Umgekehrter Fall
Beim Stöbern nach Informationen zum Thema BDSM hier im Forum bin ich über Ashys Beitrag gestolpert, und was Du schreibst, hat mich echt erwischt, denn in gewisser Hinsicht könnte ich Dein Partner sein - denn ich erlebe gerade den umgekehrten Fall.
Mein Beispiel soll Dir Mut machen, das beste beider Welten zu vereinen und zu leben.
Meine Lebenspartnerin und ich sind seit vielen Jahren zusammen, lieben uns sehr und verstehen einander. Sexuell haben wir sehr viel miteinander erlebt und erfahren, und unser Sex ist toll, wie sie selbst auch immer betont.
Wir wollen zudem auch gemeinsam über den Tellerrand schauen und Sex mit anderen Menschen erleben, denn das wirkt spannend und könnte im Idealfall eine Bereicherung für unsere Beziehung sein.
Aber vor dem Thema BDSM bin ich immer zurückgeschreckt - nicht, weil ich es nicht mögen würde (das ist der entscheidende Unterschied zu Ashys Partner), sondern in erster Linie, weil ich keine echten Erfahrungen darin habe und mich demgemäß natürlich sogar beim Ausprobieren nicht authentisch fühle. Und das ist klarerweise ein echter Killer.
Sie hat ihr devotes Bedürfnis schon lange vorher unterschwellig wahrgenommen, aber mit der Zeit dann in sich vergraben. Nun bricht es aus ihr heraus, und zwar so, dass sie keine andere Chance mehr sieht, als diesen Weg zu gehen.
Zugleich will sie aber unsere Beziehung nicht aufgeben, weil uns so viele Dinge und vor allem unsere tief empfundenen Gefühle füreinander verbinden. Wir haben uns nun seit einiger Zeit sehr intensiv mit der Situation beschäftigt und sind übereingekommen, dass sie sich jemanden sucht, mit dem sie diese Neigung ausprobieren kann.
Das tut mir sehr weh, denn ich möchte für sie da sein und gerne all ihre Bedürfnisse erfüllen, aber derzeit geht das eben nicht. Ich interessiere mich sehr für die Dom/Sub-Thematik und finde sie sehr spannend, aber nachdem ich gerade auch in sexueller Hinsicht tendenziell eher impulsiv, spontan und emotional bin, fehlt mir irgendwie die Gabe, Situationen bewusst, überlegt und kontrolliert zu gestalten. Das habe ich selbst erst im Zuge unserer Auseinandersetzung mit dem Thema herausgefunden.
Nachdem sie wie gesagt mit mir zusammenbleiben möchte, haben wir gemeinsam überlegt, wie die Voraussetzungen sein müssten, damit ich damit leben kann, dass ein anderer die Dom-Rolle übernimmt.
Ich habe dann mühsam meine Vorstellungen dazu erarbeitet: ich wusste instinktiv, dass ich ihn kennenlernen muss, er sollte mir sympathisch sein und ich sollte gelegentlich bei Sessions dabei sein können, um zu sehen und mitzuerleben, worum es meiner Traumfrau geht. Ich glaube sogar, dass mich das ziemlich anmachen kann - und im besten Fall kann ich das alles nachvollziehen und eventuell auch lernen, es selbst aufzuprobieren.
Meine Partnerin meinte, sie wolle mich keinesfalls aus diesem neuen Bereich ausschließen, sie wäre im Gegenteil sehr einverstanden, wenn ich dabei bin. Das war für mich extrem wichtig, denn ich hätte es nicht ausgehalten, wenn sie sozusagen eine Parallelwelt betritt und für mich dort nicht mehr erreichbar ist. Ansonsten hätten mich meine blühenden Phantasien echt umgebracht.
Sie hat diesen für sie deutlich schwierigeren Weg gewählt, weil sie mich liebt - und sie hat nach längerer Suche tatsächlich jemanden gefunden, der sich darauf einlassen möchte.
Das ist im Grunde das Szenario, das SchwarzSchaf in seinem ersten Posting beschrieben hat.
Ich habe den Kandidaten inzwischen allein in einer Bar getroffen, und er war mir tatsächlich sympathisch - er ist nett, respektvoll und hat extra betont, dass ich ihn jederzeit kontaktieren kann, wenn ich etwas wissen will - außerdem hat er auch hervorgehoben, dass er unsere Beziehung nicht zerstören möchte, auch weil er mich ebenfalls mag und respektiert.
Natürlich bin ich nicht so naiv zu vergessen, dass er keineswegs uneigennütig handelt - aber das ist wohl verständlich und klar.
Unser aller Vorstellung ist jedenfalls, dass sich dieser Weg im Idealfall als bereichernd für alle Beteiligten erweist.
Und da stehen wir nun - ich bin schon gespannt auf die erste Session, die ich miterleben werde.
Festhalten möchte ich noch, dass meine Partnerin und ich parallel eine begleitende Paartherapie machen, die sich als extrem hilfreich erwiesen hat. Der Moment, als die Therapeutin unsere Situation in drei Worten zusammengefasst hat, wird mir zeitlebens in Erinnerung bleiben - egal, was passiert: Aushalten oder Trennen.
Es gibt für mich keine andere Option, daher werde ich meinen Lebensmenschen auf diesem Weg begleiten und unterstützen, so gut ich kann.