Denn wenn er die Affäre entdeckt, ist es vorbei. Hoch wahrscheinlich. Diesen Stich mitten ins Auge, oder auch ins Herz, hintergangen, belogen und betrogen worden zu sein, verzeihen nur ganz, ganz wenige Menschen. Und das dann auch nicht unbedingt aus Liebe, sondern aus Bequemlichkeit.