Kann man nur einen Menschen lieben?
Ich muss gestehen, dass ich mit dem Wort Liebe lange Zeit meine Probleme hatte. Als Kind sich von den Eltern ungeliebt fühlend, fuhr ich als Jugendlicher mit der Straßenbahn durch die Straßen Kölns, schaute aus dem Wagon und sah mir die Mädchen an, die auf der Straße vorbeiliefen. Und davon sollte eine mich irgendwann lieben? Unvorstellbar! Später wurde mir bewusst, woran es gelegen hatte: ich liebte mich selbst nicht, warum sollte es jemand anderes tun.
Irgendwann kamen dann doch so mit 18 meine ersten Liebschaften und Beziehungen. Das Recht auf sexuelle Exklusivität maßte ich mir nicht an: wir waren doch alles freie Menschen, die entscheiden konnten, mit wem sie eine Nacht verbrachten.
Dann merkte ich, dass ich einen besseren Zugang zu mir bekam: ich mochte bestimmte Anteile von mir sehr wohl, war sogar stolz darauf. Noch später merkte ich, dass ich diese Anteile an mir liebte. Das hatte aber zur Folge, dass es sehr viele Menschen gab, die Anteile hatten, die ich ebenso liebte.
Heute liebe ich meine Lebenspartnerin, aber auch viele andere Menschen, die ihren Weg gehen, ohne andere zu verletzen. Und die Natur, die uns nicht nur umgibt, sondern deren Teil wir ja auch sind.
Mittlerweile sind mir sexuelle Beziehungen außerhalb meiner Beziehung nicht mehr wichtig. Meine Freundin darf auch sexuell lieben, wen sie mag, ich halte mich zurück, da sie doch recht eifersüchtig ist und es mir nicht so wichtig ist. Und gleiches Recht für alle? Nein, ich nehme mir dieses Recht einfach nicht heraus.
Langer Rede, kurzer Sinn: ich finde es sehr einschränkend, nur einen Menschen zu lieben. Das geht bei mir überhaupt nicht, dafür sind einfach zu viele tolle Menschen unterwegs.
Wie seht Ihr das?
Teilt Ihr meine Auffassung?
Oder habt ihr ganz andere Erfahrungen?
Ich freue mich auf einen freundlichen Austausch.