Unbeschreiblich
12. Juli 2012Während Katys Urlaub besuchte ich ihren Club wir ursprünglich geplant einmal wöchentlich. Katy kannte meinen Plan. Ich war immer noch ihr Kunde, und sie wusste, dass ich während ihrer Abwesenheit mit anderen Frauen Sex haben würde. Seit letztem Dienstag war Katy wieder im Club. Da ich jedoch am Tag davor bereits dort war, entschied ich mich, erst gegen Ende der Woche wieder hinzugehen.
Am Mittwochabend entschied ich mich, dass ich nicht länger warten wollte, da ich sie sehr vermisste. Mit der Aussicht, dass ich sie somit am nächsten Tag endlich wieder sehen würde, verbrachte ich die ganze Nacht schlaflos. Ich war nervös. Als sich am Donnerstag der Feierabend näherte, wurde ich immer nervöser, bis mir am Ende fast übel wurde. Ich war mir nicht sicher, ob es sich lohnt, nach einer schlaflosen Nacht und einem ganzen Arbeitstag ins Bordell zu gehen oder ob dies geradezu nach einem Misserfolg schrie.
Der Hauptgrund für meine Nervosität war jedoch die Ungewissheit, wie Katy nach vier Wochen Abwesenheit über mich (und uns) denken würde. Vielleicht hatte sie zu viel Zeit, um nachzudenken, und würde zum Schluss kommen, dass wir keine Zukunft hätten. Vielleicht vermisste sie mich aber auch und freute sich, mich wiederzusehen. Ich hatte keine Ahnung. Was wäre, wenn sie mich ablehnen würde? Könnte ich anschließend regelmäßig mit ihr ins Bett, wenn ich Gefühle für sie hatte?
Obwohl mich diese Ungewissheit und Nervosität quälten, oder gerade deswegen, entschied ich mich, dass ich sie heute sehen musste, um Klarheit zu erhalten. Ich fühlte mich selten vor einem Bordellbesuch so schlecht.
Als die Tür geöffnet wurde, stand nicht wie üblich die Empfangsdame vor mir sondern Katy selber. Ihre Augen glänzten vor Freude, und ihr Lächeln war groß und warm. Ich wunderte mich, ob sie mich auf dem kleinen Monitor der Überwachungskamera erkannt hatte, doch sie meinte später, sie habe mich nicht gesehen, es sei purer Zufall gewesen.
Ich hatte Katy vier Wochen lang nicht mehr gesehen. Ich konnte sie nicht einfach für fünfzehn Minuten besuchen. Selbst eine halbe Stunde schien viel zu kurz. Ich wollte nicht nur meine wöchentliche Ration Sex konsumieren; ich wollte mich auch mit der Frau, für die ich so starke Gefühle empfand und die ich während ihrer vierwöchigen Abwesenheit so vermisste, unterhalten können. Also entschied ich mich ausnahmsweise für eine ganze Stunde, was in diesem Club – einem der teureren der Stadt – ein Vermögen kostete.
Rituell folgte ich Katy die enge Wendeltreppe hoch in ihr Zimmer. Wir wechselten ein paar höfliche Worte, dann ließ sie mich alleine, um zu duschen, während ich separat ebenfalls duschte. Nach ungefähr zehn Minuten kehrte sie zurück, spähte durch den Türspalt, betrat das Zimmer und begrüßte mich mit dem Wort »Baby«. Zu dem Zeitpunkt waren wir beide bereits komplett nackt.
Katy war sichtlich glücklich, mich wiederzusehen. Wir unterhielten uns lange. Katy erzählte mir von sich, ihrer Familie, ihrem Urlaub, und sie stellte Fragen über mich, mein Leben und meine Ziele. Ich erfuhr, dass sie zwei Kinder haben möchte und sich nicht mehr prostituieren wolle, wenn sie einen festen Freund habe – sie würde sich eine »normale Arbeit« suchen. Sie könne nicht mit anderen Männern Sex haben, wenn sie verliebt sei.
Diese Enthüllung enttäuschte mich zu einem gewissen Grad. Ich hatte intensiv über meine mögliche Beziehung mit Katy nachgedacht. Ich war mir meiner Promiskuität bewusst und konnte mir nicht vorstellen, für den Rest meines Lebens nur noch mit der gleichen Frau Sex zu haben. Ich hatte es genossen, jede Woche mit einer anderen Frau zu schlafen, und indem ich damit begonnen hatte, über die Erlebnisse zu schreiben, wurde aus einer reinen Bedürfnisbefriedigung ein Hobby. Eine Freundin zu finden, die akzeptieren würde, dass ich weiterhin Prostituierte besuche, wäre eine schier unüberwindliche Aufgabe gewesen – insbesondere da es für mich nur schon ungewöhnlich schwierig war, überhaupt eine Freundin zu finden. Eine Beziehung mit einer Prostituierten hätte dieses Problem auf elegante Weise gelöst. Ich hätte von ihr nicht erwartet, ihren Beruf aufzugeben. So enttäuschte mich, dass sie das in Erwägung zog und von mir erwartete, ich würde mit ihr eine monogame Beziehung führen. Für diese Diskussion war es jedoch noch viel zu früh.
Das zweite, was mich beunruhigte, war ihre Erwähnung, sie würde Kinder wollen. Ich hatte noch nie den Wunsch nach Kindern verspürt, hatte mir nie vorstellen können, eine eigene Familie zu haben. Ich glaube kaum, dass ich ein guter Vater wäre. Ich hatte nie gelernt, wie ein guter Vater sein müsste, und ich benötige sehr viel Ruhe und Zeit für mich allein. Ich könnte mir keine schreienden Kinder in meiner Wohnung vorstellen. Doch auch für dieses Thema war es noch viel zu früh.
Die Stunde verging und wir realisierten, dass wir gar keinen Sex gehabt hatten. Wir waren so damit beschäftigt gewesen, uns zu unterhalten, so viel übereinander zu lernen, die Anwesenheit des anderen zu genießen, dass wir die Zeit völlig vergessen hatten. Es kam schon nicht oft vor, dass ich vierhundert Franken für eine Prostituierte bezahlte; mich für diesen Preis nur mit ihr zu unterhalten, war ein völlig beispielloses Ereignis. Als Katy erkannte, dass die Zeit um war und sie mir nicht die bezahlte Dienstleistung gegeben hatte, reagierte sie verzweifelt. Sie hatte gewollt, dass ich zu meinem Vergnügen käme. Vielleicht sorgte sie sich auch, ich würde mich beim Bordellchef über sie beschweren. Das hätte ich natürlich nie getan, aber ein wenig enttäuscht darüber, dass ich für diesen Betrag keinen Sex hatte, war ich schon.
Als ich zuhause in meinem Blog über das Erlebnis mit Katy schrieb, wurde ich in einem Blogkommentar heftig beleidigt. Der Schreiber hatte selber mehrmals versucht, eine Prostituierte dazu zu bringen, sich in ihn zu verlieben, war jedes Mal gescheitert und zum Schluss gekommen, dies wäre unmöglich, und jeder, der es versuche, sei ein naiver Bauerntölpel. Dies hatte zur Folge, dass ich mich entschied, im Blog nicht mehr über Katy und mich zu berichten. Natürlich hatte ich die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass mich Katy nur belog, um mich dazu zu animieren, sie im Club zu besuchen, doch ihre Antworten auf meine Fragen schienen ehrlich, kamen ohne Bedenkzeit, waren konsistent und ergaben Sinn. Ihr strahlendes Lächeln, ihre glänzenden Augen wirkten authentisch, ihre Freude unverkennbar.
Allerdings hatten all die negativen Stimmen im Internet und in meinem Freundeskreis meinen Verstand vergiftet: Konnte ich Katy wirklich trauen? Ihre Geschichte war konsistent, aber mein Verstand strickte sich eine detaillierte alternative Version zusammen, in der Katy eine skrupellose Lügnerin war, die mit meinen Gefühlen spielte, um mehr Geld zu verdienen.
Unglücklicherweise ging auch diese Version der Geschichte lückenlos auf.