*******le7:
Gab es schon einmal eine Situation, in der ihr eine Affaire/Beziehung trotz starker beidseitiger Anziehung/Gefühle beendet habt?
Ja, gerade ganz frisch. Heute. Obwohl ich nicht unbedingt von einer Affäre sprechen würde. Ich befand mich im Anfangsstadium, wir haben uns privat öfter getroffen, es kam zu Küssen, zu kleinen Fummeleien, aber kein Sex.
*******le7:
Was waren die Gründe dafür?
Da gab es einige. Zum einen handelte es sich um den verheirateten Vater der besten Freundin meiner Tochter und von Anfang an war meine größte Sorge, dass ich womöglich die Freundschaft meines Kindes zerstöre. Seine Frau ist nur am Wochenende zu Hause und arbeitet ansonsten in einer anderen Stadt, er ist sehr einsam. Seine Frau wusste nichts von uns und man kann ja nie einschätzen, wie jemand reagiert, wenn er erfährt, dass er betrogen wurde. Am Ende verbietet sie den Mädchen den Kontakt und das wäre wirklich schlimm gewesen.
Er hat mir zudem gestanden, dass er sich ein wenig in mich verliebt hat. Dem stand ich zwiegespalten gegenüber. Noch vor einem Monat habe ich gesagt, dass ich den Kontakt zu jemandem abbrechen würde, der sich in mich verliebt, weil das nur Stress bedeutet. Jetzt, konfrontiert mit dieser Situation, würde ich meine Meinung gerne revidieren.
Nun würde ich sagen, dass ich nicht für die Gefühle eines anderen verantwortlich bin und er selbst entscheiden muss, ob er damit zurechtkommt, dass er mich wahrscheinlich nie ganz wird "haben" können, oder ob er es einfach nicht erträgt und von selbst den Kontakt abbricht. Von meiner Seite aus würde ich den Kontakt nur dann vermindern oder ganz einstellen, wenn er sich aktiv in meine Beziehung drängt und diese mutwillig zerstören will, oder wenn er mir Tag für Tag die Ohren volljammert. Über Gefühle kann man reden - das ist wahrscheinlich sogar wichtig, um zu wissen, woran man ist - aber ich will zum Beispiel nicht hören, wie so viel besser er doch für mich wäre, usw.
In diesem Fall hat mich konkret gestört, dass er gebunden ist. Solche Situationen sind einfacher mit jemandem, der keinen Partner hat. Aber ich habe keine Lust, dass eines Tages die fuchsteufelswilde Ehefrau vor meiner Tür steht und mit einem Messer nach mir wirft, weil ihr Mann wegen mir Schluss gemacht hat, oder so.
*******le7:
Wie reagierte euer Partner?
Mein eigener: Er wusste nichts davon und ich habe erstmal auch nicht vor, ihm davon zu erzählen. Noch definieren wir unsere Beziehung als offen, aber ich habe das Gefühl, dass das allmählich ernsthaft zur Debatte steht. Schon vorher habe ich gemerkt, dass er zwar recht enthusiastisch war, als wir unsere Beziehung geöffnet haben, aber sehr schnell die Ernüchterung kam, als er gesehen hat, dass das ja auch bedeutet, dass
ich mit anderen Menschen flirte und eventuell Sex habe. Das reale Erleben dieser Vorstellung hat ihn wohl überfordert. Da er bereits aufgrund einer sehr harmlosen, neuen Bekanntschaft von mir verbal und vor Kurzem sogar körperlich aggressiv mir gegenüber wurde, habe ich ihm bisher nicht gesagt, dass ich etwas intimeren Kontakt zu einem verheirateten Mann habe (den er durchaus kennt). Auch, weil er mir immer gesagt hat, dass er es nicht wissen will, wenn ich mit jemandem auf dieser Ebene "anbandele". Also hab ich es sein gelassen und zwar erzählt, dass ich mich mit diesem Mann hin und wieder treffe, aber nicht, dass er mich vor einer Weile bereits angebaggert hat und mehr zwischen uns passiert ist, als ihm wohl lieb gewesen wäre.
Ausschlaggebend war aber auch, dass mein Freund, wohl tatsächlich zufällig, letztens erwähnt hat, dass es ihn stören würde, wenn ich etwas tun würde, was negative Auswirkungen auf unser Kind hätte - wie zum Beispiel etwas mit einem Vater anzufangen, dessen Kind mit unserem befreundet ist. Und da gebe ich ihm nun recht.
Meine "Affäre" reagierte zum Teil verständnisvoll, aber auch ein wenig verzweifelt. Verständnisvoll, weil er, sachlich betrachtet, natürlich weiß, dass die Freundschaft unserer Töchter wichtiger ist, als unsere eigenen, kurzlebigen Bedürfnisse, die bei ihm aus Einsamkeit und bei mir schlicht aus Neugierde und sexueller Anziehung entstanden sind. Verzweifelt, weil er die Zeit mit mir unheimlich genossen hat, er wirklich unglücklich und einsam ist und sich eben bereits Gefühle entwickelt haben. Ich fühle mich extrem zu ihm hingezogen. Ich liebe ihn nicht, aber eine gewisse "Verliebtheit" und Schwärmerei ist definitiv da und ich bin unheimlich traurig, dass ich das Ganze nun stoppen musste.
*******le7:
Wie denkt ihr im Nachhinein über eure Entscheidung, würdet ihr es heute auch so machen?
Es ist ja alles noch sehr frisch, aber ich denke, ich habe richtig gehandelt und ich würde es auch wieder so machen. Die Gründe waren einfach
• es hätte eventuell meinem Kind geschadet
• ich hätte meinen Freund enttäuscht
• meine "Affäre" hat Gefühle entwickelt, ist aber fest gebunden und ich konnte nicht einschätzen, ob er etwas Dummes tut
Jetzt kann ich nur hoffen, dass sich der Sturm wieder legt, wir wieder normal miteinander umgehen, unsere Gefühle abebben und er nicht plötzlich das Bedürfnis verspürt, seiner Frau davon zu erzählen.