Jedes gegenseitig finanzinteresselose Date ist zwangsweise ein Kompromiß: beide Seiten hoffen, davon geil zu werden. Unter Umständen wird aber nur eine/r von beiden geil, oder zumindest eine/r von beiden geiler als der/die andere. Und in heterosexuellen Konstellationen ist es meiner Erfahrung nach meist eher der Mann, der voll befriedigt aus dem Date herausgeht, während die Frau es vielleicht "ganz nett, aber nicht wirklich wow" fand.
Eine Frau z.B. wirklich gut zu fingern, kann in echte Arbeit ausarten. Mühsam sein. Die meisten Herren werden behaupten, daß sie es gern tun - aber dann tun sie es deshalb gern, weil sie dabei zum Beispiel gerne gucken oder gerne lecken oder gerne was-auch-immer wollen, und dabei vernachlässigen sie leider oft zugunsten ihrer eigenen Lust die Konzentration auf die beste Finger-Technik sowie -Intensität.
Beim GV entsprechend: die Herren stoßen oft eher im eigenen Rhythmus als in dem der Frau, und selbst dann, wenn beide Seiten vorgeben, dass es anders wäre (also der Mann sich ehrlich bemüht, auf die Frau "Rücksicht" zu nehmen und diese bemüht ist, ihre Bedürfnisse "wirklich transparent" zu machen) ist es oft so, daß irgendwann die Frau doch nicht "ganz so egoistisch" sein will und sich "beeilt" und deswegen nur halbherzig kommt, oder daß der Mann sich nicht mehr kontrollieren kann und/oder aber so sehr kontrolliert, daß er auch die Frau in deren Geilheit ausbremst und nicht nur sich selbst.
Der Vorteil einer professionellen Dienstleistung ist, daß man im Vorfeld fragen kann: "Bietest du XYZ an?" und dann auch wirklich egoistisch sein darf, WEIL man dafür bezahlt, daß die vereinbarte Leistung erbracht wird - und sich dabei KEINE SORGEN machen muß, ob das Gegenüber sich gerade langweilt oder müde Hände kriegt oder die Zunge verkrampft oder gerade keine schöne Aussicht etc. Alles TYPISCHE Gedanken, die sich Frauen machen, gerade beim Kontakt mit neuen Sexpartner/inne/n, und die das Vergnügen drastisch lindern.
Auch bei BDSM-Fantasien gilt: je konkreter eine bestimmte Sehnsucht ist, desto unwahrscheinlicher, daß jemand sie 1:1 genau konträr erfüllt. Privat bedeutet das fast immer, daß man entweder Abstriche macht bzgl. der Sehnsucht oder aber im Gegenzug noch etwas erfüllen muss, was nicht dem eigenen Kink entspricht und was die Konzentration auf die eigene Fantasie ggf. stört oder gar vereitelt.
Mein Fazit als Privatperson ist, daß ich schon verschiedene sexuelle Dienstleistungen in Anspruch genommen habe, obwohl ich auch ein reichhaltiges Partyleben habe (Playparties) und eine polyamouröse Beziehung führe, also auch ohne zu zahlen viele spannende und geile Erlebnisse habe.
Und als Anbieterin ist es mein Fazit, daß ich Frauen explizit ermutige, mich (oder Kolleginnen - und ja, es gibt auch Master) anzusprechen, ob wir eine bestimmte Sehnsucht in der gewünschten Weise erfüllen können oder eine Empfehlung für eine/n passendere/n Ansprechpartner/in geben können....
Ich würde mir auch aus gesellschaftspolitischen Gründen wünschen, daß sich mehr Frauen trauen, Erotikservices mit derselben Selbstverständlichkeit zu buchen wie Männer - und daß die Anbieter/innen der Erotikbranche kompetenter damit umgehen können, wenn eine Frau an sie herantritt - leider sind einige der Damen auch recht überfordert: so habe ich zum Beispiel mal eine Tantramasseurin erlebt, die explizit G-Punkt-Massage bewarb, aber der ich erstmal erklären mußte, wo sich überhaupt der G-Punkt befindet. Oder
mußte am Eingang eines Tabledance-Clubs bzw. eines Laufhauses, den/das jeder Mann einfach so betreten konnte, erstmal mit dem Portemonnaie winken und meine explizite Zahlungsbereitschaft auch bzgl. Privatdances und/oder "Zimmerservice" betonen (und drinnen auch beweisen), um überhaupt Einlass zu erhalten. Das war okay, da ich die Zahlungsbereitschaft wirklich hatte - aber ein Mann hätte auch unverbindlich "mal gucken gehen" können ....