"Er" schreibt...
********24cm:
trotz einem halben Jahrhundert von extrem starker Enttabuisierung von Sex
Das ist aber auch nur in Teilbereichen der Fall und in meinen Augen auch eher Einseitig, denn das allgemein gültige gesellschaftliche Bild einer Frau, die mit vielen verschiedenen Männern sexuellen Kontakt hat ist noch immer im weitesten Sinne das selbe. Ebenso das des Mannes. Auf der einen Seite wird es "verteufelt" (Frau) und auf der anderen Seite steht der Mann als Casanova da.
Was irgendwelche Praktiken angeht, in welche Richtung auch immer sieht es doch auch nicht viel anders aus. Es ist vielleicht mehr im Gespräch aufgrund einiger Bücher, aber sofern derjenige mit dem man darüber zu sprechen versucht nicht selber in irgendeiner Form etwas damit zu tun hat, wird man ebenso schief angesehen. Mit dem was "meine" Frau und ich ausleben, bräuchte ich nicht vielen mir bekannten Menschen zu kommen. da ist der Kreis in dem es wirklich akzeptiert und "enttabuisiert ist" wirklich extrem klein.
Im Bezug auf Sexting ist es doch auch nicht anders. Wird es hier im Joy angesprochen, wird sicher deutlich offener darüber gesprochen und findet auch oft in irgendeiner Form Anklang oder Zustimmung, aber mit irgendjemandem aus dem persönlichen Umfeld darüber sprechen, dass man einem/einer anderen sehr intime und eindeutige Fotos schickt, würden vermutlich die allerwenigsten. Wenn doch, dann nur mit einem sehr begrenzten Kreis. Entsprechend sehe ich in den meisten Fällen das Thema Sex, auch wenn ich/wir es persönlich ganz anders handhaben und leben, noch immer in weiten Teilen als das größte Tabuthema im realen Leben an.
Zum einen, weil man mit derlei intimen Sachen keineswegs hausieren geht, da es einfach eine ganz private Angelegenheit ist, die man nur mit bestimmten und ausgewählten Menschen teilt, aber zum anderen und das ist das eigentlich "traurige".....
..., weil man noch immer für viele Dinge die einem im sexuellen Bereich gefallen, verurteilt und abgestempelt wird. Unter Umständen mit Ausgrenzung oder gar beruflichen Schwierigkeiten zu kämpfen hat, sowie nicht differenziert wird zwischen dem der diese Vorliebe (welche auch immer es sein mag) hat und denen, die im direkten Umfeld leben. Beispiel hier sind in meinen Augen Kinder, die aufgrund der offen ausgesprochenen Vorliebe der Eltern vielleicht mit Mobbing in der Schule oder sonstwo zu kämpfen haben, weil es über irgendwelche Gespräche der Eltern die zufällig gehört werden, oder über andere Wege, bis dorthin gelangt.
Ein noch deutlich näheres und besseres Beispiel ist Homosexualität. Ja, es ist in der Gesellschaft sicherlich deutlich akzeptierter als noch vor 10 oder 20 Jahren, aber selbst hier kann man noch nicht ohne Bedenken ein Outing machen, ohne unter Umständen berufliche Konsequenzen (über Umwege) zu fürchten oder im eigenen Freundeskreis die Erfahrung zu machen ausgegrenzt zu werden.
Selbst hierfür ist unsere Gesellschaft leider nur begrenzt offen genug.
Dementsprechend vorsichtig bin ich/sind wir damit, wer im Zusammenhang mit unserem Profil hier oder bei irgendwelchen heißen Chats, Bilder mit Gesicht und Erkennungsmerkmalen bekommt. Dieses Vertrauen haben wir nur unter uns beiden bisher und daran wird sich mutmaßlich auch auf lange Sicht nichts ändern.
LG "Er" von NeueReize