Letztlich gehören immer beide dazu, damit es funktioniert. Wenn er alles kategorisch ablehnt, muss man das nicht unbedingt fraglos hinnehmen. Tut man zwar für gewöhnlich, nennt sich schließlich "Rücksicht auf die Bedürfnisse des Partners nehmen", wenn das aber auf Kosten der eigenen Bedürfnisse geht, geht's nicht ohne Kompromisse. Gibt es die nicht, wird es früher oder später zum Problem, das immer größer wird.
Es hat ja offensichtlich 25 Jahre lang gedauert, bis der Leidensdruck groß genug war, das alles anzusprechen. Das ist natürlich schon extrem spät. Da hat sich schon vieles eingefahren.
Allerdings lese ich da auch raus, dass er jetzt erstmals Dinge tut, die er bislang nicht getan hat. Wieso nicht diese Reise weiter gehen?
Damit er wirklich umdenkt, dafür gibt es ein Druckmittel, das hässlich klingt, aber es nicht ist, weil es dank der Affäre jetzt ohnehin der Fall ist: Anzusprechen, dass es so nicht weiter gehen kann und die Beziehung tatsächlich auf der Kippe steht. Der Leidensdruck ist ja inzwischen doch schon sehr hoch, sonst würde es diese Affäre nicht geben.
Also ist die letzte Patrone nun wirklich die, eindringlich zu erklären, dass es so nicht mehr weiter gehen kann, sie einfach nicht mehr kann, aber keine andere Lösung als die Trennung sieht, wenn es so bleibt, wie es ist.
Nicht im Sinne "wenn du das nicht tust, lasse ich mich scheiden", sondern "ich kann nicht mehr, ich bin am Ende - und unsere Beziehung damit irgendwie auch".
Es sollte ihm klar werden, am besten ohne dass man es direkt anspricht, aber direkt genug damit er begreift dass die Lage ernst ist, dass er selbst etwas ändern muss, ihr entgegen kommen muss, möchte er, dass alles so bleibt wie es ist.
Er scheint sich ja in diesem "gemachten Nest", auch dem mit der finanziellen Sicherheit, ganz wohl zu fühlen.
Für die Kinder ist es auf jeden Fall das Beste, wenn sich da etwas bewegt. Wenn die Eltern wieder glücklicher sind, weil sie doch noch die Kurve gekriegt haben, ist das Gold wert.
Ich habe diesbezüglich im übrigen auch schon in meinem Bekanntenkreis die verrücktesten Dinge erlebt. In einem Fall waren beide schon über 30 Jahre zusammen, Kind schon längst aus dem Haus, in denen er die gesamte Zeit nie vom Sofa und Fernseher weg kam. Wieso irgendwo hingehen? Das Bier ist doch zuhause billiger.
Wieso reisen? Ist doch nur anstrengend.
Sie war da genau an diesem Punkt, kurz vor knapp, und sagte ihm, unter Tränen, dass es so nicht mehr weiter gehen kann. Sie fühlte sich zuhause eingesperrt, wollte hinaus in die Welt, und sagte ihm dann auch, einfach weil sie es nicht mehr ausgehalten hat, dass sie notfalls alleine in Urlaub fährt und nicht wisse, ob sie dann noch einmal wieder käme. Da kam er dann notgedrungen mit, nach über 30 Jahren!, und stellte auf einmal fest, dass dieses Reisen ja gar nicht so schlecht ist.
Inzwischen, fast 10 Jahre später, sind die beiden kaum noch zuhause.
Sie sind beide (!) richtig aufgelebt. Ihre Tochter sagte mir, dass sie ihre Eltern gar nicht mehr wieder erkennen würde, so gelöst hätte sie sie noch nie erlebt.
Es gibt natürlich auch Gegenbeispiele, die gibt es immer, aber es
muss eben nicht unbedingt schlecht ausgehen! Es kann auch gut ausgehen.
Vom Aufgeben hat noch keiner gewonnen.