Ironie und Humor - muss das sein?
Eine Kolumne nicht nur für Männer. Ich schreibe gerne Kolumnen. Dieses Genre der leichten Literatur liegt mir besonders am Herzen. Und zugegeben: ich übertreibe beim Schreiben gerne und spitze zu. Das ist nun mal das Stilmittel einer Kolumne, die durchaus das Lächeln auf das Gesicht einer Leserin und Lesers zaubern soll. Ironie und Humor sind sexy, und einen andauernd Sarkasmus auszulösen, ist der Traum jedes Kolumnisten.
Allerdings beobachte ich auch mit einiger Sorge, dass das Verständnis für dieses Genre letzthin etwas gelitten hat. Sprich: Ironie wird nicht immer als solches erkannt. Und Humor geschieht nur dann, wenn man selber lacht – über die eigene Witzigkeit. Während der Adressat irritiert mit unverständlichem Blick die vermeintliche Pointe quittiert.
Die Quittung bekommt der Kolumnist per Leser-Mail heute direkt und ungefiltert.
Schreibe ich also über Frauen, die sich nicht trauen, dann darf ich mit Sicherheit Zuschriften männlicher Solidarität erwarten: „Du – mir geht es genauso! 25 Jahre keinen Sex. Jetzt bin ich schwul ...“. Oder es hagelt wohlmeinende Ratschläge: „ Du musst Frau näähmen – Zack! Viel Erfolgreich!“. Nicht dass ich undankbar über solche Zuschriften zumeist männlicher Fürsorge bin. Manches dient als Anregung für Neues. Aber es macht mich auch betroffen, wenn ich einen Zeitgenossen vermute, dem die biergesättigten Tränen über die Wange rollen beim Lesen und er voller Mitgefühl auf dem Sofa denkt: „Mensch, da ist ein Kumpel in Not, der notgeil sich seiner tiefen Triebe beim Schreiben entledigt und dem man Mut zusprechen muss“. Ehrlich, solches Mitgefühl findet man heute selten in unserer Gesellschaft!
Ich hatte den Impuls, eine Männerselbsthilfegruppe bei JC zu gründen: angstfreies Häkeln von Pudelmützen für tibetische Zwergrinder und nebenbei Gespräche über Potenzprobleme auf heimischen Sitzmöbeln. Vielleicht schreibe ich aber lieber ein Sachbuch darüber als eine Kolumne.
Natürlich bin ich auch für Ratschläge zur Optimierung meiner Sexualität dankbar. Besonders, wenn diese von ausländischen Mitbürgern kommen, die ja noch andere kulturelle Erfahrungen einzubringen haben und sich zackartig der Schnelligkeit unserer Kultur recht gut angepasst haben. Jener Leser hatte dann noch einen Tipp parat: „Musst Frau mit Zucker und Peitsch!“
Donnerwetter! Da wurde wohl einem der deutschen Philosoph Friedrich Nietzsche untergejubelt. Die Integrationskurse hierzulande tragen erste … Hiebe, äh Früchte.
©Dreamy2016
Ach richtig! Vorsicht Satire!